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Jim Buffalo – 7. Abenteuer – Kapitel 5

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der geheimnisvolle Felsen
Das 7. Abenteuer Jim Buffalos

5. Kapitel

Mit Revolver und Rammspitze

Von dieser Stunde an ließ Jim Buffalo den geheimnisvollen Felsen nicht mehr aus den Augen.

Mehr als einmal sah er den Millionär durch das eiserne Tor verschwinden, um ihn dann wieder mit ärgerlicher Miene zum Vorschein kommen zu sehen. Und dieses Gesicht sagte klar und deutlich, dass die Leute, die drinnen im Felsen bohrten und hämmerten, das Schriftstück noch immer nicht gefunden hatten.

Das Automobil Carribooks wartete stets auf der Landstraße, die wenige Minuten von dem Felsen entfernt war.

Schon sechsmal hatte Jim Buffalo den Enkel des Mörders davonfahren sehen.

Am vierten Tag war unseres Helden Geduld auf dem Siedepunkt angelangt. Wenn sich das Dokument im Felsen befand, so musste es nunmehr bald gefunden werden, denn, wie er festgestellt hatte, arbeiteten in dem verschlossenen Gestein 22 Leute, die Carribook eigens zu diesem Zweck aus seinen Bergwerken an der Grenze herbeibeordert hatte, weil sie es wohl am besten verstanden, mit Hacke und Spitzbeil umzugehen.

Außerdem trieben sich um den Felsen noch eine Anzahl wenig vertrauenerweckende Gestalten herum, die auf Carribooks Veranlassung, das Gewehr auf dem Rücken, den Revolver im Gürtel, umherstrichen und wahrscheinlich beauftragt waren, die Annäherung fremder Menschen zu verhindern.

Am fünften Tag geschah es, dass in früher Morgenstunde ein Mann mit einem Fahrrad aus dem eisernen Tor stürzte und mit hochrotem Kopf davonjagte.

»Es ist soweit!«, murmelte Jim Buffalo und begab sich eilig zur Teufelsmaschine, die er in der Nähe verborgen hatte. Geräuschlos jagte er in dem unheimlichen Gefährt dem Radler nach und holte ihn nach knapp fünf Minuten ein.

Vielleicht noch fünfzig Meter fuhr er voraus, dann schob er die Panzerung zurück und richtete sich auf.

»Hände hoch, lieber Freund!«, rief er dem herankommenden Radler entgegen und winkte drohend mit dem Revolver. »Herunter vom Rad, sonst …«

Mit einem Schreckensschrei sprang der Mann ab.

Jim Buffalo verließ die Teufelsmaschine und trat auf ihn zu.

»Wohin des Weges?«, fragte er.

Der Mann begann zu zittern.

»Ich bin selbst ein armer Mann, der sich sein Geld sauer verdienen muss«, stotterte er.

Jim Buffalo lachte auf.

»Ah … hier … das sind fünftausend Kronen … sie gehören Ihnen …«

Der Mann starrte ihn in grenzenloser Verwunderung an.

»Für diese fünftausend Kronen haben Sie wohl die Freundlichkeit, mir auf Ehre und Gewissen einige Fragen zu beantworten. Zuerst die: Wohin?«

»Zu Carribook, dem Millionär.«

»Und was bringen Sie ihm für einen Bescheid?«

»Ich soll ihm ausrichten, dass das Erz gefunden und nur noch eine kleine Sprengung erforderlich ist, es freizulegen.«

Jim Buffalo nickte. Offenbar war dieser Mann hier nicht eingeweiht. Mit dem Erz war sicher das Testament gemeint. So hatte man es doch gefunden! Er wandte sich wieder an den Mann.

»Fahren Sie jetzt zu Carribook und richten Sie ihm die Worte aus. Verschweigen Sie ihm aber, dass Sie mir begegnet sind.«

»Wer sind Sie?«

»Jim Buffalo!«

Ein Strahlen des Staunens und der Bewunderung schoss aus den Augen des Mannes.

»Ihr Schweigen werde ich mit einer nochmaligen Zahlung von fünftausend Kronen belohnen«, schloss Buffalo. »So, und nun fahren Sie!«

Der Mann kam der Aufforderung mit heißen Dankesworten nach. Jim Buffalo kehrte in die Teufelsmaschine zurück und verbarg sich mit dem Fahrzeug.

Vierzig Minuten später tauchte ein Punkt auf der Landstraße auf, der schnell näherkam und sich als Kraftwagen Carribooks erwies. Wenig später rannte der Millionär dem eisernen Tor zu und war gleich darauf in ihm verschwunden.

»So …«, murmelte Jim Buffalo. »Jetzt ist die Festung reif zum Sturm!«

Noch einmal strich er prüfend über die Rammspitze der Teufelsmaschine, dann jagte er durch die Schlucht.

Über dem Tor wurde es plötzlich lebendig. Die Wächter des Felsens waren es, die nun auf das heranrasende Gefährt ein wahnsinniges Feuer eröffneten. Doch unbeirrt jagte dieses auf das Tor zu.

Die Schüsse prallten ab. Die Teufelsmaschine schien das eiserne Tor rammen zu wollen, und ehe die Männer so recht wussten, was geschah, ertönte auch schon ein Splittern und ein Bersten, das den ganzen Felsen erzittern ließ.

Gerade hatte einer der Bergleute eine schwere Kassette in die zitternden Hände des Millionärs gelegt, als hinter ihnen ein furchtbarer Lärm entstand. Im gleichen Augenblick fühlte sich auch Carribook schon am Kragen gepackt. Wie ein Kind hob Jim Buffalo den Zeternden hoch und zog ihn blitzschnell in die Teufelsmaschine. Entsetzt wichen die Männer zurück, doch schon raste das unheimliche Fahrzeug rückwärts wieder hinaus.

Eine halbe Stunde später führte Jim Buffalo den Millionär, der die Kassette krampfhaft in den Händen hielt, in Sir Flemmings Büro. So sehr Carribook auch protestierte – die Kassette wurde geöffnet. In ihr lag, wenn auch stark vergilbt, aber doch noch völlig leserlich, das Testament, das den Staat zum Besitzer des Felsengebietes und dadurch auch der Petroleumfelder machte.

Jim Buffalo hatte dem Staat 180 Millionen gerettet und empfing bald darauf die versprochene Belohnung, die er sogleich zum größten Teil zu wohltätigen Stiftungen verwandte, die zum Segen der armen Bevölkerung gereichten.

Als der Mann mit der Teufelsmaschine einige Tage später seine Vaterstadt verließ, besaß er nur einen Feind, und das war William Carribook.

Als Band 8 dieser Reihe erscheint:

Das Grab im Keller