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Das Buch vom Rübezahl – Teil 16

Das Buch vom Rübezahl
Neu erzählt von H. Kletke
Breslau, 1852

17. Wie Rübezahl Kegel schiebt

Ein Fleischer schickte seinen Knecht aus Böh­men über das Gebirge, um eine ausstehende Schuld für ihn einzumahnen. Der empfing auch das Geld, welches an vierzig Taler betrug und machte sich alsbald wieder auf den Rückweg. Wie er in der Nähe der Schneekoppe vorbeikam, wurde er plötzlich eine Gesellschaft junger Burschen ansichtig, welche Kegel spielten.

Obwohl viel Geld auf dem Spiel zu stehen schien, nahmen es die Spieler doch so wenig ernsthaft, kegelten so sorglos und nachlässig, dass unserem Gesellen der lebhafteste Wunsch kam, hier mitzuspielen, weil er ohne Zweifel gar großen Gewinn davontragen würde.

Indem er noch mit diesem Gedanken beschäftigt war, trat einer aus der Gesellschaft an ihn heran und lud ihn ein, an ihrem Spiel teil­zunehmen. Er könne aufhören, sobald er wolle.

Das ließ sich der gute Geselle nicht zweimal sagen, trat an und warf die Kugel erstlich mit solchem Erfolg, dass ihm Taler und Dukaten ordentlich zuströmten. Mut und Begierde nach Gewinn wurden immer größer.

Bald aber änderte sich das Blatt, so, dass er nicht nur das Gewonnene nacheinander wieder verspielt, sondern auch das ganze Geld, welches er für seinen Meister eingenommen hatte. Wie er an den dachte, ist ihm gar nicht wohl zumute geworden, sann also auf eine Ausrede, mit der er den Meister betrügen könnte.

Da trat einer von der Gesellschaft zu ihm und sprach: »Wir haben dir dein Geld mit allem Recht abgenommen. Damit du aber deinen Schaden wieder ersetzest, so nimm diese drei Kegel, welche die Art an sich haben, dass sie dich nie werden verlieren lassen. Verliere du sie nur nicht, sondern packe sie fein in dein Ränzel. Und kommst du nach Hause, so lass dir sechs andere dazu machen. Wenn du mit denen spielst, wirst du bald wieder zu deinem Geld gelangen.«

Der Geselle nahm die unansehnlichen Kegel und wan­derte seines Weges weiter fort. Nach einer hal­ben Stunde wurde ihm der Plunder so schwer, dass er sich niedersetzen musste. Da warf er zwei von seinen Kegeln weg und behielt nur den dritten, der ihm am leichtesten schien. Als er nun nach Hause zu seinem Meister kam, wusste er die­sem eine sehr klägliche Geschichte zu erzählen, wie Räuber ihn unterwegs übergefallen und alles Gel­des, welches er bei sich führte, beraubt hätten. Da musste sich der Meister zufrieden geben, denn wider Gewalt hilft kein Gebot.

Als sich der Bursche also losgeschwatzt hatte, ging er zu seiner Kammer, packte sein Ränzel aus, nahm den Kegel und warf ihn unter das Bett, in der Absicht, einmal acht andere dazu drehen zu lassen, um seinen Verlust wieder zu gewinnen. Was geschah? Als er nach einiger Zeit den Kegel hervorholte, wurde er gewahr, dass sich das Holz in pures Gold verwandelt hatte. Da ging er gleich zu seinem Meister, entdeckte ihm den ganzen Hergang und bot ihm den goldenen Kegel zum Ersatz an. Aber der Meister war ein redlicher Mann. Als er den Regel beim Goldschmied für 200 Taler verkauft hatte, behielt er hundert für sich und gab die anderen hundert seinem Gesellen.