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Deutsche Märchen und Sagen 133

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

173. Gottvertrauen belohnt

Im Jahr 1539 lebte im Sachsenland eine ehrbare Witwe mit zwei Söhnen. Es war in dem Jahr eine große Hungersnot und die Frau wusste kein Brot mehr für die Kinder und sich zu beschaffen.

Da kleidete sie eines Morgens sich und die Söhne in ihre besten Kleider und ging auf eine nahe Quelle zu, um dort Gott zu bitten, dass er sich ihrer erbarmen möge. Indem sie vor die Tür trat, sah sie einen ehrenhaften Mann, der sie freundlich grüßte und nach einigen Worten sie fragte, ob sie an jenem Quell Essen zu finden glaube.

Die Frau entgegnete: »Nichts ist bei Gott unmöglich. Wenn er die Kinder Israels 40 Jahre lang in der Wüste ernähren konnte, dann kann er mich und meine Kinder noch wohl mit Wasser erhalten.«

Als die Frau solches mit dem festesten Vertrauen und dem größten Mut gesprochen hatte, sprach der Mann: »Da du so fest glaubst, gehe nach Hause zurück. Du wirst da drei Lasten Mehl finden.«

Damit verschwand er.

Die Frau aber ging freudig nach Hause und fand es, wie er gesagt hatte.