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Oberhessisches Sagenbuch Teil 117

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Braundosten und Baldrian

Am Gekräutertag, wie man im Vogelsberg den Tag der Himmelfahrt Christi nennt, geht man hinaus, um heilkräftige Pflanzen zu suchen, denn dann ist der Segen Gottes über alles Wachstum ausgegossen. Besonders sucht man Braundosten und Baldrian, zwei Pflanzen, die man in die Stube und über die Stalltür hängt, zum Schutz gegen Zauberei.

Eine Magd kam einmal mit einer Last Gras aus dem Wald und begegnete einem Hexenmeister.

Der rief ihr ganz giftig zu: »Bann de näit bei dir häsi Braudoste und Baldrio, wott eich dir bahld das Halsgenick ogerisse ho.«

Anderwärts: »Wanns Doste tät und Baldrian, wollt ich bald bei dir stahn!«

Oder: »Baldrian und Braundost, das hab ich nicht gewoßt!«

Ohne dass sie es wusste, hatte nämlich die Magd diese beiden Wunderkräuter bei sich gehabt, und das war gut, sonst wäre sie nicht so heiler Haut davongekommen.