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Christoph Wortberg – Kein Vergessen

Christoph Wortberg – Kein Vergessen

Katja Sand ist eine junge, forsche Kriminalhauptkommissarin in München. Sie hat eine Tochter, deren Vater von ihr verlassen wurde, bevor das Kind geboren war und die zurzeit für ihr noch jugendliches Alter von 15 Jahren schon recht erwachsen zu sein scheint.

Katjas Vater ist gestorben, als sie noch klein war, und sie hat in sehr vermisst und ihrer Mutter, mit der sie sich bis heute nicht gut versteht, eine gewisse Schuld an seinem frühen Tod gegeben, was aber so nicht ganz korrekt ist.

Die Mutter erzählte Katjas Tochter Jenny, dass und wo ihr Vater lebt, und diese hat daraufhin kürzlich zum ihm und seiner neuen Familie Kontakt aufgenommen. Er hat Jenny und deren Mutter eingeladen, den Heiligabend, der kurz bevorsteht, zusammen mit ihm, seiner Frau Alina und den anderen Kindern zu feiern, was Katja gar nicht gern tun will, ihrer Tochter zuliebe aber in Erwägung zieht.

Trotz der besinnlichen Vorweihnachtszeit, in der es in München zu schneien beginnt, werden Katja und der ihr untergeordnete Kollege Rudi Dorfmüller, ein fast zwei Meter großer Mann, der einen alten, goldfarbenen Granada von 1977 fährt, zu einem Tatort in Pasing gerufen. Als sie dort ankommen, sind die uniformierten Beamten und die Spurensicherung schon da. Auch die Rechtsmedizinerin, Doktor Leah Levy, ist schon in der Wohnung des Opfers, einer 74 Jahre alten Frau Namens Selma Kiefer, und hat die Leiche schon untersucht.

Dr. Levy sagt den beiden Kripobeamten von der Mordkommission, dass sie ihnen den Anblick der Leiche gerne ersparen würde, und wenig später wissen Katja und Rudi, aus welchem Grund sie dies gesagt hat. Trotzdem schauen sie beide genau hin.

Der Unterleib der Leiche ist völlig entblößt. Ihre Strumpfhose liegt neben ihrem rechten Oberschenkel, darauf ihre Unterhose, alles ordentlich zusammengefaltet. Auf ihrem Bauch befindet sich ein Kranz aus geflochtenen Dornenzweigen.

Aber das ist alles noch recht harmlos im Vergleich zu dem, was außerdem noch zu sehen ist. Ihr Geschlecht ist nämlich geschändet. Der Täter hat einen mehrere Zentimeter breiten Streifen Haut zwischen ihren Beinen herausgeschnitten.

Dr. Levy teilt den beiden Kommissaren nun mit, was sie zunächst herausgefunden hat. Die getötete Frau ließ ihren Mörder selbst herein. Der Täter hat Selma Kiefer aus dem Flur ins Schlafzimmer getrieben, sie geschubst, oder sie ist von selbst gestolpert, und sie hat sich ihren Kopf an der Bettkante blutig geschlagen. Da sie davon benommen war, konnte der Täter ihr ohne nennenswerten Widerstand eine Spritze in den Hals stechen, mit einer Substanz, die sie tötete.

Aber am Tatort ist kaum Blut zu sehen. Diese Tatsache beruht darauf, dass der Mörder ungefähr eine Stunde gewartet hat, bevor er mit seinem Skalpell ans Werk ging, denn in dieser Zeit war das Blut in ihren Körper geronnen. Der Hauptkommissarin erscheint das alles so, als habe der Täter die Tote schön herrichten wollen, ihren Körper ordentlich und reinlich inszeniert. Sie fragt Dr. Levy, warum jemand so etwas tut. Diese sagt, für eine Auskunft darüber sei sie die falsche Adresse. Da müsse sie einen Psychiater fragen.

