Heftroman der Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 18. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die Flucht über die Dächer
Das 18. Abenteuer Jim Buffalos
3. Kapitel

Helfershelfer

Der Großindustrielle Phil Brake begann zu toben, als Jim Buffalo das Haus verlassen hatte. Der Italiener verzog sich vor der Flut von Schimpfwörtern, die hernieder hagelten.

Miss Brake begann vor Wut und Enttäuschung zu weinen.

So gaben sich bei den Ausbrüchen ihrer Leidenschaft hin aus Wut darüber, dass ihr Vorhaben fehlgeschlagen war.

Ernesti Allani aber lachte vor sich hin. Er sagte bei sich: »Es ist ganz gut, dass es so gekommen ist, denn ich werde mich dadurch nur noch unentbehrlicher machen.«

Er hatte denn auch schon einen neuen Plan ausgedacht. Er machte sich sofort an die Ausführung desselben. Er verließ das Schloss und begab sich in das Viertel, wo die gewöhnlichen Arbeiter in gewöhnlichen Baracken hausten. Diese Stadt war ein wunder Punkt bei dem Großindustriellen Brake.

Hier fehlte es an allem, was der Mensch haben musste. Die Häuser befanden sich in der denkbar schlechtesten Verfassung. Und wenn es einmal jemand wagte, etwas davon an die Öffentlichkeit zu bringen, so erging es ihm schlimm. Sofortige Entlassung war das Geringste, was ihm zustoßen konnte.

Ernesti Allani hatte den Hut tief ins Gesicht gezogen, um nicht erkannt zu werden.

Er sah durch die blinden schmutzigen Fenster die Frauen, wie sie den Kindern das kärgliche Mahl zurechtlegten. Die Männer saßen mit dumpfen stupiden Gesichtern am Tisch und brüteten vor sich hin.

Der Sekretär bog in eine Gasse ein und klopfte an die Tür eines Hauses, welches von den anderen vorteilhaft abstach, an.

Ein Mann erschien in dem viereckigen Lichtausschnitt der Tür.

»Wer ist da?«, fragte er barsch.

Allani schob den Mann zur Seite und sprach herrisch: »Gebärde dich nicht so laut, Spienzi, es ist nicht nötig, dass die ganze Kolonie weiß, dass jemand hierhergekommen ist, um dich zu besuchen.«

»Ah, Sie sind es, Mister Allani?«, sagte der Mann und strich behaglich seinen langen schwarzen Bart. »Treten Sie bitte ein. Ich habe Sie lange nicht gesehen. Ich dachte schon, Sie haben kleine Leute vergessen.«

»Reden Sie nicht solchen Unsinn«, erwiderte der Sekretär des Großindustriellen unwirsch. »Ich vergesse niemanden. Aber man hat nicht immer Zeit.«

»Natürlich, man muss hinter der schönen Tochter des Chefs her sein, damit sie keinem anderen in die Finger fällt, weil man selbst ein Auge auf sie geworfen hat.«

»Ihr seid verrückt, Spienzi«, stieß Allani hervor. Dann lachte er, aber es klang recht verlegen. »Lasst doch solche Albernheiten.«

»Nun, was ich sehe, das sehe ich«, erwiderte der andere. »Aber natürlich, Ihr werdet es nicht eingestehen wollen. Also was gibt es heute?«

»Habt Ihr ein paar flinke und starke Burschen an der Hand«, fragte Allani.

»Und ob ich sie an der Hand habe, Männer, die sich vor dem Teufel nicht fürchten.«

»Gut, das wollte ich wissen, Spienzi. Und Eure Tochter, wie steht es mit ihr? Kann sie abkommen? Vor allen Dingen fürchtet sie sich nicht, wenn es gilt, einen kühnen Streich zu vollführen?«

»Was ist das für ein Streich?« Die Augen des Mannes funkelten. »Wirft es etwas ab?«, fragte er hierauf.

»Nicht zu wenig. Ihr dürft Euch auf zehntausend Dollar gefasst machen.«

»Das lässt sich hören. Aber ich gehe wohl kaum fehl, wen ich annehme, dass ein gutes Stück Arbeit für diesen Betrag verlangt wird?«

»Das allerdings. Aber wenn es gelungen ist, bekommt Ihr dieselbe Summe noch einmal.«

»Hol mich der Henker, ich bin Euer Mann und wenn ich zur Hölle fahren sollte.«

»Schließt die Tür«, gebot Allani.

Als sein Wunsch erfüllt war, setzte er sich mit dem anderen auf eine Bank am Ofen, wo sie lange und eindringlich miteinander konferierten.

Spienzi gab mehrere Male sein Einverständnis mit dem Plan des Besuchers zu erkennen.

»Wir werden es schon machen«, sagte er zuletzt. »Verlassen Sie sich darauf. Die Hauptsache ist, dass dieses Teufelsgefährt keine Bocksprünge macht.«

»Ihr seid doch keine Greenhorns? Es hat Hebel und Griffe wie ein Kraftwagen, das andere, was es sonst noch hat, geht Euch nichts an. Nur keine Dummheiten machen.«

»Well, ich richte mich ganz nach Euren Informationen. Dieser Jim Buffalo wird Augen machen, wenn wir — aber reden wir nicht darüber«, brach er mit einem Mal ab.

Allani wurde von ihm bis zur Tür begleitet. Draußen im Dunkeln sprachen sie noch eine Weile flüsternd zusammen, dann schüttelte Spienzi seinem Landsmann die Hand und eilte hastig weiter.