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Jim Buffalo – 9. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Die Fabrik unter Wasser
Das 9. Abenteuer Jim Buffalos

2. Kapitel

Die Dynamit-Fabrik

Bis der Beamte das Album brachte, verging eine geraume Zeit.

»Wen haben Sie augenblicklich beim Wickel?«, fragte Buffalo inzwischen.

»Ich will nicht das Böse mit dem Bösen vergelten«, erwiderte Dufferin. »Ihnen gegenüber habe ich keine Geheimnisse. Die Dynamit-Geschichte ist es!«

»Die Dynamit-Geschichte?«

»Haben Sie noch nichts darüber gehört?«

»Kein Wort!«

»Dann hören Sie zu. Seit einiger Zeit arbeiten gewisse Verbrecherkolonnen mit Dynamit. Nachweislich wird diese gefährliche Sprengmasse nur in den staatlichen Munitionswerken in Milwaukee hergestellt. Jede private Erzeugung von Dynamit ist verboten. Es ist klar, dass jene Verbrecher das Zeug nicht aus den richtigen Quellen beziehen. Folglich besteht in den Vereinigten Staaten eine geheime Dynamit-Fabrik!«

»So also liegt die Sache. Wie weit sind Sie mit dem Fall?«

»Ich habe ihn bereits gelöst.«

Jim Buffalo machte ein betroffenes Gesicht.

»Ja«, fuhr Inspektor Dufferin fort und lächelte dabei gezwungen, »das heißt, nur theoretisch. In Gedanken habe ich alles schon ergründet – nun fehlen mir nur noch die Verbrecher, dann ist die Geschichte all right!«

Buffalo lachte laut auf.

»Dann man schnell!« meinte er vergnügt. »Beeilen Sie sich, sonst rücken Ihnen vielleicht die Herren Verbrecher noch in Gedanken aus …«

Der Beamte trat mit dem Album ein.

Buffalo blätterte zehn Minuten in dem Buch und gab es dann mit einem Kopfschütteln zurück.

»Haben Sie den gefunden, den Sie suchten?«, fragte Dufferin neugierig.

»Ich glaube ja – vielleicht auch nicht«, lautete die rätselhafte Antwort.

Eine halbe Stunde später war Jim Buffalo bereits wieder zu Hause.

Timm Gregor, der junge Kunstmaler, erwartete ihn in größter Spannung.

»Waren Ihre Nachforschungen bereits von Erfolg begleitet?«, erkundigte er sich.

Jim Buffalo ließ sich nachdenklich am Schreibtisch nieder. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er antwortete.

»Die Angelegenheit ist verzwickter, als sie scheint«, sagte er schließlich. »Bereits gestern war ich am See und suchte nach Anhaltspunkten.«

»Und vergeblich?«

»Das wäre zu viel gesagt. Ich sah zum Beispiel einen Mann, der urplötzlich hinter einem Busch auftauchte und spähend um sich schaute. Ich fotografierte ihn, ohne dass er es merkte. Noch eine Weile blieb er stehen, dann verschwand er wieder. Ich begab mich unter Ergreifung aller Vorsichtsmaßregeln zu dem Busch und suchte stundenlang nach dem Eingang, ohne ihn finden zu können.

Ich dachte an eine Falltür, eine unterirdische Treppe, die vielleicht in die Erde hineinführte, musste mich jedoch bald getäuscht sehen. Plötzlich schlug nämlich ein menschliches Räuspern an mein Ohr …

Ich fand gerade noch Zeit, mich niederzuwerfen – da geschah auch schon das Merkwürdige, das für mich die Lösung des Rätsels bedeutete.

Hinter einem Busch erhob sich ein mächtiger Baum, der von einem Blitzstrahl getroffen zu sein schien, denn seine Zweige waren ohne Laub, tot …

Dieser Baum war es, der den Eingang zur Unterwelt darstellte.

Ein türartiges Stück des Baumes klappte zurück, und wieder tauchte die Gestalt jenes Mannes auf, den ich bereits auf der Platte hatte. Wieder sah er sich forschend um, nickte befriedigt, als er niemanden erblickte, und zog sich leise, die Baumtür hinter sich schließend, zurück.«

Atemlos war Timm Gregor der Erzählung Jim Buffalos gefolgt.

»Und?«, murmelte er. »Und …?«

Der größte Abenteurer aller Zeiten lächelte nachsichtig.

»Und?«, meinte er. »Hm – der Schluss ist eben das Überraschendste: Ich glaube nicht mehr an eine Falschgeldfabrik!«

Der Kunstmaler fuhr, wie von einer Tarantel gestochen, vom Sessel auf.

Gleich einer vom heftigen Sturm gepeitschten losen Spreu sah er seine 20.000 Dollar – die Belohnung für das Unschädlichmachen der Falschmünzer – in alle vier Himmelsrichtungen zerstäuben.

Jim Buffalo sah es und lächelte leicht.

»Die Belohnung entgeht Ihnen nicht«, sagte er. »Wenn es auch nicht Falschgeldfabrikanten sind, die unten oder am See ihr schurkisches Wesen treiben, so haben wir es doch mit irgendeiner anderen verbrecherischen Handlung zu tun.«

»Also keine Falschmünzer! Wer aber wohl sonst?«

Jim Buffalo zog nachdenklich eine Fotografie aus der Tasche, jene, die er von dem Mann am See gemacht hatte.

Sie stellte einen Mann dar, der den Stempel des Lasters auf der Stirn trug.

Die niedrige Stirn und das kurz geschorene Haar waren auch nicht dazu angetan, dem Antlitz eine kleine Note von Intelligenz zu verleihen. Der verschlagene Zug um den Mund, die bösartig funkelnden Augen und das eckige, hervorspringende Kinn ergänzten den Eindruck völliger Antipathie.

Es war jener Mann, den er heute im Verbrecheralbum gesucht und gefunden hatte.

War er jedoch in dem Glauben gewesen, neben dem Bild im Album eine Notiz zu finden, dass dieser Mensch ein Falschmünzer sei, so musste er sich getäuscht sehen.

Laut dem Verbrecheralbum hieß dieser Mann James Watson und war vor einem Vierteljahr nach vierjähriger Strafe aus dem Zuchthaus entlassen worden, wohin er wegen Raubüberfalls gebracht worden war.

»Für einen Falschmünzer halte ich diesen Mann hier auf keinen Fall«, sagte Jim Buffalo schließlich. »Was in der Unterwelt vor sich geht, ist mir selbst bis heute ein Rätsel. Aber ich werde es lösen, wenn es auch nicht so schnell geht, wie ich es am liebsten gesehen hätte. Aber gleich, ob Falschmünzer oder etwas anderes: Das geheimnisvolle Treiben am Schwarzen See wird und muss aufhören. Ich denke, dass in acht Tagen alles hinter mir liegen wird.«

Timm Gregor saß stumm im Sessel.

Dann verabschiedete er sich und ging hinaus.