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Jim Buffalo – 20. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die Goldmacher von Winningstreet
Das 20. Abenteuer Jim Buffalos
2. Kapitel

Das Dokument

Patrick stellte sich oben an der Treppe auf. Er wartete ein wenig. Als er den Besitzer der geheimnisvollen Maschine wieder unten hantieren hörte, schlich er auf den Fußspitzen wieder zurück.

Jim Buffalo hatte die Rolle wieder aus der Zeitmaschine an sich genommen und beschäftigte sich so eifrig mit derselben, dass er nicht darauf achtete, was um ihn geschah. Er sah infolgedessen auch nicht, wie sich die Tür zum Gewölbe, die unterhalb der Treppe angebracht war, leise öffnete und ein Gesicht an dem Spalt sich zeigte.

Jim Buffalo öffnete die Rolle und sah zu seiner Überraschung ein vergilbtes Dokument auf Pergament vor sich. Es enthielt einige Reihen seltsamer Worte.

Jim Buffalo war sehr erregt. Der Eifer, der Wissensdrang kam über ihn. Was hatten die rätselhaften Worte zu bedeuten? Enthielt das Dokument neue wichtige Offenbarungen, die auf die Zeitmaschine Bezug hatten?

Er nahm eine Lupe zur Hand, und siehe da, es dauerte denn auch nicht lange, so hatte er die Inschrift entziffert. Sie war in altlateinischer Schrift angefertigt und lautete in der Übersetzung folgendermaßen:

Fremdling, der du der glückliche Besitzer der Zeitmaschine sein wirst, vernimm und präge deinem Gedächtnis ein, was dir aus göttlichem Mund kundgetan wird. Du kennst kaum den zehnten Teil der Geheimnisse, welche die Zeitmaschine birgt. Dieses Dokument wird dich zum Beherrscher vieler Menschen machen, denn seine Inschrift auf der Rückseite tut dir kund, dass du mithilfe eines gewissen Stoffes, den du in einem Gebirge Brasiliens finden wirst, Gold machen kannst. Dieser Stoff befindet sich allerdings im Inneren des betreffenden Gebirges, aber mithilfe der Zeitmaschine wirst du sehr bald in das Innere des Berges gelangen. Mach dich auf den Weg, wenn du den Plan studiert haben wirst.

Mit leicht begreiflicher Aufregung studierte Jim Buffalo, nachdem er die Schrift laut vorgelesen hatte, den Plan. Er hatte bald herausgefunden, dass dieses Gebirge in den Küstengebirgen Brasiliens, in der Nähe von Rio de Janeiro lag.

Er nahm sich vor, bald mit seinen Nachforschungen zu beginnen. An der Herstellung des Goldes lag ihm sehr wenig, denn er hatte kein Interesse daran, ein Mensch zu werden, der durch seinen Reichtum die Welt beherrschen sollte. Es war nur der Wissensdrang, der ihn dazu verleitete, der geheimnisvollen Botschaft des Dokuments Folge zu leisten.

Er verließ das Gewölbe, wobei er beinahe den Lauscher erwischt hätte.

Patrick konnte nicht schnell genug die Treppe hinauf. Seine Mütze rollte die Treppen herab.

Jim Buffalo war erstaunt, als er die Mütze fand. Wie kam sie hierher? Dann erinnerte er sich, dass der Mann, der ihm Hilfe geleistet hatte, eine derartige Mütze besaß. Er machte ein nachdenkliches Gesicht. Sein Argwohn war rege geworden. Die Mütze nahm er mit hinauf. Er verschloss das Gewölbe noch einmal so sorgfältig als sonst. Als er an der Portierloge vorüberkam, machte er einen Augenblick Halt. Der Portier öffnete, als er ihn rief.

»Wer war der Mann, den Sie mir geschickt haben?«, fragte Jim Buffalo ihn.

Der Portier zuckte die Achseln.

»Er ging hier mit zwei anderen Männern vorüber«, log er. »Er war der Stärkste, daher fragte ich ihn, ob er sich etwas verdienen wolle. Er ging darauf ein und ich schickte ihn hinab.«

»Seltsam«, sagte Jim Buffalo. »Der Mann hat seine Mütze auf der Treppe verloren. Nehmt sie an Euch. Wenn er noch einmal hier vorbeikommen sollte, so gebt ihm die Mütze.«

Der Portier versprach es und Jim Buffalo ging weiter. Er hatte keine Ahnung, dass derjenige, dem die Mütze gehörte, die Worte, die gewechselt wurden, mit anhörte.

Der Portier sagte lachend. »Er scheint harmloser zu sein, als wir angenommen haben, sonst hätte er wirklich nachdenklich werden müssen. Es war auch sehr unvorsichtig von dir, Patrick, dass du die Mütze verloren hast.«

»Well, aber ich konnte es nicht ändern. Wenn ich hinabgegangen wäre, würde ich ihm in die Arme gelaufen sein. Es war schon so das Beste.«

Sie setzten sich gegenüber und Nat, der Portier, brachte eine Flasche Wein. Er goss die Gläser voll und sagte schmunzelnd, indem er das seine gegen das Licht hob: Dieses Weinchen werden wir in kurzer Zeit hoffentlich täglich trinken können. Verdammtes Glück hast du gehabt, Patrick, wir werden das Geheimnis an unsere Auftraggeber so teuer wie möglich verkaufen.«

»Am liebsten möchte ich es selbst verwerten«, sage Patrick nachdenklich. »Denke dir, wenn wir selbst Gold machen könnten?«

»Hm, eine feine Sache«, bestätigte der Portier zustimmend. »Aber andererseits darfst du nicht vergessen, dass allerlei Geld dazu gehört, um den Plan weiter zu verfolgen. Dazu müssen wir Geldleute haben und es bleibt uns nichts weiter übrig, als den Männern in der Winningstreet gegenüber Farbe zu bekennen.«

»Das werde ich auch tun. Aber ich werde mich trotzdem vorsehen, dass ich ihnen nicht zu viel verrate. Sie sollen immer in meiner Hand bleiben, ungefähr so, dass sie wohl alles wissen, aber doch ohne mich nichts unternehmen können.«

Der Portier rieb sich wieder die Hände und frohlockte.

»Du bist ein tüchtiger Kompagnon, Patrick. Es tut mir nicht leid, dass wir zusammengekommen sind.«

»Das will ich meinen, denn wer mit mir zu tun hat, braucht es nie zu bereuen. Der Patrick ist immer ein Mensch gewesen, mit dem sich reden lässt.«

Sie stießen an und es dauerte nicht lange, so war die Flasche leer. Nat, der Portier, wollte noch eine zweite herbeiholen, aber Patrick winkte ab.

»Zuerst muss ich meinen Auftraggebern in der Winningstreet Bericht erstatten«, sagte er. »Sie werden Augen machen. Pass auf, Nat, wenn ich komme, bringe ich Kies mit, aber nicht zu knapp.«

Er erhob sich und verließ das kleine Haus. Nat sah ihm nach und murmelte: »Donnerwetter, das wäre ein Ding, wenn wir reich würden. Ich glaube, es wird ernst, denn was Patrick mir erzählt hat, scheint wahr zu sein.«