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Jim Buffalo – 14. Abenteuer – Kapitel 1

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die Blutnacht von Syrus
Das 14. Abenteuer Jim Buffalos
1. Kapitel

Eine Fahrt ins Land der Vergangenheit

Inspektor Dufferin sah auf.

»Wer will mich sprechen?«

»Mr. Jim Buffalo«, erwiderte der Konstabler.

Der New Yorker Polizeichef warf erfreut den Federhalter fort.

»Herein mit ihm – herein mit ihm …«

Als der Größte aller Abenteurer das Büro des Inspektors betrat, eilte ihm dieser schon mit ausgestreckten Händen entgegen.

»Willkommen in der Heimat, Sie Weltenbummler! Gott sei Dank, dass Sie wieder da sind!«

Lächelnd drückte Jim Buffalo die Hand des Freundes.

»Wie war es in Europa?«

»Danke, danke – man steht dort noch ganz im Zeichen des großen Krieges«, erwiderte Buffalo ernst. »Ich glaube, es wird noch ein gutes Jahrhundert dauern, bis das alte Europa wieder auf gesunden Füßen steht.«

Dufferin nickte.

»Waren Sie auch in Deutschland?«

»Gewiss – das fleißige Land leidet wohl am meisten unter der Teuerungsflut. Doch es wird sich auch erholen, es dauert nur seine Zeit. Doch jetzt von etwas anderem!«

»Beruflich?«

Buffalo zuckte die Achseln.

»Ja und nein – ich weiß es selbst noch nicht genau!«

»Sie drücken sich nicht gerade deutlich aus«, konstatierte Dufferin und schob dem Freund einen Sessel zu. »Was ist denn passiert?«

Jim Buffalo sah einen Augenblick still vor sich nieder, dann begann er mit leiser Stimme zu sprechen.

»Auf meiner Europareise führte mich auch mein Weg nach Holland. In Amsterdam hielt ich mich drei Tage auf. Direkt gegenüber der Zentrale-Station bezog ich ein Hotel und verbrachte die erste Zeit damit, mir die selten schöne Stadt mit ihren kleinen, schmalen Straßen und den prächtigen Geschäften, von denen die allerersten wohl in der Calverstreet liegen, anzuschauen. Die Zeit verging wie im Fluge, bis ich, es war am letzten Tag, ein seltsames Schreiben, das weder Absender noch Unterschrift aufwies, erhielt. Hier ist es; lesen Sie selbst.«

Damit reichte er dem Inspektor einen gewöhnlichen Briefbogen, der folgende Zeilen enthielt:

Ein Freund und Bewunderer Ihrer Persönlichkeit, Mynherr, gibt Ihnen einen Rat, und zwar den: Besuchen Sie sofort nach Ihrer Rückkehr nach New York dort das Haus 27 der Berrystreet und schenken Sie besonders dem ersten Stockwerk Beachtung, wenn Sie sich vor unangenehmen Überraschungen bewahren wollen?

Kopfschüttelnd gab Dufferin das Schreiben zurück.

»Waren Sie schon dort?«

Buffalo nickte.

»Wenn ich auch gewöhnlich anonyme Schreiben keinerlei Bedeutung beilege, so entschloss ich mich in diesem Fall doch, mir das bezeichnete Haus einmal anzusehen – und ich muss gestehen, dass es merkwürdige Feststellungen waren, die ich machte!«

Dufferin machte ein gespanntes Gesicht.

»Was sahen Sie?«

»Ich will mich kurzfassen: Das Haus Berrystreet 27 ist das letzte einer stillen Straße, in der sich alle zwanzig bis dreißig Meter ein Gebäude erhebt. Dazwischen liegen Bauplätze. Die Straße liegt im südlichsten Vorort. Man glaubt, nicht in New York, sondern in einer kleinen Stadt zu sein, wenn man sie abschreitet.

Wie ich schon sagte, liegt das Haus Nummer 27 als letztes in dieser einsamen Straße, hinter ihm beginnen Felder und Wiesen. Ich war entschlossen, den Rat des seltsamen Briefes zu befolgen und klingelte an der Haustür, doch niemand öffnete. Zufällig kam ein Briefträger vorüber. »Da können Sie noch acht Tage stehen und läuten«, sagte er.

»Weswegen?«

»Mr. Esders ist verreist.«

»Ah …«, sage ich, »ich wähnte ihn schon von der Reise zurück. Ist denn niemand seiner Dienstboten anwesend?«

»Dienstboten? Mr. Esders hat keine Dienstboten. Er bewohnt das Haus allein!«

Ich wusste genug, dankte dem Mann für seine Auskunft und entfernte mich. Als der Briefträger verschwunden war, kehrte ich zu dem Hause zurück und verschaffte mir mittels meiner Dietriche Einlass.«

»Ich werde Sie wegen Einbruchsversuch verhaften lassen«, meinte Dufferin und lächelte dabei.

»Das können Sie machen. Doch vorerst hören Sie, was ich im ersten Stockwerk des einsamen Hauses entdeckte!«

Der Polizeichef spitzte die Ohren. »Nun?«

»Etwas, was mich veranlasst, noch heute mit meiner Teufelsmaschine in die Vergangenheit zu reisen!«

Dufferin blickte den Freund verdutzt an.

»Ich fand nämlich in der Wohnung Schriftstücke und Zeichnungen, die mir klar bewiesen, dass ich nicht der einzige Sterbliche auf Gottes Erdboden bin, der über eine Maschine verfügt, mit welcher man in Zukunft und Vergangenheit zu reisen imstande ist!«

»Was … was … sagen Sie da?«

»Es gibt noch einen Mann, der über eine zweite Teufelsmaschine verfügt, und das ist jener Esders!«

»Ich bin sprachlos!«

»Aus Tagebuchblättern sah ich, dass Esders mit seiner Teufelsmaschine eine Reise in das Jahr 1214 angetreten hat. Die Stadt Syrus ist sein Ziel. Ich muss wissen, welcher Art Esders Maschine ist und weiter, zu welchen Zwecken er sie benutzt!«

Dufferin sprang erregt auf.

»Sie wollen ihm in die Vergangenheit folgen?«

»Noch heute!«

»Da komme ich mit!«

Jim Buffalo lächelte.

»All right, wenn Sie Lust haben, ich habe nichts dagegen, wenn wir die Fahrt ins Land der Vergangenheit gemeinsam unternehmen.«

»Wann fahren Sie ab?«

Buffalo sah nach der Uhr.

»Punkt drei Uhr!«

»Topp – um halb drei bin ich bei Ihnen!«

Ein Händedruck besiegelte das Abkommen. Wenige Minuten später verließ Jim Buffalo gedankenvoll die Detektiv-Zentrale.