Wichtig ist laut Dr. Levy noch, dass die Tote nicht vergewaltigt wurde und dass sie mehrere Narben von auf ihrer Haut ausgedrückten Zigaretten auf ihrem rechten Oberschenkel hat, die ihr im Verlauf von mehreren Jahren zugefügt wurden. Zudem gibt es Hämatome an der Innenseite ihrer Oberschenkel, die frisch sind. Es handelt sich um die Folgen von Tritten. All diese Wunden sind offenbar nicht vom Mörder verursacht worden, denn jemanden, der ihr früher diese Dinge zugefügt hätte, hätte sie wohl nicht freiwillig in ihre Wohnung gelassen.

Katja stellt fest, dass es einmal einen Mann im Leben der Ermordeten gegeben haben muss, da beide Matratzen in ihrem Doppelbett mit Laken bezogen sind, aber nur auf einer Bettwäsche liegt. In welcher Beziehung steht dieser jetzt zu der Toten, und hat er etwas mit den Taten zu tun?

Der Autor arbeitet in seiner Geschichte sehr viel mit psychologischen, ja oft psychiatrischen Analysen, angefangen bei der Psyche der Täter und Opfer, bis hin zur Seele der Protagonistin und der Personen, die an ihrem Leben Anteil haben.

Außerdem versteht er es, wie die meisten Autoren von Spannungsromanen, Spannung aufzubauen, zu steigen und zu Höhepunkten zu führen, sodass der Leser von seinem Buch von Anfang an gefesselt ist und es nicht mehr aus der Hand legen kann.

Die Mordfälle, die Christoph Wortberg schildert, sind sehr miteinander verbunden, wenn auch nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint, was die Story sehr interessant macht. Immer dann, wenn man glaubt, nun habe der Autor die Lösung offenbart, merkt man, dass dies nicht der Fall ist. Selbst kurz vor Schluss der Geschichte, wenn der Leser glaubt, nun sei der Täter entlarvt, gibt es noch eine weitere Wendung.

Aber der Roman von Christoph Wortberg lebt nicht nur von der Spannung, sondern auch von den interessanten Geschichten der Hauptcharaktere. Da sind Katja Sand, die ermittelnde Kommissarin, ihre Bezugspersonen, Geheimnisse und Probleme, aber auch Alexander Hanning, ein inhaftierter Psychiater, der ihr bei ihren Besuchen in der JVA hilft, den Fall zu lösen, und Professor Thomas Gold und seine Familie, der später ebenfalls zum Opfer wird.

Fazit:

Der Erzähler schreibt mit Kein Vergessen einen psychologisch tiefgründigen Kriminalroman, der sehr verwickelt und spannend bis zum Schluss daherkommt. Ich kann dieses Buch jedem Leser empfehlen, der gerne spannende Krimis liest und sich dabei von sehr interessanten psychologischen Überlegungen unterhalten lässt. Allerdings möchte ich zum Schluss noch anmerken, dass dieser Roman durchaus in manchen Passagen brutal und grausam ist und meines Erachtens wieder für sehr junge, noch für besonders zartbesaitete Menschen empfohlen werden kann.

Der Autor:

Christoph Wortberg wurde im August 1963 in Köln geboren. 1982 erwarb er das Abitur und studierte dann Philosophie, Geschichte und Germanistik in Köln. Anschließend absolvierte er eine Schauspielausbildung. Am Theater und beim Fernsehen bekam er verschiedene Rollen als Schauspieler, unter anderem als Arztsohn Frank Dressler in der Lindenstraße. Nebenher arbeitete er als Hörbuchsprecher für WDR und SDR. Zudem schreibt er seit einer Reihe von Jahren Drehbücher, z.B. für den Kölner Tatort, Der letzte Bulle und Großstadtrevier. Außerdem ist er Verfasser von Jugendromanen. Er wurde bisher mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Kommissarin Sand/ Trauma-Serie entwarf der Autor im Jahr 2021. Inzwischen gibt es drei Bände.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des dtv.
  • Foto des Autors. Copyright: Jan Knoff. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des dtv.

(ww)