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Der Welt-Detektiv Band 6

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Deutsche Märchen und Sagen 144

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

187. Das Kreuzchen im Weißen-Frauenkloster zu Köln

Vor Zeiten herrschte einmal im Kloster der Weißen Frauen zu Köln gar schlechte Ordenszucht; die Nonnen hingen mehr an der Welt denn an Gott und trieben viel böses Zeug. Eine nur hielt es nicht mit ihnen und bewahrte Sinn und Herz rein.

Spät in der Nacht und früh am Tage fand man sie vor einem kleinen Kreuzbildchen in ihrer Zelle. Als die anderen Nonnen sahen, dass sie sich von ihnen absonderte, gingen sie hin und stahlen ihr das Kreuzchen aus der Zelle.

Dadurch ließ sich die fromme Jungfrau aber nicht irre machen. Sie nahm eine Kohle und malte ein schwarzes Kreuz auf die weiße Wand.

Als sie nun eines Tages vor diesem in glühender Andacht lag, da siehe, wuchs aus dem schwarzen Kreuz ein Christusbild heraus. Das wird noch heute in der Schnurgasse zu Köln gezeigt.

Ehedem wuchsen diesem Bild die Haare und alle sieben Jahre kamen große Prozessionen von Ungarn, welche sich die Haare abholten.

Aus welchem Stoff das Bild ist, das weiß niemand. Seine Form ist sehr roh, aber seine Wunderkraft ist groß.