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Der Welt-Detektiv Band 6

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Turnier- und Ritterbuch – Teil 7.2.

Heinrich Döring
Turnier- und Ritterbuch
Verlag von E. F. Schmidt, Leipzig
Sitten und Gebräuche des Rittertums im Mittelalter

Ludwig der Springer

Zweites Kapitel

Wie Ludwig den Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen ermordete

Es begab sich, dass Ludwig einst zu einem glän­zenden Bankett eingeladen wurde, dass ein Graf Mezélin von Nebra anstellte. Dort befand sich auch die schöne Adelheid , des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen Gemahlin, der seinen Hofstaat auf der Weißen­burg hatte, bei dem Dörflein Scheiplitz. Nun geschah es aber, dass Ludwig die Pfalzgräfin, mit der er viel getanzt, lieb gewonnen hatte, und er meinte, fürder nicht ohne sie leben zu können. Aber Ludwig mochte auch der Pfalzgräfin nicht gleichgültig gewesen sein, denn sie willigte in sein Gesuch, sich bei ihr zu einer Zeit einzufinden, wo ihr Gemahl abwesend sei.

Da pflog die schöne Adelheid Rat mit ihrem Buhlen und entworfen wurde ein arglistiger Plan, den Pfalzgrafen zu ermorden. Als Friedrich nun ei­nes Morgens früh, wie es seine Gewohnheit war, sich badete und in der Wanne saß, da wollte es ihm bedünken, als höre er Rüdengebell und des Hüfthorns fröhlichen Schall im Scheiplitzer Forst, der dicht an seinem Schloss gelegen. Entrüstet erkundigte er sich, wer so frevelhaft sein Waidmannsrecht verletze.

Da trat ihm Adelheid entgegen und sprach fast höhnisch: »Ei, wie magst du hier ruhig in der Badewanne sitzen und gemächlich des Leibes pflegen, während Fremde deine Ehre und dein Recht gefährden und nach Willkür in deinem Gehege umherjagen?«

Durch solche Reden verletzt, sprang der Pfalzgraf aus der Wanne. Er nahm sich nicht so viel Zeit, eine Rüstung anzulegen, sondern warf nur einen Mantel um, als er sich auf sein Ross schwang: Es war aber der vor ihm fliehende Waidmann kein anderer als Ludwig. Da kam es zwischen beiden zu hartem Wortwechsel in einem dunklen Gehölz, die Renze genannt. Ludwig aber durchbohrte mit seinem Jagdspeer den Pfalzgrafen, der blutend und leblos von seinem Ross herabsank, und ergriff alsbald die Flucht. Als nun die schöne Adelheid vernahm, wie ihr Gemahl ein so trauriges Ende genommen hatte, und als des Pfalzgrafen Leiche bald danach auf der Burg ankam, da jammerte sie laut und meinte zu vergehen vor Schmerz. Es mochte ihr aber wohl kein Ernst sein mit ihrer Trauer, denn kaum ein Jahr hatte sie den Witwenschleier getragen, als sie sich mit dem Grafen Ludwig von Thüringen ehelich verlobte. Da ertönte Pauken- und Trompetenschall in den Sälen und Hallen der Schauenburg, und viele Grafen, Ritter und Herren feierten durch ihre Anwesenheit das fürstliche Beilager, das mit großer Pracht vollzogen wurde. Aus Ludwigs Ehebündnis mit der holden Adelheid ent­sprossen aber vier Söhne und drei Töchter, von denen der älteste, gleichfalls Ludwig geheißen, späterhin der erste Landgraf von Thüringen wurde und seines Va­ters ganzes Erbteil zum Besitztum erhielt.