Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 17. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die eiserne Frau
Das 17. Abenteuer Jim Buffalos
3. Kapitel

Jim Buffalos Feststellungen

Armand hatte sich scheu zur Seite gedrückt, als er den Gerichtssaal verlassen hatte. Er fühlte es, dass man ihn misstrauisch von allen Seiten betrachtete. Diese Fischer waren ein ehrliches aufrichtiges Völkchen. Sie hingen an ihrem Glauben und sprachen nur die Wahrheit. Aber man bezweifelte, ob Armand bei der Wahrheit geblieben war.

Er wollte gerade in eine Seitenstraße einbiegen, als sich eine Hand schwer auf seine Schultern legte.

Er wandte sich erschrocken um und blickte in das Gesicht jenes interessanten Fremden, der ihm schon im Gerichtssaal aufgefallen war.

Sein ernstes Auge blickte ihn prüfend an.

Armand schlug den Blick zu Boden, als ob er sich auf einer schlimmen Tat ertappt fühle.

Der Fremde lächelte geheimnisvoll.

»Sie haben vor Gericht die Unwahrheit gesagt«, versetzte der Fremde mit einer Bestimmtheit, an der nicht zu zweifeln war.

»Ich?«, stammelte der Müllerssohn. »Wie kommen Sie dazu, so etwas zu sagen? Wer sind Sie?«

Wieder lächelte der Fremde. Es war die Bestätigung seiner Behauptung, die sich in diesem Lächeln ausprägte.

»Lassen Sie mich zufrieden«, sagte Armand trotzig. Er schüttelte die Hand des Fremden von sich und ging fluchtartig weiter. Der andere sah ihm ernst und kopfschüttelnd nach.

Der Mann begab sich in ein Hotel. Er zahlte seine Zeche und bestieg sodann einen seltsam und eigenartig anmutenden Kraftwagen. Die Leute in den Straßen blickten diesem Wagen kopfschüttelnd nach. Sie hatten noch nie ein solches Gefährt gesehen.

Der Mann lenkte den Wagen selbst. Er suchte die Landstraße auf und steuerte zu dem Fischerdorf, in welchem der unglückliche Toledo gewohnt hatte, bevor er verhaftet und abgeurteilt worden war.

Er begab sich aber nicht zu dem Dorf, sondern fuhr direkt zu der Stelle, wo man die Leiche der unglücklichen Vienca gefunden hatte.

Die Stelle war durch ein Kreuz bezeichnet worden, welches die Angehörigen des schönen Mädchens hatten setzen lassen.

Jim Buffalo, denn er war der geheimnisvolle Fremde, wie unsere Leser bereits erraten haben werden, verließen die Zeitmaschine und blickte prüfend zu dem Felsen empor.

Er sah hoch oben ein paar Mauerreste. Wenn die Fischertochter dort oben herabgestürzt worden war, dann wunderte es ihn nicht weiter, dass sie das Rückgrat gebrochen hatte.

Übrigens schien es ihn nicht allzu schwer, sich davon zu überzeugen.

Er sah in beträchtlicher Höhe einen Vorsprung. Auf diesem Vorsprung musste das Mädchen gefallen sein.

Es war ein Rätsel, wie Vienca die Mauer hinabgestürzt sein konnte. Es war nämlich keine Möglichkeit, die Mauer an dieser Stelle zu besteigen. Ein Mann hätte dieses Kunststück nicht fertiggebracht und wenn er ein noch so guter Turner gewesen wäre.

Wie konnte dann eine Frau, die mindestens fünfzehn Meter hohe Mauer erklettern? Und wenn sie es fertiggebracht hätte, was wäre der Zweck gewesen?

Selbst wenn ein Selbstmord infrage kam, wie war der rätselhafte Umstand zu erklären, dass sie drei Dolchstiche tief in der Brust gehabt hatte? Ein Stich war so tief, wie der andere gewesen. Der Täter musste also die drei Stiche genau und kaltblütig abgezirkelt haben.

Das war alles schon mehr als seltsam.

Nachdem sich Jim Buffalo dergestalt auseinandergesetzt hatte, dass der Todesfall keineswegs durch die Verurteilung des Fischers aufgeklärt und gesühnt sei, machte er sich wieder auf den Rückweg.

Er wollte sich zuerst noch einmal zum Dorf begeben und hier die Entstehung der Ruine auskundschaften, vielleicht fand er dann des Rätsels grauenhafte Lösung.

Maria, die unglückliche ehemalige Braut des Verurteilten, hatte inzwischen das Heimatdorf wieder erreicht. Sie schloss sich in ihr Stübchen ein, weinte und betete für den Geliebten und ließ sich den ganzen Tag nicht sehen.

Auch ihre Eltern nahmen an dem Kummer teil.

Es waren einfache, aber rechtschaffene Leute, wie Toledo selbst. Sie kannten den jungen Mann wohl als jähzornig und leidenschaftlich, aber sie wussten auch, dass ein guter Kern in ihm war, und nie hatten sie ihm eine solche Tat zugetraut.

»Lass sie, Frau«, sagte der alte Fischer zu seiner Gattin. »Sie wird es schon überwinden.«

»Wenn er noch schuldig wäre«, klagte die Frau und wischte sich mit dem Schürzenzipfel die nassen Augen aus.

»Sie haben recht, liebe Frau«, erklang eine fremde sonore Stimme in diesem Augenblick. »Auch ich bin der Überzeugung, dass der Mann, der verurteilt worden ist, kein Mörder sein kann.«

Die beiden Eheleute blickten sich betroffen an. Der Fischer, welcher der Verhandlung beigewohnt hatte, erkannte ihn auf den ersten Blick.

»Bitte treten Sie näher«, sagte er artig und gab den Weg frei.

Jim Buffalo ließ sich auf dem rohgezimmerten Stuhl nieder, den man ihm zugeschoben hatte.

Er betrachtete, die ärmliche, aber saubere Einrichtung des Zimmers.

»Wo ist Ihre Tochter?«, fragte er hierauf.

»Sie hat sich zurückgezogen und trauert. Kein Mensch kann sie trösten in ihrem großen unermesslichen Leid.

Jim Buffalo nickte.

»Dennoch muss ich sie sprechen«, sagte er. »Ich werde versuchen, die Unschuld Toledos zu beweisen.«

»Ach, wenn sie das könnten, Señor!« Die beiden Fischersleute blickten sich gegenseitig mit glänzenden Augen an. »Unser Dank würde Sie auf Ihren ferneren Lebenswegen begleiten.«

»Rufen Sie bitte Ihre Tochter«, forderte der Fremde noch einmal.