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Der Welt-Detektiv Band 6

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Ritter Busso von Falkenstein – 13. Teil

Ritter Busso von Falkenstein
oder die Geheimnisse der Totengruft
Ein schauderhaftes Gemälde aus den Ritterzeiten
Verlegt durch Gottfried Basse zu Quedlinburg, 1813

Der Graf wollte noch weiter reden, als er durch das Heransprengen mehrerer Rosse unterbrochen wurde. Er hielt inne.

Buffo sah sich um und wurde einen Tross Menschen gewahr, der eilig auf ihn zukam. Als sie nahe genug waren, bemerkte man vier Leute zu Fuß, die einen Leichnam auf einer von Baumzweigen verfertigten Tragbahre trugen. Der Graf, welcher nichts Gutes ahnte, erkundigte sich nach der Ursache ihrer nächtlichen Wanderung. Da er aber keine Antwort erhielt, ging er auf sie zu, betrachtete den Toten genau und erkannte seinen Sohn.

Die Träger setzten ihre Last nieder. Der Graf verstummte, warf sich über den Erblassten und überließ sich seinem Schmerz.

Busso trat ebenfalls näher und betrachtete mit Wehmut Friedrichs Leichnam.

Nach einigen Augenblicken sprang der Graf plötzlich auf, entriss dem Ritter Busso mit der größten Schnelligkeit Rudolfs Schwert, stieß es sich in die Brust und sank sterbend auf die Leiche seines Sohnes nieder.

Alle Knappen eilten sogleich herbei, hoben ihn auf und versuchten vergebens, ihn zu retten. Mit matter Hand zeigte der Graf auf Busso und gebot ihnen, diesen Ritter von nun an für ihren rechtmäßigen Herrn anzuerkennen. Diese zogen darauf das blutige Schwerdt aus seiner Brust, und er verschied.

Busso fiel nun auf seine Knie und betete inbrünstig zu Gott, der kein Verbrechen ungestraft lässt.

Alle ihn umgebenden Knappen des Grafen waren bei diesem blutigen Auftritt höchst erstaunt und fragten sich untereinander, was ihres Herrn letzte Worte bedeuten könnten. Ritter Busso teilte ihnen mit wenigen Worten die Begebenheiten dieser Nacht mit. Einer von den Begleitern des Grafen, welchen der Ritter vorher in der Höhle hinter einem Felsen verborgen gefunden hatte, bestätigte dessen Erzählung. Alle erkannten Rudolphs Sohn sogleich für ihren rechtmäßigen Herrn an und baten, ihn zum Schloss begleiten zu dürfen. Er erfüllte ihren Wunsch und begab sich mit ihnen sogleich auf den Weg. Diejenigen, welche vorher Friedrichs Leiche trugen, nahmen nun auch zugleich den erblichenen Grafen mit auf die nämliche Tragbahre.

Busso erkundigte sich, auf welche Art Friedrich ums Leben gekommen sei, und erhielt von den Knappen das Geständnis, der Graf habe sie ausgesandt, ihn, den Ritter Busso aufzusuchen und zu ermorden. Die Ähnlichkeit seiner Rüstung und Waffen, mit denen Friedrichs hätte sie getäuscht und wären ihren Irrtum nicht früher gewahr geworden, als Friedrich unter ihren Lanzenstichen gefallen sei.

Als sie auf dem Schloss ankamen, wo die Vasallen und zurückgebliebenen Knappen den Grafen längst mit Sehnsucht erwarteten, verbreitete die Nachricht von seinem Tod große Bestürzung und Traurigkeit. Ritter Busso versammelte nun sämtliche Bewohner dieser Burg in einem großen Saal, hielt eine kurze und nachdrückliche Rede an sie, worin er ihnen seine gerechten Ansprüche auf den Besitz dieser Grafschaft durch so einleuchtende Beweise darlegte, dass niemandem ein Zweifel übrig bleiben konnte, seine Vorfahren seien schändlicher Weise dieses Eigentums verlustig geworden.

Einige der ältesten Burgbewohner erinnerten sich, den Ritter Rudolph noch gesehen zu haben und freuten sich seines Andenkens. Noch größer war aber ihre Freude, als sie seine Gesichtszüge in denen seines Sohnes wiedererkannten. Da der soeben verstorbene Graf, ihr voriger Herr, sich durch übertriebene Strenge eben nicht sonderlich beliebt bei ihnen gemacht hatte, so war auch nicht ein Einziger unter allen, welcher den Ritter Busso nicht sogleich mit herzlicher Freude als seinen Herrn an  erkannt hätte.

Graf Busso befahl nun, ihn allein zu lassen, damit er über die außerordentlichen Begebenheiten dieser Nacht mit mehr Ruhe nachdenken und seine Seele über die merkwürdigen, nicht er warteten Entdeckungen, desto eher beruhigen könne. Indem er mit diesen Gedanken zu seinem Schlafgemach ging, folgte ihm ein alter  Burgknappe und bat um seinen Entschluss, was man mit den beiden Frauenzimmern machen solle, welche diese Nacht auf des verstorbenen Grafen Befehl in die Burg geführt worden wären. Busso erkundigte sich, wo sie wären, und der Knappe führte ihn zu einem Gemach, wo er zu seinem Erstaunen seine geliebte Adelheid fand. Ganz entzückt fiel er ihr um den Hals und überhäufte sie mit Liebkosungen, aber Adelheids Freude schien nun den höchsten Grad erreicht zu haben.

