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Der Welt-Detektiv Band 6

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Bernhard Jaumann – Caravaggios Schatten

Bernhard Jaumann – Caravaggios Schatten

Kunstdetektiv Rupert von Schleewitz hat einen alten Bekannten aus seiner Zeit im Internat namens Alban Posselt, mit dem er sich damals ein Zimmer teilte, zu dem er aber seit langen Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

Bei einem Ehemaligentreffen sehen sich beide erneut, und Alban nimmt Kontakt zu Rupert auf. Er lädt ihn zu sich nach Potsdam ein, und als Rupert einmal sowieso nach Berlin muss, macht er einen Abstecher zu Alban, um bei einem Kaffee ein wenig zu plaudern.

Als Rupert bei Alban sitzt, sagt dieser, er müsse ihm unbedingt ein Bild zeigen. Rupert willigt schließlich ein, ihn nach Sanssouci in die dortige Gemäldegalerie zu begleiten, wo sich laut Alban das Bild befindet, das sich der ehemalige Mitschüler anschauen muss.

Schließlich führt Alban seinen Gast durch die Galerie, in welcher sich eine Reihe von Barockgemälden befindet, die alle eine enorme Größe haben.

Endlich erreichten die beiden Männer den Raum, in dem das Bild hängt, das Alban seinem Begleiter zeigen will. Er bittet Rupert, die Augen zu schließen, was dieser nach einigem Zögern auch tut. Schließlich nimmt Alban ihn am Oberarm und führt ihn zu dem Bild. Dann sagt er, Rupert solle hinschauen.

Als Rupert die Augen öffnet, sieht er ein Bild, auf welchem vier Männer ihre Köpfe so zusammenstecken, dass sie eine Raute bilden. Der vorderste Mann hat dabei tiefe Falten auf der Stirn. Er beugt sich nach vorn und blickt seiner rechten Hand hinterher. Der ausgestreckte Zeigefinger tastet nach einer Wunde des links stehenden Mannes, beziehungsweise er stößt so weit in die Wunde hinein, dass sich die Haut über dem Schnitt wölbt.

Rupert weiß sofort, dass das Bild den ungläubigen Thomas zeigt, der so lange nicht an Jesu Auferstehung glauben wollte, bis er dessen Wundmale mit den Händen berührt hatte. Jesus sagte dann zu ihm, er glaube, weil er sehe, aber es seien diejenigen selig, die glaubten, ohne sich selbst mit den Augen von der Wahrheit überzeugen zu müssen.

Alban bestätigt, dass das Bild den Titel Der ungläubige Thomas trägt und von Caravaggio gemalt wurde, einem Provokateur jener Zeit mit einem brutalen Blick für das ungeschminkte Leben, der sich zum Beispiel als Modelle für seine Madonnen mit Vorliebe römische Huren aussuchte, sich in Kneipen prügelte und sogar einen Mord beging.

Nun reden Alban und Rupert über das Bild, aber Rupert scheint daran nicht zu sehen, was Alban ihm zeigen will. Schließlich beginnt Alban zu schreien, sodass die Wachen und anderen Besucher aufmerksam werden. Einer der Wächter verlangt, dass Alban, der über die Absperrkette vor dem Bild steigt, Abstand hält. Da zieht dieser ein Messer aus seiner Tasche, sticht auf das Bild ein und fügt der Leinwand zudem einen langen Schnitt zu.

 

Was als Messerangriff auf ein Barockgemälde beginnt, weitet sich später zu einem Kunstraub aus, denn der Caravaggio wird beim Transport zur Reparatur gestohlen. Rupert von Schleewitz selbst gerät dabei in Verdacht, in die Straftat verwickelt zu sein, bis das Ermittlerteam seiner Kunstdetektei versucht, das Bild für die Landesregierung wiederzubeschaffen.

Aber der Anschlag auf das Bild und der Raub des beschädigten Meisterwerks sind nicht die einzigen Straftaten, mit denen sich dieser Roman beschäftigt. Im Lauf der Geschichte erfährt der Leser darüber hinaus noch von möglichen weiteren Delikten, die ein Detektiv des Ermittlerteams entdeckt und weiterverfolgt.

Bei der Schilderung dieses fulminanten Falls gelingt es dem Autor zudem, die Charaktere der Story psychologisch sehr treffend zu zeichnen, allen voran Rupert von Schleewitz selbst und auch sein Team, bestehend aus Max, einem Ermittler, der vor allem Recherche am Computer und in Archiven betreibt und Klara, einer Kunstexpertin, die für die Erkenntnis der Echtheit von Gemälden zuständig ist. Dabei beschreibt Bernhard Jaumann nicht nur deren Denken und Handeln sehr authentisch, sondern auch ihre Beziehungen innerhalb ihrer Familien und ihre Kommunikation untereinander und mit Familien und Außenstehenden.

Zudem lässt die Spannung des Romans bis zu seinem Ende nichts zu wünschen übrig, obwohl die Geschichte durchaus unblutig daherkommt und keine Massenmörder darin beschrieben werden.

Fazit:

Bernhard Jaumann gelingt mit Caravaggios Schatten ein verwickelter, rasanter Kunstkrimi, der trotz des Fehlens bluttriefender Szenen ausgesprochen spannend und kurzweilig ist.

Obwohl am Ende eine wichtige Frage ungelöst bleibt und der Leser deshalb seine Fantasie bemühen muss, kann ich diesen Roman jedem Krimiliebhaber empfehlen, dem es nicht so sehr auf Brutalität und Gemetzel ankommt, der aber gerne ein gepflegtes, intelligent gemachtes Buch liest.

Der Autor:

Bernhard Jaumann ist im Juni 1957 in Augsburg geboren und wurde durch seine Kriminalromane und Kurzgeschichten bekannt.

Nach dem Abitur in Augsburg studierte er in München Deutsch, Geschichte und Sozialkunde für das Lehramt und war lange als Gymnasiallehrer in Bad Aibling tätig. Seine Lehrtätigkeit dort wurde von längeren Auslandsaufenthalten in Italien, Australien, Mexiko-Stadt und Windhoek in Namibia unterbrochen.

Für seinen Roman Saltimbocca bekam er 2003 den Friedrich-Glauser-Preis und für seinen Kurzkrimi Schnee an der Blutkuppe, erschienen 2007, erhielt er 2008 im Friedrich-Glauser-Preis für Kurzkrimis.

2009 bekam er den Deutschen Krimipreis (2. Platz national) für den Abschluss seiner Montesecco Trilogie, 2011 belegte er den 1. Platz des Deutschen Krimipreises national mit dem Roman Die Stunde des Schakals. 2013 war er poet in residence an der Uni Duisburg-Essen.

Der Roman Caravaggios Schatten ist der zweite Krimi um die Kunstdetektei von Schleewitz.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Galiani-Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: Isolde Ohlbaum. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Galiani-Verlags.

(ww)