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Jim Buffalo – 2. Abenteuer – Kapitel 5

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der Schatz des Cagliostros
Das 2. Abenteuer Jim Buffalos

5. Kapitel

Das Testament des Cagliostro

Die Fenster führten nach der nördlichen Seite hinaus, und zwar so, dass man von der Küche aus gerade den Gipfel des Felskegels erblicken konnte, der vielleicht eine Höhe von 250 bis 300 Metern besitzen mochte.

Dieser Gipfel war es, der plötzlich Jim Buffalos Aufmerksamkeit erregte.

Drei Männer waren auf der abgeplatteten Kuppel sichtbar geworden. Sie schienen von dem Aufstieg sehr erschöpft und führten, wie Buffalo zu erkennen glaubte, ein zusammengerolltes, unbestimmtes Knäuel mit sich.

»Damned!«, knurrte er. »Was bedeutet das? Drei Männer auf dem Berg?«

Er zog ein kleines Fernglas hervor und spähte hinauf.

Ein Zittern überlief seine hohe Gestalt, als er das Glas sinken ließ.

»Halifar, Norder und noch ein Dritter!«, keuchte er. »Die Schurken, die den Tod Ruths auf dem Gewissen haben und aus dem Gefängnis ausgebrochen sind!«

Klar und deutlich stand es vor seinen Augen, dass die Verbrecher Kenntnis von dem Geheimnis des Berges haben mussten und nun bestrebt waren, es an sich zu reißen.

Es durfte nicht geschehen, dass das Rätsel des Berges in die Hände verbrecherischer Elemente fiel. Es galt, das Vorhaben der drei zu verhindern!

Was mochten sie auf dem Gipfel suchen?

Blutrot war die Sonne aufgegangen und tauchte alles in eine strahlende Helligkeit.

Buffalo beschloss zu handeln. Die Worte Mortons, die hinter der Stahltür erklungen waren, hatten ihm bewiesen, dass sich der Chauffeur nicht in unmittelbarer Gefahr befand. Er hatte also Zeit, sich mit den drei Verbrechern zu beschäftigen.

Vorsichtig auf Deckung bedacht, kletterte er zum Fenster hinaus und eilte auf die Felsmassen zu, die sich gleich hinter dem alten Gemäuer erhoben und steil in die Höhe führten.

 

*

 

Frank Norton hatte noch eine ganze Weile in der Nähe der stählernen Tür verharrt. Als jedoch eine Sprengung nicht erfolgte, drang er in den seltsamen Berg ein, den Browning in der Faust. Der Chauffeur traute der Ruhe nicht, die in dem Berg herrschte! Noch immer schlich irgendwo die Vorsteherin herum!

Der Berg glich einem Labyrinth. Während er in seinem hohlen Leib auf der einen Seite eine zerklüftete Schlucht in sich barg, bestand die andere aus festem Gestein, in dem Menschenhände geschabt und gewühlt hatten. Nackte, leere Felskammern wechselten mit heimtückischen Klüften ab. Dazwischen liefen roh gemeißelte Gänge hin und her, die Arbeit unzähliger Jahrhunderte.

Kopfschüttelnd sah sich Frank Morton um.

Plötzlich riss ihn jedoch der Laut menschlicher Stimmen aus seinen Gedanken. Wie gelähmt verharrte er auf der Stelle, wo er gerade stand. Himmel und Hölle! Was gab es jetzt schon wieder?

Männerstimmen waren es, die an sein Ohr schlugen.

Morton raffte sich zusammen. Geister gab es nicht! Also konnten es nur Menschen sein. Und Menschen – der Chauffeur lachte grimmig auf –, die fürchtete er nicht!

Die Schlucht machte in einiger Entfernung eine Biegung, die ihm den Ausblick verwehrte. Lautlos schlich er an den Felswänden entlang. Jetzt erklangen die Stimmen sehr nahe. Sie schienen aus der Höhe zu kommen.

Vorsichtig lugte er um die Biegung. Vor Überraschung blieb er wie angewurzelt stehen. Das war sein Glück! Denn wenn er sich gerührt hätte, er wäre wohl augenblicklich erblickt worden!

Hoch wölbte sich der Berg, und aus der Höhe hingen ein paar aneinander geknüpfte Strickleitern herab, an denen nacheinander drei Männer mit wenig vertrauenerweckenden Gesichtern hinabkletterten.

»Hallo!«, schrie einer von ihnen. »Ich sehe schon die Schätze!«

Seine ausgestreckte Hand wies senkrecht nach unten. Als Frank Morton der angedeuteten Richtung folgte, begann es plötzlich vor seinen Augen zu sprühen.

Gleißendes Gold bedeckte den Grund der Schlucht. Bergeweise lag es nebeneinander – Gold – Gold! Gemünztes Gold! Der Chauffeur stand fassungslos. War dies wahr oder narrte ihn ein farbenprächtiger Traum?

Aber nein – Wirklichkeit war es, die ihn umgab! Mysteriöse – geheimnisvolle Wirklichkeit!

Die Männer erreichten den Boden.

»Gold! Gold!«

Wie Tiere stürzten sie sich auf die leuchtenden Berge und wühlten wie besessen darin herum.

»Gold!«

Wohl hundertmal schlug dieses Wort gegen die Felsenwände. Dann begann ein atemloses Schaffen.

Während einer der Männer einen der Säcke aufhielt, die man wahrscheinlich schon früher herabgeworfen hatte, füllten die beiden anderen mit gierigen Händen hinein, was nur hineinging.

Minutenlang war nichts anderes zu hören als das Klingen der Münzen, dazwischen hin und wieder ein heiseres Auflachen. Als der erste Sack gefüllt war, machten sie sich ohne Pause an den nächsten.

