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Jim Buffalo – 3. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der Galgen von Mantinela
Das 3. Abenteuer Jim Buffalos

3. Kapitel

Ein nächtliches Mordkomplott

Zehn Minuten später schritt Jim Buffalo unter des stillen Bel Eberleins Führung der Stadt zu. In Mantinela herrschte eine unbegreifliche Erregung. Die Menschen liefen wie in einem Ameisenhaufen durcheinander. Einen jeden erfüllte nur das grausige Erlebnis: Der Teufel war auf die Erde heraufgestiegen!

Der Schrecken wuchs, als plötzlich die Kunde von Haus zu Haus eilte, der Teufel habe mit dem Mann, der eigentlich am Galgen baumeln sollte, die Stadt betreten.

Und so war es auch.

Staunend durchschritt Jim Buffalo eine Welt, die schon seit Jahrhunderten verweht war. Diese Menschen, die sich hier bei seinem Erscheinen fluchtartig verkrochen, moderten eigentlich schon seit Hunderten von Jahren in der Erde!

Jim Buffalo war feierlich zumute. Der Zeitmaschine hatte er es zu verdanken, wenn er in die Zeit längst vergangener Völker und Städte eindringen konnte.

Auf dem Marktplatz hatten sich wilde Menschenhaufen zusammengeballt.

»Der Teufel! Der Teufel!«, hallte es wie ein einziger Schrei, als Jim Buffalo den Platz betrat.

Plötzlich hemmte unser Held den Schritt.

Durch die Menge drängte sich eine Gestalt in langem, schwarzem Gewand. In der Hand trug er ein goldenes Kreuz, um es nun plötzlich Jim Buffalo entgegenzustrecken.

»Fliehe, Höllensohn!«, schrie er dabei. »Ich beschwöre dich im Namen Christi!«

Stumm stand Jim Buffalo.

Als der Priester sah, dass das heilige Kreuz es nicht vermochte, den Teufel zu bannen, ließ er kraftlos die Hand sinken.

»Ich bin ein Mensch wie ihr!«, rief Buffalo.

»Der Teufel ist’s – der Teufel ist’s!«, heulte die Menge.

»Kommt!«, sagte Bel Eberlein und führte unseren Helden flugs in eine Seitenstraße. Bald sah sich Jim Buffalo in einer niedlichen, kleinen Wohnung, die Eigentum Eberleins war.

Das Volk war ihnen gefolgt und umlauerte nun das Haus. Und eben erzählte Bel Eberlein seine Leidensgeschichte.

Von dem Meister Gondrat, bei dem er zehn Jahre gearbeitet und bei dem sich das Schreckliche ereignet hatte: Gondrats Sohn hatte Streit mit ihm gesucht, um einer schönen Jungfrau willen. Nach einem erregten Wortwechsel hatte Gondrats Sohn Eberlein verlassen, war jedoch in seiner Erregung auf der Treppe gestolpert, unglücklich gefallen und Stunden später mit durchbrochener Wirbelsäule aufgefunden worden. Anderen Tags hatte man Bel Eberlein ergriffen und ihn des Mordes an Gondrats Sohn beschuldigt, um dann auch wirklich das Todesurteil über ihn zu sprechen.

»Aber ich bin unschuldig!«, schloss er mit bebender Stimme. »Ich schwöre es bei meinem Augenlicht!«

Jim Buffalo reichte ihm die Hand, und damit war zwischen beiden Männern alles gesprochen, was zu diesem Fall besprochen werden musste. Dann trat er ans Fenster. Draußen stand das Volk wie eine Mauer. Jim Buffalo beabsichtigte, den morgigen Tag abzuwarten, da er annahm, dass sich dann die Gemüter beruhigt hätten.

Wie bitter er enttäuscht werden sollte, musste er noch in derselben Nacht erfahren.

Buffalo hatte sich auf einem breiten Bett niedergelassen, während Bel Eberlein in einem geschnitzten Sessel wachte. Das Volk war von der Straße verschwunden. Geisterhafte Ruhe lag über der Stadt.

In dem Gasthaus saß ein Haufen finsterer Männer bei zinnernen Krügen beisammen. Nur einer von ihnen sprach. Es war eine breite, hohe Gestalt mit einem mächtigen Kopf, in dem ein Augenpaar fanatisch glühte.

Gondrat war es, der Goldschmiedemeister!

»Sollen wir dulden, dass er einen Mörder bei sich aufnimmt?«, keuchte er. »Einen Mörder, der Hagen, meinen Sohn, erschlagen hat wie einen Hund!«

Fäuste ballten sich unter dem eichenen Tisch.

»Er steht unter dem Schutz des Teufels!«, raunte ein anderer tonlos.

Da fuhr Gondrat mit wilder Geste auf. »Teufel?«, schrie er. »Teufel? Nein – ein Hexenmeister ist es! Ein Mensch, der auf den Scheiterhaufen gehört! Männer von Mantinela! Wollt ihr den Mord an meinem Kind ungesühnt lassen? Sollen wir dulden, dass er, Bel Eberlein, heute noch lebt zur Schande unserer Gerichtsbarkeit?«

Ein Brüllen entstand. Ein Kreischen, Heulen, Schimpfen, Fluchen.

Gondrat strich sich mit zitternden Händen die wirren Haare aus der Stirn. Seine Worte hatten gezündet! »In dieser Nacht noch muss der Hexenkünstler vernichtet werden!«, raunte Gondrat, als sich der Sturm gelegt hatte. »Wer wagt es?«

Schweigen ringsum.

»Wir wollen losen!«

Die Männer nickten stumm. Wenige Minuten später erhob sich Gondrat mit bleichem Gesicht: Er hatte das Los gezogen! Ihm war es zugefallen, in dieser Nacht den Mann mit der Teufelsmaschine vom Leben zum Tode zu befördern.

Stumm reichte er den Gefährten die Hände.

»Der Himmel schütze Euch«, sagte einer von ihnen, »und helfe Euch bei Eurem schweren Werk, damit Mantinela morgen befreit aufatmen und Bel Eberlein gehenkt werden kann.«

Gondrat nickte mit finsterem Gesicht. Dann verließ er mit schnellen Schritten die Gaststube.

Wie ein Schatten huschte er durch die winkeligen Straßen, bis er lautlos in Bel Eberleins Haus schlüpfte. Noch einmal griff er in die Tasche. Erst als er einen langen Dolch in seiner Hand fühlte, drang er weiter vor.

Draußen aber an der Richtstätte stand die Teufelsmaschine und wartete getreulich ihres Herrn und Meisters!