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Oberhessisches Sagenbuch Teil 113

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Auf der Walkmühle bei Lauter

schnitten einmal bei den dortigen reichen Müllersleuten Arbeiter aus dem Vogelsberg die Sommerfrucht. Über dem Rat, den sie miteinander führten, beachteten sie es nicht sonderlich, dass ein ganz artlicher schwarzer Vogel, so groß wie eine Sprieme (Star) währenddessen vor ihnen auf und ab hüpfte und alle Tage da war, als ob er auch dazu gehörte. Nach etlichen Tagen aber schändete (schalt) sie die Frau rechtschaffen aus, wenn sie abends heimkamen, dass sie garstige Leute wären, nicht zufrieden mit der Kost, die sie bekämen, und sie darüber zurecht trügen, dass sie sich schämen müsse vor jedermann.

Da sich die Vogelsberger natürlich aufs Leugnen legten, führte sie ihnen auch alle Worte an, die sie gesagt hatten, sodass sie nicht wenig darüber erschraken, woher sie alles so haarklein wissen konnte. Anderen Tages schnitten sie wieder. Nun fiel ihnen noch mehr der schwarze Vogel auf, der ganz alert zwischen den Glecken (Lage, Büschel, Haufen gemähten Getreides) herumsprang. Sie scheuchten ihn also. Einer von ihnen nahm ein Steinchen und traf ihn damit an den Flügel, dass er laut kreischend davonflog und sich danach nicht wieder zeigte. An diesem Abend pernerte (zankte) die Müllersche nicht mit ihnen, denn sie lag im Bett und war krank. Sie hatte nämlich unversehens den einen Arm gebrochen. Nun brauchte man sie nicht mit der Nase darauf zu stoßen, warum dieser Unfall sie betroffen hatte, so viel Verstehtihrmich hatten sie auch, dass sie merkten, wo der Hund begraben lag. Übers Jahr bedankten sie sich, bei solch einer Wetterhexe ihr Brot zu essen.