»Welches Wunder«, rief sie im höchsten Freudentaumel aus, »gibt Euch mir wieder! Welcher gute Genius, welcher Beschützer der Tugend und Unschuld hat Euch aus den Händen der Mörder befreit, in denen ich Euch zurücklassen musste, da man mich auf eine grausame Art von Euch riss und auf dieses Schloss führte?

Buffo war nicht imstande, den Sinn dieser Worte sogleich zu begreifen. Leonore aber, die nun wohl einsah, das ihre Verräterei nicht länger verschwiegen bleiben konnte, warf sich ihnen nun zu Füße und gestand alles ganz offenherzig. Busso erfuhr nun, dass Adelheid, durch die List ihrer Kammerzofe hintergangen, in Friedrichs Hände geraten war, ohne den Betrug im Geringsten zu bemerken; dass sie unterwegs von einem Trupp Menschen, die vom Grafen von der Eulenburg ausgesandt waren, überfallen worden. Der Graf sei nämlich durch den verräterischen Robert von Ritter Bussos verabredeter Flucht mit dem Fräulein Adelheid benachrichtigt worden. Friedrich habe sich hierauf genötigt gesehen, vom Pferd zu steigen, um sich zu verteidigen. Sogleich hätten einige von der Schar, auf gehabten gemessenen Befehl, Adelheid und Leonore ergriffen und zum Schloss geführt, wo sie ungefähr vor einer Stunde angekommen wären. Endlich erzählte man ihm auch noch, dass Adelheid während dieser Zeit fast untröstlich gewesen sei und ihres geliebten Busso unvermeidlichen Tod innig beweint habe.

Diese Umstände zusammengenommen, gaben dem frommen und wackeren Ritter aufs Neue Veranlassung, die unerforschlichen Wege der Vorsehung zu bewundern, welche jene abscheulichen Verbrecher in ihre eigenen ihm gelegten Schlingen hatte fallen lassen.

Busso konnte sich bei dem Gedanken, dass sie ihm den gewissen Schmerz, den er dabei empfunden haben würde, seines Vaters Tod mit eigener Hand zu rächen, erspart hätten, einer herzlichen Freude nicht erwehren, zumal, da die Mörder sein naher Verwandter und Friedrich bis zu ihrer Unterredung im Wald, wo er dessen schwarze Seele erst genau kennen lernte, sein intimster Freund und Waffengefährte gewesen war. Adelheid vernahm mit Freuden die Nachricht von dem, ihrem geliebten Busso durch diese Begebenheiten gewordenen Glück.

Mit Anbruch des Tages sandte nun Busso einen Boten an Adelheids Vater ab. Er benachrichtigte ihn, dass er durch den Tod des Grafen von der Eulenburg in dessen Besitzungen, die vonseiten seines Vaters Rudolph ihm schon vor längerer Zeit als rechtmäßiges und geerbtes Eigentum zugekommen wären, getreten sei. Zugleich zeigte er ihm auch an, dass seine Tochter, über deren schnelles Verschwinden er gewiss in großen Ängsten sein müsse, in seinem Schloss sei und auf eine höchst wunderbare und seltsame Art in seine Gewalt gekommen wäre.

Er bat ihn, er möchte ihn eilig selbst besuchen, indem er ihm einige wichtige und für ihn sehr interessante Nachrichten mitzuteilen hätte.

Der Vater Adelheids war zwar nicht wenig erstaunt, als er diese Nachricht erhielt, nahm aber dennoch die Einladung mit Freuden an, da es ihm außerdem nicht mehr ganz unbekannt war, dass seine Tochter mit dem Ritter Busso in einem geheimen Liebesverständnis verwickelt sei.

Busso sah auch schon voraus, dass, da er seine Tochter früher dem verstorbenen Grafen, einem Mann, der ihrer ganz unwürdig gewesen war, bloß seines Reichtums wegen bestimmt und versprochen habe, er nun gewiss keinen Anstand nehmen werde, ihm ihre Hand zu geben, zumal da er nun im Besitz aller Reichtümer seines ehemaligen Nebenbuhlers war. Er täuschte sich auch nicht in seinen Erwartungen, da Adelheids Vater gleich nach seiner Ankunft mit Freuden in ihre Verbindung einwilligte.

Während der Zeit, da man sie nötigen Anstalten zur Hochzeitsfeier traf, kehrte Adelheid mit ihrem Vater wieder zum Schloss Rabeneck zurück, wo sie Busso, den man nun als Grafen von Eulenburg anerkannt, oft besuchte.

Die Leichname des Brudermörders und seines Sohnes ließ er in alter Stille beerdigen. Nachdem dies geschehen war, kehrte er an der Spitze einiger getreuen Knappen zur Höhle zurück, um die traurigen Überreste vom Körper seines Vaters zu holen. Er beweinte dessen trauriges Schicksal, ließ ihn dann mit allen Feierlichkeiten in der Schlosskapelle beisetzen, ihm ein prächtiges Denkmal errichten und das merkwürdige blutige Schwert darüber befestigen.

Kurz darauf vermählte sich Graf Busso mit Adelheid, und die Hand derjenigen, welche seit mehreren Jahren der Gegenstand seiner heißesten Wünsche gewesen war, machte sein Glück, wie es seine Tugend und Tapferkeit verdiente, im höchsten Grade vollkommen.

Ende