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Der Welt-Detektiv Band 6

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Dennis Lehane – Alles, was heilig ist

Patrick Kenzie und Angie Gennaro haben ihre Detektei vorübergehend geschlossen, weil die verlustreichen Ereignisse ihres letzten Falls die beiden Privatdetektive an ihre Grenzen gebracht haben. Kurz bevor ihr Beschützer, Bubba Rogowski, einen einjährigen Gefängnisaufenthalt antreten muss, lässt der Industriemagnat Trevor Stone das Detektivpärchen entführen und zu sich in seine sündhaft teure Villa bringen.

Als die beiden Detektive dem Milliardär zum ersten Mal begegnen, stellen sie fest, dass die untere Hälfte seines Gesichtes völlig eingefallen ist. Der Kiefer ist zerbröckelt, das Kinn, von dem in der schlaffen Hauthülle nur noch wenig übrig ist, zeigt zu Boden, und der Mund hat jede Form verloren. Die Lippen sind weiß und verdorrt, und man kann das Alter des Industriellen kaum schätzen. Außerdem bedecken feuchte hellbraune Verbände zum Teil seine Kehle. Er geht am Stock und muss sogar manchmal einen Rollstuhl zu Hilfe nehmen.

Trevor Stone erzählt Kenzie und Gennaro, dass seine Frau im letzten Jahr von ihm abgeholt wurde, da nach einer Party ihr Wagen liegenblieb. Während der anschließenden Heimfahrt versuchte ein anderer Wagen, sie von der Straße zu drängen. Stones Wagen kippte auf die Fahrerseite. Inez, seine Frau, schrie. Sie hatte sich die Wirbelsäule gebrochen. Die Autodiebe, die wohl seinen neuen Jaguar stehen wollten, waren sauer, da das Auto ruiniert war. Sie erschossen Inez Stone, und Trevor bemühte sich, bei Bewusstsein zu bleiben. Immer wieder schossen die Ganoven auf den Wagen. Der Fahrer wurde von drei Kugeln getroffen, von welchen eine im Unterkiefer steckenblieb, während die anderen keinen Schaden anrichteten.

Anschließend versuchten die Verbrecher, den Wagen anzustecken, was ihnen nicht gelang. Schließlich verschwanden sie, und Stone lag da, mit gebrochenen Knochen und seiner toten Frau neben sich.

Die jungen Männer, die dies getan hatten, wurden bald erwischt und vor Gericht gestellt. Man verurteilte sie, und sie sitzen nun lebenslang in Norfolk, ohne Aussicht auf vorzeitige Haftentlassung.

Als die Ärzte jedoch die Kugel aus Trevor Stones Kiefer entfernten, fanden sie erste Anzeichen von Krebs. Bei genauerem Hinsehen fanden sie auch etwas in den Lymphknoten, und bald werden sie etwas im Dünndarm und dann im Dickdarm finden. Die Mediziner geben Stone noch sechs Monate.

Anschließend erzählt Trevor von seiner Trauer, und Angie Gennaro sagt, sie kenne das Gefühl. Bei ihrem letzten Fall ist nämlich ihr Ex-Ehemann Phil zu Tode gekommen, was der Milliardär weiß.

Dann teilt der Industrielle Patrick und Angie mit, dass es bei seinem Anliegen nicht um seine eigene Trauer geht, sondern um die seiner Tochter Desiree. Patrick Kenzie entdeckt nun, dass Trevor Stones Arbeitszimmer ein Schrein in Desirees Namen ist. Wo er zuvor nur Schatten wahrgenommen hat, sieht er nun Fotos und Gemälde von einer Frau, vom Babyalter bis zum Collegeabschluss. Desiree ist eine wunderschöne Frau.

Die Tochter von Trevor Stone ist verschwunden. Der Industriemagnat möchte, dass Patrick und Angie sie suchen. Er hat sie bereits von Jay Becker suchen lassen, dem Lehrer und Mentor Patricks, der ein hervorragender Detektiv ist und eigentlich jeden findet, tot oder lebendig. Jay ist aber nun ebenfalls verschwunden.

