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Nick Carter – Band 12- Eine gestörte Hochzeit – Kapitel 11

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Eine gestörte Hochzeit
Ein Detektivroman

Ein seltsamer Leichnam

Er trat zu ihm und sagte jovial: »Well, mein Junge, heute Nacht gibt es schwere Arbeit, aber noch vor Mitternacht werden wir sie schon beendet haben.«

Als Patsy mit Nick zusammentraf, erzählte er seine und Chicks Abenteuer in Philadelphia.

Nick hörte aufmerksam zu, und zum Schluss sagte er: »Gut, du und Chick habt herausgefunden, was unsere Geschichte vollständig macht. Wir hätten uns nun auch ohne Frau Ladew behelfen können.«

Nun berichtete er ihm alles, was er von Frau Ladew erfahren hatte. Als er geendet hatte, rief Patsy aus: »Jetzt ist mir erst klar, was in der verschlossenen Kutsche gebracht werden soll, es ist niemand anderes als unser Engländer.«

»Das ist richtig«, bemerkte Nick, »und dann wird die ganze Sache sich in dem hinteren Gebäude abspielen.«

»Meister, das ist ein schmutziger Platz für eine Dame, und es wäre töricht, den Burschen dort herauszuholen.«

»Töricht oder nicht«, sagte Nick ruhig, »sind wir nicht an noch schlechteren Plätzen gewesen?«

Nach einiger Zeit sagte er: »Ich möchte wissen, wo wir Chick treffen.«

»Das will ich Ihnen sagen. Zuletzt sah ich ihn in Lannigans Nähe.«

»Er wird bald da sein«, meinte Nick lachend, »denn er ist immer zur rechten Zeit bei der Hand. Aber kommt jetzt mit, wir müssen Ida holen.«

»Ist sie auch hier?«

»Ja, sie kam mit mir, denn ich wusste noch nicht, was sie mit Mrs. Ladew zu tun haben würde. Wie es jetzt ist, muss sie zu ihr gehen.«

Sie begaben sich zu dem Hotel, wo Nick Ida zurückgelassen hatte, und hier schrieb Nick ein Billet an Mrs. Ladew und sagte Ida, sie sollte der Dame beistehen, wenn diese etwa von Lannigan besucht würde.

Währenddessen gaben Nick und Patsy ihre Bemühungen auf, Chick zu finden. Es war schon spät, als sie immer noch keine Spur von Chick gefunden hatten. Endlich erreichten sie die Station, wo sie angekommen waren, und sahen Lannigan gerade hineingehen.

»Chick muss hier irgendwo sein«, bemerkte Patsy.

»Vielleicht hat er Lannigan verloren«, sagte Nick.

»Der verliert niemanden aus dem Auge«, gab Patsy zurück, und als wolle er das bestätigten, kam Chick in diesem Moment auf sie zu.

»Du kannst Lannigan laufen lassen«, meinte Nick, »denn wir wissen, wo er sich heute Nacht aufhalten wird.«

»Denken Sie nicht, dass es gut sein könnte, wenn wir wüssten, was er hier zu tun hat?«

»Vielleicht«, entgegnete Nick, »es wird jedoch nicht von Bedeutung sein.«

»Lannigan schien furchtbare Eile zu haben, denn er führte mich durch die halbe Stadt«, sagte Chick. »Er ging sogar hinter einem leeren Leichenwagen her.«

Patsy lachte laut: »Er wird sich gefreut haben, dass es nicht sein eigener war.«

»Er geleitete ihn«, erwiderte Chick.

»Was meinst du damit?«, fragte Nick.

»Ich weiß, er hat von der Behörde die Erlaubnis erhalten, eine Leiche vom Bahnhof zu einem Privathaus zu bringen.«

Nun sagte Nick zu Patsy: »Folge ihm und sieh, was er tut, dann komme in das Hotel.«

Der junge Mann stürmte davon, und Chick ging mit seinem Vetter zum Hotel.

Als sie dort ankamen, fand Nick ein Billet von Ida vor, welches besagte, dass Lannigan Frau Ladew befohlen hatte, mit ihm zusammenzutreffen, und zwar an einer bestimmten Straße gegen halb elf Uhr, und dass Ida sie als ihre Dienerin begleiten sollte.

Bald darauf kam Patsy herein und meldete, dass Lannigan gegen halb zehn Uhr eine Leiche, die von New York kommt, in Empfang nehmen würde.

Die drei Detektive nahmen das Abendbrot ein und diskutierten über den letzten Gegenstand. Sie kamen zu dem Schluss, dass es nichts mit ihrer Affäre zu tun haben könnte. Zur richtigen Zeit schickte Nick Patsy an die Ecke, wo Lannigan mit Mrs. Ladew zusammentreffen wollte, während er mit Chick zu dem Haus ging, welches sie früh schon einmal besucht hatten.

