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Sagen der mittleren Werra 52

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Von einem Spuk in Brotterode

Bei Brotterode lagerte einmal im Dreißigjährigen Krieg ein Haufen Kroaten auf der nach ihnen auch heute noch sogenannten Kroaten-Eller. Der drangsalierte den Ort gar arg. So erstachen sie neben dem Wirtshaus auch einen Mann. Der spukt heute noch. Bald steht er in nachdenkender Stellung und mit verschränkten Armen an der Ecke des Wirtshauses, bald geht er am Bach auf und ab. Wem er aufstößt, bringt er nichts Gutes.

Ebenso, erzählen sie zu Brotterode, stehe dem Ort eine Feuersbrunst oder sonstiges Unglück bevor, wenn es in einem dort bekannten Haus poltere und rumore.

 

Von den Wichtelmännchen in und bei Brotterode

Zur Zeit, als sich hier herum die Wichtelmännchen noch aufhielten, mochten sie wohl manchem, der es mit ihnen zu treffen wusste, gute Dienste geleistet haben. Sie waren aber gewaltig empfindlich. Wurden sie verletzt, so verließen sie das Haus für immer.

Einmal hatten sich ein paar Wichtelmännchen in einer Bergmühle bei Brotterode, dort, wo man es noch heute die Schleifkotten nennt, eingefunden, denen konnten die Besitzer der Mühle, zwei Brüder, jeden Abend noch so viel Klingen zum Schleifen und Polieren hinlegen. Am anderen Morgen waren sie fix und fertig. Und das hatte so eine lange Zeit gewährt, sodass die Schleifmüller durch die fleißigen Hände der Kleinen zu großem Wohlstand gelangt waren. Da gedachten sie sich dankbar zu zeigen, und als sie die Kleinen einmal belauscht und bemerkt hatten, dass diese sehr schlecht gekleidet waren, so ließen sie den beiden Wichtelmännchen rote Jäckchen und blaue Höschen anfertigen und legten sie eines Abends neben die Klingen in die Schleifkotte. Bald kamen die geschäftigen Hausgeister, um an die Arbeit zu gehen. Als sie jedoch die Kleider gewahrten, wurden sie ganz traurig und sagten: »Da liegt nun unser Lohn, jetzt müssen wir auf und davon!« Sie nahmen das Geschenk, zogen fort und sind nie wieder gesehen worden.

In einer anderen Schleifkotte, die am Weg von Brotterode nach Ruhla auf einer Waldwiese, der Mönch genannt, stand, hatte sich auch ein Wichtelmännchen eingefunden und schliff und polierte drauf und drein die Klingen, die ihm vom Schleifmüller abends hingelegt wurden, sodass er selbst wenig mehr zu tun brauchte. Der Kleine sorgte schon dafür, dass seine Habe sich von Tag zu Tag vermehrte. Er ließ ihn deshalb ruhig fortarbeiten. Nur einmal versah es der Müller, und da war es auch gleich schnapp all zwischen den beiden. Der Müller hatte nämlich bemerkt, dass der kleine Hausgeist einen seltsamen Ton ausstieß und den äffte er ihm nur ein einziges Mal nach. Sofort stellte das Wichtelmännchen die Arbeit ein, fuhr ab und kam nie wieder. Der Müller hatte es schwer gebüßt. Er kam immer mehr zurück und starb als armer Mann. Von der Schleifkotte ist nun keine Spur mehr zu entdecken.

In einem Haus in der Johannisgasse setzte sich abends oftmals ein Wichtelmännchen zu den Spinnerinnen und half ihnen, spann auch des Öfteren nachts alle Spulen voll.

Niemand aber sah das Männchen. Da kam einst der Andres Pabst, der war ein Sonntagskind und gerade unter dem Vaterunser-Läuten geboren und sah deshalb mehr als andere Leute. Der sah das Männchen und fragte: »Ei, wer ist denn das alte hockruckige Männlein dort hinter dem Kachelofen, das der Jungfrau spinnen hilft?« Da verschwand das Männchen mit bösem Gesicht und half nie wieder.