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Ein Ostseepirat Band 1 – Ein Plan

Carl Schmeling
Ein Ostseepirat
Historischer Roman
Erster Band

XXIX. Ein Plan

Der alte Nehls schlich sich durch den Garten zu­rück und kam ungefährdet wieder auf der Fläche hinter demselben an, was als Beweis dienen konnte, dass die Überwachung der Insel seitens der schwe­dischen Soldaten nur eine höchst mangelhafte war.

Er stieg danach vorsichtig zum Dorf Kloster hinauf, wobei sein Blick verschiedentlich zu den Biwakfeuern auf dem Entendorn und den Lichtern der neben demselben liegenden Schiff streifte.

Kloster, halb in Ruinen liegend, war still und öde. Die Bewohner des Ortes hatten heute so viel erlebt, waren so oft in Bewegung gekommen, dass sie längst die ihnen so nötige Ruhe gesucht hatten.

Nehls schritt zu einer der stehen gebliebenen Hütten, öffnete leise die untere Hälfte der Tür und weckte einen dicht neben der Schwelle schlummernden Knaben. Danach suchte er umher und nahm, als er ge­funden hatte, was er suchte, den Jungen bei der Hand. Derselbe schwieg wie er, während beide dem Baken­berg zuwanderten. Auf der Kuppe angelangt, hieß der Alte den Kna­ben in die Wachthütte kriechen, was dieser auch tat. Er selbst legte sich neben der Stange flach auf den Boden. Es dauerte lange, ehe die Wachtfeuer auf dem Entendorn erloschen, doch endlich geschah es. Bald verschwanden auch die Lichter der Schiffe. Nun erhob sich Nehls wieder, den Jungen hervorzuholen.

Mit wenigen Worten unterwies er denselben, was er zu tun habe, lauschte noch, trat wieder mit dem Knaben in die Hütte und zündete eine Laterne an. Als dies geschehen, verließ er schnell den Berg und eilte in der Richtung des Dornbusches davon. Dort in dem niederen Gestrüpp des Abhanges verborgen, beobach­tete er die von dem Knaben aufgesteckten Signale und lauschte gespannt, bis sie zu Ende waren. Sie bedeu­teten so viel, dass zwar Gefahr drohe, dass jedoch mit Vorsicht eine Landung möglich sei.

Nehls vernahm nichts, wodurch angedeutet werden konnte, dass man auf der Insel die Lichter bemerkt habe. Er wendete nunmehr seine Aufmerksamkeit der See zu, die sich dumpf grollend am Ufer brach.

Eine halbe Stunde später sah er unter sich etwas wie lichte Schatten hingleiten und ließ einen leisen Pfiff hören, der sofort beantwortet wurde. Die Schatten verschwanden, aber das Geräusch landender Boote ließ sich vernehmen. Nehls kroch schnell am Ufer hinab. Im nächsten Moment stand der Kapitän Jacobson neben ihm. Nehls teilte den Kapitän mit, was sich, seit er fort gewesen war, auf der Insel zugetragen hatte, ferner seine Unterredung mit dem Major.

»Das sind zum Teil böse Sachen!«, murmelte Jacobson, »doch zuerst zu Euch. Ich denke, Ihr kommt gänzlich zu mir am Bord, wo Ihr sicher seid und ich Euch gebrauchen kann!«

»Ich bin bereit, Herr!«, antwortete Nehls.

»Dann muss ich wenigstens die junge Dame sprechen!«, fuhr der Capitain fort. »Wie könnte dies angehen!«

»Es wird schwierig sein, Herr!«, antwortete Nehls, »aber es ist doch vielleicht nicht unmöglich!«

»Wisst Ihr, wo hinaus das Zimmer derselben liegt!«

»Ich weiß es!«

Der Kapitän dachte einige Zeit sinnend nach. »Der Major vertraut auf seinen Rang und seine Stellung«, sagte er dann, »doch er könnte sich verrechnet haben. Er kennt die jetzigen Schweben nicht, wenigstens nicht die herrschende Klasse. Es sind schon um leichterer Ursachen Leute von Rang und Stand mit entehrenden Strafen belegt worden!«

»Ähnliches habe ich auch gesagt!«, meinte Nehls.

»Nun denn!«, rief der Kapitän, »er muss wider seinen Willen vor einem solchen Schicksal bewahrt werden. Wir müssen ihn zwingen, wegzugehen!«

»Zwingen?«, fragte Nehls.

»Nicht anders!«, antwortete Jacobson. »Es wäre nicht der erste Fall dieser Art in der Welt. Ich habe Hände genug, dergleichen auszuführen!«

»Hm, hm!«, meinte der Alte, sich den Kopf kratzend, »aber der gnädige Herr wird sich gewaltig sperren!«

»Gleichviel, er sperrt sich gegen uns oder gegen die Schweden!«, rief Jacobson. »Holla Jungen, teilt euch in drei Wachen, zwei gehen mit mir, die dritte bleibt bei den Booten. Vermeidet das Schießen, gebraucht die Messer, wenn es nötig sein sollte, macht keinen Lärm ohne Grund! Und nun vorwärts!«

Die mitbeorderten Männer, der Kapitän und Nehls stiegen klimmend an der Steilwand empor. Als man oben angelangt war, ging es leise über die dunkle Fläche fort bis in die Nähe des Gutshofes.

»Vor dem Hause steht eine Schildwache!«, sagte der Lotse.

»Gut , ich werde für sie sorgen!«, antwortete Ja­cobson, »doch wie steht es mit den Hunden!«

»Sie kennen mich!«, meinte Nehls, »ich werde sie beschwichtigen!«

»So tut es!«, sagte der Kapitän.

Fortsetzung folgt …