»Es ist wichtig, was wir unternehmen, aber ich bezweifle nicht, dass Lannigan die Dame auf jeden Fall benötigt. Wenn er sie woanders hinschaffen wollte, würden Ida und Patsy bei der Hand sein.«

Nachdem die beiden das verdächtige Haus erreicht hatten, untersuchten sie die Hausfront sorgfältig und bemerkten, dass die großen Doppeltüren etwas geöffnet waren.

»Fertig für den geschlossenen Wagen, um hineinzufahren«, bemerkte Chick.

Es war nach neun Uhr, und die zwei warteten bis zu der Stunde, in der der Wagen ankommen sollte.

Wenige Minuten vor zehn Uhr wurden die Torflügel weit geöffnet, und zwar von Tom Driscoll. Nun sahen sie einen Leichenwagen herankommen, der in das Tor einfuhr, welches sogleich wieder geschlossen wurde.

»Was soll das nun heißen?«, fragte Chick.

»Das ist ein Stück deiner heutigen Arbeit«, sagte Nick.

»Meister«, fragte Chick, »sollten sie Ellison getötet haben?«

»Und seine Leiche von New York hierhergebracht haben – das ist doch unmöglich!«

Sie gingen die Straße hinunter und blieben an der Mauer stehen. In der Nähe stand ein Baum.

»Hilf mir hinauf«, flüsterte Chick. »Ich will versuchen, über die Mauer hinwegzusehen.«

Nick half ihm in die Höhe, und bald saß Chick in den Zweigen. Während er da oben saß, wurde plötzlich eines der Tore wieder geöffnet. Der Wagen kam heraus und rollte von dannen. Dann schloss sich das Tor wieder. Schnell glitt Chick vom Baum herunter und sagte zu Nick: »Der Sarg barg einen Körper. Sechs Männer mussten ihn herausheben, denn er schien schwer zu sein. Dann wurde er nach dem Hinterhaus getragen. Dann brachten sie den Sarg wieder hinaus, dieses Mal schien er leichter zu sein, und setzten ihn in einen Schuppen.«

»Das kommt mir äußerst geheimnisvoll vor«, meinte Nick nachdenklich.

»Wäre es möglich, dass sie Ellison in dem Sarg hierhergebracht hätten, um nicht verdächtig zu erscheinen?«, fragte Chick.

»Es sieht so aus, denn sie konnten Luftlöcher an dem Kasten anbringen.«

Er dachte einen Augenblick nach, dann sprach er weiter: »Es muss so sein, denn Ellison wird heute Nacht hier erwartet. Mrs. Ladew ist von Lannigan gezwungen worden, mit jenem zusammenzutreffen. Ellison wird kaum gutwillig gekommen sein. Das Einzige, was sie tun konnten, war, ihn bewusstlos oder als Leiche hierherzubringen.«

»Das muss so sein. Ellison war in dem Sarg, sie nahmen ihn heraus und brachte ihn in jenes erleuchtete Zimmer.«

»Dann haben wir unseren Mann gestellt, und wir werden sicher sein, wenn Lannigan mit Mrs. Ladew kommen wird.«

»Wenn wir auf dem richtigen Weg sind, so werden sie Ellison jetzt zu Bewusstsein bringen.«

»Wir müssen warten, bis Lannigan hier ankommt.«

»Es wird nach halb elf Uhr, und vor elf Uhr konnte er nicht da sein.«

Als sie warteten, sahen sie genau zu der Minute, die sie sich ausgerechnet hatten, ein Gefährt um die Ecke biegen.

Wieder öffnete sich das Tor, um den Wagen aufzunehmen.

Nick und Chick rannten dicht dahinter her, und auch Patsy gesellte sich pünktlich zu ihnen.

Nachdem der Wagen hineingefahren war, wurde das Tor wieder geschlossen, aber nicht schnell genug, um die drei Detektive auszuschließen.

Der Wagenschlag öffnete sich, und Lannigan stieg heraus.

Nick schlug ihm schwer mit dem Revolverknauf auf den Kopf und rief Ida zu, bei Mrs. Ladew im Wagen zu bleiben.

Driscoll, welcher vom Hof aus den Überfall beobachtet hatte, kam herbei, wurde aber von Patsy mit einem kräftigen linken Haken empfangen.

Obwohl er unter Patsys Schlag gestürzt war, raffte er sich auf und eilte davon. Die drei folgten ihm und erreichten noch den Übergang, ehe Driscoll die anderen benachrichtigen konnte.

Wen sie treffen würden, wussten sie nicht, aber Chick dachte, dass sie nicht weniger als sechs Personen entgegentreten mussten.

Als sie eintraten, bemerkte Nick zuerst einen Mann, den er als Clowes erkannte. Er sprang auf ihn zu und schlug ihn zu Boden.

»Bleibe bei diesem Mann, Patsy«, schrie Nick.

Von Chick gefolgt, ging er dann den Korridor entlang.

Patsy sah auf den ersten Blick, dass der Mann ohne Besinnung war, und folgte den beiden.

