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Oberhessisches Sagenbuch Teil 115

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Das Irrkraut

Es gibt ein Kräutchen, das sieht der nicht, der darauf tappt, man nennt es das Irrkraut. Sobald der Fuß dasselbe berührt hat, verliert man alle Richtung des Weges und geht blindlings fort, ohne jemand zu kennen, als ob man im Traum wandelte.

So kam einmal ein Rixfelder Mann in der Schalksbach zu seinem Bruder. Er war in Lauterbach gewesen, sein Bruder kam aus dem Dorf.

Also sagte er: »Guter Freund, könnt Ihr mir nicht den Weg nach Rixfeld zeigen? Ich gehe und gehe und kann es nicht finden.«

»Ei, Jobik«, sprach der andere, »ei, kennst du denn deinen leiblichen Bruder nicht mehr? Und siehst du nicht, dass das die Krautgärten von Rixfeld sind?«

Da sperrte jener die Augen weit auf, starrte eine Zeit lang verwundert um sich und hörte auf sinnverlissig zu sein. Das war einer, der hatte auf das Irrkraut getappt.

Ähnlich erging es einem Mann aus Freienseen. Der verirrte sich im Wald und lief und lief und kam nimmer zurecht. Also setzte er sich auf den Boden, zog die Schuhe aus und fuhr mit dem rechten Fuß in den linken hinein. Wie er das tat, hörte die Macht des Irrkrauts auf, erkannte die Gegend wieder und wurde gewahr, dass er gerade vor dem Oberseener Hof stand.