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Der Welt-Detektiv Band 6

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Carrier, der Erzteufel – Teil 11

Carrier, der Erzteufel, in eine Menschenhaut eingenäht, der in wenigen Monaten in der französischen Stadt Nantes mehr als fünfzehntausend Menschen von jedem Alter und Geschlecht erwürgen, ersäufen, erschießen, martern und guillotinieren ließ, ein blutdürstiges Ungeheuer und höllischer Mordbrenner
Zur Warnung vor blutigen Revolutionen
Von Dr. F. W. Pikant (Friedrich Wilhelm Bruckbräu)
Verlag der J. Lutzenbergerschen Buchhandlung, Altötting, 1860

Der Verräter

Vernet und Eugenie sprachen von ihrer Liebe, welche an jenem Tag begonnen hatte, an welchem es Vernet gelungen war, sie und ihren Vater zu retten, als wilde Mordbrenner, republikanische Sol­daten, ihr Schloss plünderten und anzündeten. Euge­nie war zu einer Pächterin geflohen und nach der Nachricht, dass man ihren Vater nach Nantes gebracht habe, als barmherzige Schwester dahin gegangen, um in den Kerkern Zutritt zu bekommen.

»Als ich in Sarots Verzeichnis der Gefangenen den Namen deines Vaters las«, sagte Vernet, »fand ich Gelegenheit, ihn zu trösten, und sann auf Mittel zu seiner Rettung. Er wäre schon längst hingerichtet, ohne den ausdrücklichen Befehl, die Gefangenen erst zur Feier der Ankunft des Ungeheuers Carrier zu schlachten, der heute hier erwartet wird.«

»Oh welch schrecklicher Tag«, jammerte Eugenie.

»Sei getröstet, Geliebte«, rief Vernet begeistert, »bei allem, was mir heilig ist, schwöre ich dir …«

Sie unterbrach ihn rasch und sagte: »Schwöre bei meiner Liebe zu meiner geliebten Mutter, die jetzt in London in tiefer Verborgenheit lebt, oder bei ihrem Andenken, wenn …, fügte sie in einem herzzerreißenden Ton bei, »… sie vielleicht schon aus Gram gestorben ist.«

In diesem Augenblick öffnete Lamberty, Mitglied des Revolutionstribunals in Nantes und Vertrauter Carriers, das von Vernet nur angelehnte Fenster und legte seine beiden Vorderarme auf das Gesims.

»Wenn du es verlangst, Geliebte«, beteuerte Vernet, »schwöre ich dir, dich und deinen Vater Margot zu retten oder mit euch zu sterben. Doch wenn wir sterben müssen, so will ich über die Leichen unserer Richter zum Tode schreiten.«

»Das wird sich zeigen!«, rief Lamberty.

Entsetzt riss sich Eugenie von Vernet los. Dieser aber, schnell gefasst, näherte sich laut lachend Lamberty und sagte: »Ah! Bürger Lamberty, mach mir doch kein so grimmiges Gesicht! Merkst du denn nicht, dass mein Schwur bloß ein Speck war, mit dem man die Mäuse fängt?«

Lamberty schüttelte ungläubig den Kopf, machte mit der Hand eine drohende Gebärde und entfernte sich vom Fenster.

Vernet rief mit verstellter Lustigkeit: »Komm, mein liebes Täubchen!«

Er schlang den Arm um Eugenies Nacken.

»Nun, Lamberty, ist dies nicht ein beneidenswerter Anblick? Er ist fort!«

»Ach, um uns zu verderben!«, seufzte die Geliebte.

»Folge mir rasch, liebe Eugenie«, sagte Vernet. »Die Rettung kann jetzt nur noch gelingen, wenn wir schneller handeln als der Verräter.«