Nun begegneten sie drei Männern, die wahrscheinlich durch den Lärm aufmerksam geworden waren. Sie warfen sich entschlossen auf dieselben, und bald waren die drei überwältigt.

Ein Blick zeigte Nick, dass in dem erleuchteten Raum ein Bett stand. Dort lag ein Mann, und ein anderer beugte sich über ihn. Der Überfall war so schnell vor sich gegangen, dass jener noch nicht daran dachte, sich zu verteidigen.

Nick sprang auf ihn zu und sagte: »Wir sind Ihre Freunde, Mr. Ellison.« Er drückte ihm einen Revolver in die Hand und rief ihm zu: »Verteidigen Sie sich selbst!«

Ellison sprang auf, und Nick eilte zurück, um Chick und Patsy zu helfen, die sich gegen einen geschlossenen Angriff der Männer, die wieder zu sich gekommen waren, verteidigen mussten.

Ellison stand ihnen tapfer bei. Obwohl die Verbrecher in der Übermacht waren, wurden sie jedoch bald überwältigt.

Die Männer versuchten zu fliehen, doch der Durchgang war eng, und sie versperrten einander den Weg.

Als die drei Detektive neben Ellison den unteren Flur erreichten, sahen sie ein merkwürdiges Bild. Die Kutsche stand noch da, der Lenker saß noch auf dem Bock, während Lannigan unbeweglich auf dem Boden saß.

Als Nick hinzutrat, sah er, was Lannigan hier festhielt.

Ida stand im Wagen, den Revolver in der Hand. Sie hatte gedroht zu schießen, wenn der Mann sich vom Platz rühren würde.

»Stehen Sie auf, Lannigan!«, befahl Nick. »Ida, du kannst den Revolver einstecken.«

Er wandte sich zu Ellison und sagte: »Mr. Ellison, wir sind nur gekommen, um Ihr geheimnisvolles Verschwinden nach der Hochzeit aufzuklären. Ich werde mich bei dieser Aufgabe nicht weiter um diese Halunken kümmern. Es liegt in Ihrer Hand, diese bestrafen zu lassen. Wenn Sie aber die Wünsche der Familie Sanborn berücksichtigen, so tun Sie nichts dergleichen. Sie müssen selbst wissen, ob Sie mit gutem Gewissen zu Ihrer Frau zurückkehren können.«

»Ich verstehe Sie«, sagte Ellison. »Sie sprechen von meiner Heirat vor mehreren Jahren in England!«

»Jawohl!«

»Es ist wahr, ich war verheiratet, und vor zwei Jahren erfuhr ich vom Tod meiner Frau.«

»Ich weiß«, sagte Nick. »Am Tag Ihrer Hochzeit erschien sie plötzlich wieder auf der Bildfläche.«

»Davon wurde ich in Kenntnis gesetzt, während sie mich aus dem Haus lockten, und ich ging mit. Die Dame, die ich in dem Wagen antraf, war aber nicht mehr die Frau, sondern deren Schwester, die ihr sehr ähnlich sieht. Das entdeckte ich, ehe mir die Sinne schwanden. Aber meine Frau ist wirklich tot.«

»Daher ist Ihre Heirat mit Miss Sanborn gültig«, sagte Nick. »Es ist nicht meine Pflicht, Ihnen Ratschläge zu erteilen, aber Herr Sanborn meint, dass er sowie seine Tochter, nun Ihre Frau, alles tun werden, um das Bekanntwerden der Affäre zu verhindern, wenn es auch nicht zulässt, dass Lannigan bestraft wird.«

»Das entspricht meinen Gefühlen«, sagte Mr. Ellison. »Obwohl mein erster Gedanke war, an ihm Rache zu nehmen.«

Nick ging nun an den Wagenschlag und bemerkte zu Mrs. Ladew: »Meine Gehilfin Ida wird mit Ihnen nach Hause zurückkehren. Ich versichere Ihnen, dass Sie von Lannigan nicht mehr belästigt werden.«

Er befahl dem Kutscher fortzufahren. Nun wendete er sich an Lannigan: »Ich habe immer schon gehört, dass Sie recht viel Glück gehabt haben. Es steht Ihnen auch jetzt wieder zur Seite. Sie werden aus dieser Affäre sehr leicht davonkommen, aber ich möchte Ihnen eins sagen: Wenn ich Sie je mit Frau Ladew sprechen sehe, sie dieselbe grüßen oder sie nur anblicken sollten, werde ich sofort Ihre Bestrafung beantragen, und nie dürfen Sie zu einer anderen Person davon sprechen, was zwischen jener Dame und Ihnen vorgefallen ist. Nun gehen Sie!«

Die drei Detektive und mit ihnen Herr Ellison verließen den Schauplatz des geschilderten Vorganges.

Der Fall war beendet. Das Verschwinden Ellisons hatte sich aufgeklärt.

Ende

Als Band 13 dieser Serie erscheint:

Der geheimnisvolle Nachbar des Detektivs