Trevor Stone ist scheinbar verzweifelt, weil er nicht weiß, was mit seiner Tochter geschehen ist, ob sie lebt oder tot ist oder wo sie sich zurzeit befindet. Er bietet Angie und Patrick an, 20000 Dollar für die Entführung und ihren Aufenthalt bei ihm zu zahlen, wenn Sie den Fall nicht übernehmen wollen.

Aber die beiden Privatdetektive übernehmenden Fall. Als sie mit der U-Bahn zur Innenstadt fahren, halten sie 50000 Dollar in ihren Händen, und ein schwieriger, verwickelter Fall, bei dem die beiden mehrmals in Abgründe schauen, beginnt.

 

Janet Maslin schreibt in der New York Times, Lehane sei einer der großen diabolischen Thriller-Könige, eine Ansicht, die die allermeisten Leser dieses Krimis teilen werden.

Der Autor schreibt mit Alles, was heilig ist einen Kriminalroman der Extraklasse, der nicht nur vor Erzählwitz sprüht und eine durch und durch ausgegorene Story vorweisen kann, sondern auch von überraschenden Wendungen und Ideen getragen wird, die in der Kriminalliteratur ihresgleichen suchen. Der Roman von Dennis Lehane ist nichts mehr und nichts weniger als Krimi-Weltliteratur, und der Autor gehört meines Erachtens zu den Großen dieses Genres.

Dabei fängt er das Leben in den USA in allen Facetten sehr gut ein und beschreibt zudem die Menschen, die in dieser Geschichte ihren Auftritt haben, psychologisch ausgereift und deshalb sehr authentisch. Auch die Menschen aus der Oberschicht des Landes, mit dem das Detektivpaar aus Boston es zu tun hat, sind meiner Meinung nach durchaus realistisch beschrieben.

Zudem kommt auch die Liebe in dieser Geschichte nicht zu kurz, und der Autor stellt – im Kontrast zu der Beschreibung von der Liebe zwischen zwei Menschen – auch den Hass und das Böse sehr gut dar. Dass am Ende das Gute siegt, ist natürlich obligatorisch, obwohl man sich als Leser auch fragt, ob dies denn in solchen Fällen tatsächlich immer gegeben ist.

Der Leser, beziehungsweise die Leserin, wird diesen Krimi mögen, auch, weil er nicht übermäßig brutal und blutrünstig daherkommt, und er wird sich das Ermittlerduo Kenzie und Gennaro merken, wie man sich Miss Marple oder Maigret eben merkt.

Fazit:

Der Kriminalroman Alles, was heilig ist ist einer der besten Thriller, die ich bisher gelesen habe, und sein Autor, Dennis Lehane, ist ein ausgezeichneter Erzähler und Beobachter, der zur Spitze der Krimiautoren gehört. Ich kann dieses Buch jedem Krimileser empfehlen, der gern gute, verwickelte, überraschende und spannende Geschichten konsumiert.

Der Autor:

Dennis Lehane ist ein US-amerikanischer Krimiautor irischer Abstammung und wurde im August 1965 in Dorchester, Boston, Massachusetts als jüngstes von fünf Geschwistern geboren. Er arbeitete nach einem erfolglosen Lehramts- und Journalismusstudium als therapeutischer Berater für geistig behinderte und sexuell missbrauchte Kinder und war als Kellner, Limousinenchauffeur, Parkplatzwächter, in Buchläden und als Erntehelfer tätig. Schließlich studierte er Kreatives Schreiben an der Florida International University.

Seine Bücher Mystic River und Shutter Island sind Weltbestseller und wurden erfolgreich verfilmt. Er schrieb außerdem für The Wire und war Creative Consultant für Boardwalk Empire. Er gewann als Schriftsteller eine Reihe von Preisen. Sein Leben verbringt er in Los Angeles, Boston und St. Petersburg, Florida, und lehrt Kreatives Schreiben.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Diogenes-Verlags
  • Foto des Autors: Gaby Gerster. Copyright: Diogenes Verlag. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Diogenes-Verlags

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