Die Gespenster – Dritter Teil – 44. Erzählung – Teil 9

Die Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit von Samuel Christoph Wagener
Allen guten Schwärmern, welchen es mit dem Bekämpfen und Ablegen beunruhigender Vorurteile in Absicht des Geisterwesens ernst ist, liebevoll gewidmet von dem Erzähler Friedrich Maurer aus dem Jahr 1798
Dritter Teil

Vierundvierzigste Erzählung – Teil 9

                                                                   10.

Die Fischersche Magd benahm sich am Anfang des Verhöres gerade so, wie von einem leichtfertigen jungen Mädchen zu erwarten ist, das aus Gedankenlosigkeit, Unerfahrenheit und Unwissen über die Natur gerichtlicher Untersuchungen, keinen Anstand nimmt, durch ihr selbstgenügsames Hohnlächeln im Angesicht ihrer Obrigkeit zu tun, als ob sie sagen wollte: »Was seid Ihr doch unwissend! Ihr wisst nicht einmal, was ich weiß! Wenn ich reden wollte, so würdet Ihr Euch die Köpfe nicht länger vergebens zerbrechen!«

Als aber die Gerichte diese Leichtsinnige mit Zuziehung des Herrn Predigers Sachse ernstlich ans Herz griffen und ermahnten, ihr auch vorhielten, dass, wenn es sich fände, dass sie bloß verführt worden sei, ihr ihre Jugend und Unerfahrenheit zur Freisprechung von der Strafe behilflich sein könne, so brach sie in Tränen aus und verband mit der Beteuerung, dass sie unschuldig sei, immer die längst bekannte Bemerkung, dass die alte Fischern beim Spuken stets gelacht habe. Verführt zu irgendeiner Rolle sei sie zwar nicht von derselben, allein es wollten doch Leute, unter anderen der fremde Schmiedegeselle gesehen haben, dass sie mit einem Durchschlag gespukt habe.

Auch gestand die Magd nun als etwas Bemerkenswertes, dass, als sie, von Furcht vor dem sprechenden Geist ergriffen, aus der Stube habe laufen wollen, die Fischern ausdrücklich von ihr verlangt habe, zu bleiben, um ihr die Wirklichkeit der Unterredung bezeugen zu können.

Weiter hat sie zwar – heißt es hier in den Akten – für jetzt nichts gestehen wollen. Indessen scheint doch aus ihren veränderten, verlegenen Mienen, die sehr gegen ihr voriges Hohnlächeln abstachen, hervorzuleuchten, dass sie noch mehr wisse, als sie gegenwärtig bekannte.