Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 4. Abenteuer – Kapitel 5

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Johnson, der Bankdefraudant
Das 4. Abenteuer Jim Buffalos

5. Kapitel

Johnson, der Millionendieb

Der Zugführer fiel aus allen Wolken, als plötzlich Jim Buffalo in sein Dienstabteil trat und ihm schilderte, dass er soeben eingestiegen sei.

Hielt er unseren Helden auch zuerst für geistesgestört, so ließ er doch diesen Gedanken fallen, als er die polizeilichen Dokumente sah.

»Freilich will ich Sie nach bester Möglichkeit unterstützen«, sagte er. »Doch weiß ich wirklich nicht, auf welche Weise. Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, will ich sie gern erfüllen, soweit es in meinen Kräften steht. Mehr kann ich nicht tun!«

»Das genügt mir«, bemerkte Jim Buffalo und entwickelte seinen Plan.

Wenige Minuten später war aus Jim Buffalo ein Expresszug-Konduktor geworden, der mit amtswürdigem Gesicht Abteil für Abteil betrat und die Fahrkarten kontrollierte.

Im sechsten, dem vorletzten Wagen, stieß er auf den Gesuchten. Der Mann sah aus wie ein würdiger Professor, sein Gepäck bestand aus einer einzigen kleinen Tasche und seine Fahrkarte lautete auf New York – St. Francisco.

Jim Buffalo nickte zufrieden, als er die Karte zurückreichte.

»Ich glaube, Sir«, sagte er dabei, »wir kommen nicht mehr bis St. Francisco!«

Der andere machte ein unruhiges Gesicht.

»Ist auf der Strecke ein Unglück passiert?«

»Nein, das nicht – aber, ja, es wird ein Unglück passieren!«

Fassungslos sah der Mann zu dem vermeintlichen Konduktor auf.

»Wie meinen Sie das?«, stieß er hervor.

»Ja – wissen Sie – das ist nicht mit ein paar Worten zu erklären – es handelt sich nämlich um einen vierfachen Millionendiebstahl!«

»Was Sie nicht sagen«, stotterte der Reisende.

»Ja«, fuhr Jim Buffalo fort, »und der Dieb der vier Millionen soll in diesem Zug sitzen!«

»Wie … wie … interessant …!«

»Ja, die Braut von ihm hat ihn verraten – man weiß sogar, was er anhat – wie er aussieht – wo er die Millionen hat …«

Mit dem Reisenden ging eine sonderbare Veränderung vor. Er wurde kreidebleich. In seinen Augen zuckte es plötzlich unheildrohend auf.

Jetzt ist das Früchtchen reif zum Pflücken, dachte Jim Buffalo und riss blitzschnell den Revolver hervor.

»Hands up!«

»Schuft!«

Schon saß ihm Johnson an der Kehle.

Der Kampf war kurz. Bald lag der Defraudant besinnungslos am Boden. Buffalo zog ihm den Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete den Reisekoffer. Da lagen sie, wohlgeschichtet beieinander, die Tausenddollarnoten.

Bald wusste der Zugführer, dass der Plan geglückt war, schlug jedoch die Hände über dem Kopf zusammen, als er vernahm, dass Buffalo mit dem Verhafteten augenblicklich den Zug zu verlassen gedachte.

Aber Jim Buffalo ließ sich nicht halten. Bald balancierte er über die Dächer, bis er glücklich seine Teufelsmaschine erreichte.

Die Maschine wies zwei Sitze auf.

Auf den einen fesselte er den Bankdefraudanten, während er selbst auf dem anderen Platz nahm.

Forschend betrachtete Jim Buffalo die Gegend. Weit vor ihm tauchte der blanke Spiegel eines Flusses auf.

Wenn der Zug über ihn fortfuhr, wollte er hier den Absprung wagen.

Nach zehn Minuten erkannte Buffalo vor sich die Eisenbahnbrücke.

Die Hand fest am Hebel, erwartete Jim Buffalo kaltblütig den Augenblick, in dem der Express donnernd über die Brücke dampfte.

Nun …

Ein energischer Hebeldruck nach unten – dann schien es, als ob sich der Vorderteil der Teufelsmaschine widerwillig aufbäumte.

Ein Druck auf den Kontakt mit den geladenen Batterien – dann sprang die Teufelsmaschine mit einem riesigen Satz von dem Wagen und stürzte sich, mit der Rammspitze nach vorn, in die furchtbare Tiefe.

An dem Aufschrei, der hinter ihm erklang, erkannte Jim Buffalo, dass sein Gefangener aus seiner Ohnmacht erwacht war.

Die nasse Flut spritzte brausend auf, als die Teufelsmaschine in sie hineinschoss.

Augenblicklich stellte Buffalo den Wassermotor an.

In sicherer Bahn kreiste die Teufelsmaschine wieder an die Oberfläche empor.

Als unser wagemutiger Held den Wagen ans Ufer steuerte, war der Express nur noch als winziger Punkt zu erblicken.

»So, my boy«, wandte sich Jim Buffalo aufatmend zu seinem unfreiwilligen Begleiter um, »nun fahren wir ein bisschen nach New York zurück, nicht wahr?«

Er blickte in ein hassverzerrtes Gesicht.

Die Teufelsmaschine jagte wie im Flug zurück.

Inspektor Dufferin glaubte einen Spuk zu sehen, als er, kaum zwei Stunden nach Buffalos Abfahrt, diesen wieder mit einem gefesselten Mann in sein Büro treten sah.

»Darf ich die Herren miteinander bekanntmachen?«, fragte Buffalo. »Inspektor Dufferin – und das hier ist Mister Mc Johnson, der die Kleinigkeit von vier Millionen mopste!«

Dabei stellte er die Tasche mit dem Geld auf den Tisch.

»Kreuzmillionendonnerwetterschockschwerenotnochmal!«, stammelte Dufferin – das war alles.

Dann trat er auf Jim Buffalo zu und drückte lange seine Hand.

Noch am selben Tage erhielt Sir Scattle den gestohlenen Betrag zurück, und Johnson landete im Untersuchungsgefängnis, um bald darauf eine ganz empfindliche Zuchthausstrafe anzutreten.

Dass Jim Buffalo und Dufferin wirklich gute Freunde wurden, das sei ein andermal erzählt.

 

Als Band 5 dieser Serie erscheint:

Eine teuflische Milliardärin