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Der Welt-Detektiv Band 6

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Turnier- und Ritterbuch – Teil 7.3.

Heinrich Döring
Turnier- und Ritterbuch
Verlag von E. F. Schmidt, Leipzig
Sitten und Gebräuche des Rittertums im Mittelalter

Ludwig der Springer

Drittes Kapitel

Wie Ludwig die Wartburg erbaute

So lange Ludwig noch eigenmächtig in Thüringen herrschte, versuchte er die Grenzen seines Landes durch Burgen, Städte und Dörfer zu befestigen, die er teils käuflich an sich brachte, teils neu erbaute. Dazu hatte er aber vom Kaiser Konrad das Recht erhalten, der ihm sehr gewogen war. So war die Neuenburg an der Unstrut entstanden sowie das Städtlein Freiburg.

Aber auch die Wartburg wurde von ihm erbaut. Es begab sich nämlich, dass Lud­wig von jeher ein Freund des edlen Waidwerks war und einstmals am Inselsberg ein flüchtiges Wild ver­folgte. Als er nun bis an das Flüsschen Hörsel gekommen und bis Nieder-Eisenach, und von da wieder bis an den Berg, wo heute die Wartburg steht, da ge­dachte er zu warten, bis das Wild wieder aus dem Wald hervorkäme. Als er nun die steile Felsenhöhe erblickte, da sprach er zu sich selbst: »Wart Berg, du sollst mir eine Burg werden!«

Nun gehörte aber der Berg, auf dem er jenen Bau beginnen wollte, den Herren von Frankenstein, die zwar in ihrem jenseits des Waldes an der Werra gelegenen Stammschloss hausten, doch auch bei Eise­nach eine Burg besaßen, der Mittelstein genannt. Da sann Ludwig Tag und Nacht auf Mittel, wie er eine Feste auf dem Berg erbauen könnte, der ihm so gut gefiel, und beriet sich darüber heimlich mit zwölf Rittern, die ihm gewogen und befreundet waren. Es wurde aber nachts Erde in Körben auf die Wartburg hinaufgetragen, und Ludwig verschanzte sich dort so, dass die Frankensteiner ihm nichts anhaben konn­ten.

Als sie ihn nun bei dem Kaiser verklagten, da entgegnete er, dass er die Veste auf seinen eigenen Grund und Boden gebaut habe. Als er seine Behaup­tung beweisen und eidlich erhärten sollte, da trat er auf den Berg mit seinen zwölf Rittern. Die aber steckten die Schwerter in die hinaufgetragene Erde und schworen, der Graf stehe auf seinem eigenen Boden, der von jeher zur Herrschaft von Thüringen gehört.

So behielt Ludwig den Berg und das gedieh viel armen Leuten zu großem Heil. Denn sie verdienten ihr Brot beim Burgenbau zu einer Zeit großer Teuerung und Hungersnot. Als nun die Wartburg gar köstlich aus Steinen gebaut war, die Ludwig im Seeberg bei Gotha hatte brechen lassen, da zog Ludwig auch eine Ringmauer um die Veste, wo jetzt Eisenach gelegen. Es musste aber zum Bau der Wartburg jedes Dörflein in ganz Thüringen mithelfen, wie denn an ihren Mauern die so verschiedene Arbeit noch sichtbar ist.