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Sagen der mittleren Werra 28

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Von dem fröhlichen Fräulein auf der Todenwarth

Auf der Todenwarth hat einmal ein gar leutseliges und sittsames Fräulein gewohnt, das wegen seines heiteren Gemüts nur das fröhliche Fräulein genannt wurde. Auch wusste es mehr als andere Leute.

Einmal schlachtete droben ein schöner, junger Metzger aus Fambach und pries errötend und gesenkten Blickes das Fräulein ob seines fröhlichen Sinnes und seiner großen Holdseligkeit. Da wurde dieses plötzlich ernst und fragte den Metzger, ob er, wenn es stürbe, mit ihm zur Leiche gehen wolle. Er gab ihr scherzend das Versprechen und wurde darauf von dem Fräulein beschieden, sich am achten Tag in seinem Staatskleid auf der Todenwarth wieder einzufinden. Lachend sagte der Metzger auch das zu.

Und richtig stand er acht Tage später wieder droben auf der Todenwarth in einem der Zimmer am Sarg des Fräuleins, den plötzlich zu aller Erstaunen eine weiße Taube dreimal umschwebte, die dann wieder durch das offene Fenster, durch welches sie gekommen war, verschwand.

 

Der feurige Mann bei Fambach

Bei dem alten Asmus Heller in Fambach saß eines Abends wohl ein Dutzend älterer Männer, rauchten ihr Pfeifchen und schwatzten von dem feurigen Mann, der sich dort herumtreibe. Da sagte einer der Alten, wenn sie sich nicht fürchteten, so wollte er denselben unter das Stubenfenster zitieren.

Da es nun die anderen zufrieden waren, riss der Beschwörer das Fenster auf und rief dreimal nacheinander: »Schweb und fleug, dass du bald bei uns seist, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«

Kaum waren die letzten Worte gesprochen, so sahen sie auch schon den feurigen Mann auf dem Pfädchen, das vom Feld her am Garten des Hellerʼschen Hauses hinführt, anrücken und so nahe vor das zugeworfene Fenster treten, dass die Bauern jede einzelne Rippe an ihm zählen konnten. Da er jedoch das Fenster verschlossen fand, flammte er an demselben bis an die oberste Scheibe empor, seufzte und trat wieder den Rückweg auf dem Pfad bis an die Gartenecke an. Hier ließ er sich auf einem Grenzsteine nieder, um die Bauern, die dort zu ihren Wohnungen vorüber mussten, zu erwarten, sodass diese, als der Feuermann nicht wich, endlich zu einem großen Umweg gezwungen wurden.