»In einer Stunde müssen wir fort sein!«, keuchte einer von ihnen, als man den zweiten Sack bereits wieder bis zur Hälfte gefüllt hatte. »Robert Fleming, der Spürhund, sitzt uns auf den Fersen!«

Dann blieb es wieder still.

Frank Morton rührte sich nicht, aber seine Augen brannten sich auf die drei Gestalten und ihre atemlose Tätigkeit. Wer waren die Menschen? Noch nie hatte er sie erblickt!

»Robert Fleming sitzt uns auf den Fersen!«, hatte der eine gesagt. Teufel! Sir Fleming war der Chef der Detektivzentrale! Demnach konnte es sich hier nur um drei Verbrecher handeln, die man polizeilich suchte!

Oder – Morton ergriff plötzlich eine furchtbare Ahnung – oder gehörten diese drei vielleicht ganz und gar zu jenen, die Ruth, die Tochter des Milliardärs, den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen hatten? Dann waren es Jim Buffalos persönliche Feinde!

Aus der Höhe waren sie gekommen! Demnach konnte es nicht anders sein, als dass der Berg oben auf seinem Gipfel eine kraterähnliche Öffnung besitzen musste, durch die die Männer eingedrungen waren.

Er wandte seinen Blick nach oben.

Mit Mühe und Not unterdrückte er einen Laut der Überraschung.

Ein Mann enterte blitzschnell an der Strickleiter herab. Ein Mann, den Frank Morton auf den ersten Blick als Jim Buffalo erkannte.

Der Chauffeur spürte ein Sausen im Kopf. Er fiel aus einem Schrecken in den anderen.

Jim Buffalo?

Teufel, das konnte ja gar nicht mit rechten Dingen zugehen.

Aber die nächsten Sekunden sollten ihn belehren, dass es doch kein spukhaftes Trugbild war, das sich vor seinen Augen abspielte.

Mit katzengleicher Gewandtheit war der kühne Abenteurer herabgekommen. Nun klammerte er sich mit der linken Hand an den Stricken fest, während die Rechte einen Revolver herausriss. Und dann donnerten auch schon markige Worte durch die geheimnisvolle Schlucht.

»Ergebt euch!«, schrie Jim Buffalo aus der Höhe den Verbrechern zu.

Mit einem einzigen Schrei taumelten die Männer hoch, die in ihrer Goldgier nur Augen und Ohren für das edle Metall besessen hatten.

Halifar und Norder warfen entsetzt die Arme hoch, während der Dritte, ein Komplize der Schurken, mit blitzschnellem Sprung hinter dem mit Gold gefüllten Sack verschwand.

In derselben Sekunde blinkte auch schon ein Revolver in seiner Hand.

»Fahr zur Hölle!«, gellte es aus seinem Mund.

Schon berührte der Finger des Verbrechers den Drücker, da sprang Frank Morton hinter dem Vorsprung hervor.

Den Bruchteil einer Sekunde zielte er.

Dann krachte sein Schuss.

Mit entsetzlichem Todesschrei schnellte der Mann hoch, drehte sich zweimal um sich selbst, um dann mit zerschmetterter Hirnschale zu Boden zu stürzen.

Halifar und Norder fuhren herum.

Sie starrten in eine zweite Revolvermündung.

»Bravo!«, erklang es aus der Höhe. Wenige Augenblicke später erreichte Jim Buffalo den Grund der Schlucht und legte den beiden Überlebenden Fesseln an. Erst dann wandte er sich an den glückstrahlenden Chauffeur und drückte ihm warm die Hand. Mit wenigen Worten berichtete Morton seine Erlebnisse seit der gewaltsamen Trennung, und auch Buffalo hielt mit der Schilderung der seinen nicht hinter dem Berg zurück. Er hatte auf dem Gipfel des Berges einen winzigen Spalt entdeckt, in dem die Verbrecher verschwunden waren. Furchtlos war er ihnen gefolgt – so war auch er in das Innere des hohlen Felsens gelangt.

Fragend wies der Chauffeur auf die glitzernden Berge.

»Es ist Gold!«, sagte er.

Jim Buffalo nickte ernst und blickte finster in die gleißende Masse.

»Das Vermächtnis Cagliostros!«, murmelte er. »Die Schätze sind gefunden!«

Verwundert blickte Morton bald auf das Gold, bald auf seinen Herrn. Plötzlich heftete Buffalo auf ihn den Blick.

»Wo ist die Vorsteherin?«

»Ich habe sie nicht gesehen!«

Buffalo nickte. Also noch eine Gefahr schlummerte in dem Berg. Eine Gefahr, die unbedingt beseitigt werden musste, wenn er die rätselhafte Maschine finden wollte.

Gemeinsam mit dem Chauffeur kehrte er zu der Stahltür zurück und bereitete alles zur Sprengung derselben vor.

Die Explosion war eine gewaltige, denn das Pulver, das er ja bereits von der anderen Seite gelegt hatte, flog ebenfalls, von feurigen Funken gepackt, in die Luft.

Die Tür war frei! Ein gefahrloser Durchgang zum Stift war geschaffen.

»Schaffen Sie die Gefangenen hinauf und sperren Sie sie in eine der Kammern!«, befahl Buffalo dann. »Ich werde mich indessen weiter in dem Berg umsehen!«

Alle Bitten des Chauffeurs, ihn auf seinem lebensgefährlichen Wege begleiten zu dürfen, wies unser tollkühner Held zurück.

Noch einmal nickte er ihm freundlich zu, dann verschwand er zwischen den felsigen Blöcken. Stumm folgte ihm Morton mit den Blicken, dann trieb er, den Revolver in der Faust, die beiden gefesselten Gefangenen vor sich her, um Buffalos Auftrag zu erledigen.

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