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Der Welt-Detektiv Band 6

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Jim Buffalo – 2. Abenteuer – Kapitel 1

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der Schatz des Cagliostros
Das 2. Abenteuer Jim Buffalos

1. Kapitel

Das große Rätsel

Das Polizeipräsidium von Nordland war ein riesiges, düster wirkendes und aus Quadersteinen bestehendes Gebäude, das sich abseits vom Betrieb der Millionenstadt wie ein warnendes Wahrzeichen rächender Justiz erhob und schon manchen Schwerverbrecher in seinem Inneren beherbergt hatte.

Zwei Herren saßen sich in einem Zimmer des Präsidiums gegenüber und waren in ein ernstes Gespräch vertieft. Der eine war Sir Robert Fleming, der in gewissen Kreisen gefürchtete Chef der Detektivabteilung, der andere Jim Buffalo.

»Ihr Worte klingen wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht«, murmelte der berühmte Kriminalist, als Buffalo seinen Bericht beendete. »Wenn Sie es nicht wären, der mir dieses erzählen würde – weiß Gott – ich würde an der Wahrheit zweifeln. Aber so …«

Er stand auf und schritt unruhig auf und ab. Dabei legte er beide Zeigefinder an die Schläfenwände, wie es stets seine Gewohnheit war, wenn ihn ein Fall sehr beunruhigte. Schließlich blieb er ruckartig vor dem weltbekannten Sportsmann stehen.

»Erlauben Sie mir, der klaren Übersicht halber, das eben von Ihnen Erzählte noch einmal kurz zu wiederholen«, sagte er, und als Buffalo leicht nickte, fuhr der Detektiv fort: »Der Milliardär Multipler will einen Schienenstrang in die nördlichen Gegenden legen und beabsichtigt zu diesem Zweck, einen Berg zu kaufen, durch den er einen Tunnel bohren lassen will. Als Verlobter der Tochter des Milliardärs und seine rechte Hand übernehmen Sie es, Mister Buffalo, den Berg, der einem Bauern gehört, zu kaufen. Der Bauer wohnt in dem Dörfchen Lambertsen, von dem der Berg eine Viertelstunde entfernt ist.

Vor Ihrer Abreise haben Sie mit Ihrem Vater, der Geschichtsprofessor ist, eine Unterredung, in welcher Ihr Vater Sie warnt und die Behauptung aufstellt, der Berg habe irgendein mysteriöses Geheimnis. Er dokumentiert seine Behauptungen, indem er Ihnen einiges aus vergilbten Folianten vorliest, in dem von Zauberern und Geistern die Rede ist, die in dem Berg hausen sollen. Sie verlachen jedoch diese Warnung Ihres Vaters und begeben sich mit Ihrer Verlobten in einem Kraftwagen nach Lambertsen.«

Jim Buffalo nickte.

»Am Ziel angekommen«, fuhr Sir Fleming fort, »verstanden Sie es, den Bauern zum Verkauf des Berges zu bewegen. In dem Augenblick jedoch, in dem dieser den Vertrag unterschreiben sollte, drangen zwei Männer herein, die, als sie vernahmen, dass Sie den Berg kaufen wollten, sofort das Doppelte des Preises boten. Es war Ihnen damals ein Rätsel, weshalb die Fremden den Berg in ihren Besitz nehmen wollten, doch setzten Sie alles daran, den Berg zu erhalten, indem nun auch Sie dem Bauern ein höheres Angebot machten, um den Bau des Tunnels sicherzustellen. Es entstand eine regelrechte Auktion, doch als Sie schließlich dem Bauern 120.000 Kronen boten, gaben die Fremden den Kampf auf und zogen sich in größter Wut zurück. Als Sie dann mit dem Vertrag in der Tasche das Haus verließen …«

»Halt«, warf Buffalo ein. »Vorerst musste ich von dem Bauern hören, dass sich am Fuße des Berges ein altes Gemäuer erhebt, das einem alten Damenstift als Aufenthaltsort dient. Die Insassen nennen sich die Grauen Schwestern

»Richtig«, versetzte Sir Fleming. »Das hätte ich beinahe vergessen. Als Sie dann heraustraten, wurden sie von jenen beiden Männern überfallen, die Ihre Braut im Automobil entführten und Sie durch einige blitzschnelle Faustschläge besinnungslos machten! Als Sie aus Ihrer Ohnmacht erwachten, verständigten Sie sofort von dem Dörfchen aus telefonisch die Polizeibehörden. Wie reimen Sie sich eigentlich alles zusammen?«

»Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass man mit der Entführung nur eine Erpressung beabsichtigte«, erwiderte Buffalo. »Die beiden Männer hatten den Berg ebenfalls kaufen wollen, kamen jedoch zu spät. Ich nahm an, dass man nun auf den Milliardär einen Zwang ausüben und ihn so mit Gewalt zwingen wollte, den Berg wieder herauszugeben, anderenfalls man Ruth ein Leid antun würde.«

Der Detektiv nickte. Dann fuhr er fort: »Die Bewohner des Damenstifts hörten, dass Sie den Berg gekauft hatten, und verleiteten Sie, zwecks einer kurzen Besichtigung das alte Gemäuer zu betreten. Bei dieser Gelegenheit verübten die Grauen Schwestern auf Sie einen Mordanschlag, dem sie jedoch Gott sei Dank entkamen!

Als Sie in den Palast des Milliardärs zurückkehrten, wurden Sie Zeuge, wie einer der beiden Männer, die Sie überfielen, dem Vater Ruths einen Besuch machte und ihm bekanntgab, dass seine Tochter ermordet würde, wenn er nicht binnen 24 Stunden den Berg herausgebe!

Sie folgten dem Erpresser und sahen, wie er in dem Palast des reichen Türken Abdulla el Raschid verschwand. Unerschrocken drangen Sie in den Palast des Türken ein, in der Hoffnung, hier den Ort zu finden, wohin man Ihre Verlobte verschleppt hatte. Ihre Hoffnung erwies sich als wahr, doch musste sich vor Ihren Augen die furchtbare Tragödie abspielen! Ruth hatte einen Fluchtversuch unternommen und wurde von dem Türken in blinder Wut in ein Bassin geschleudert, in welchem sich eine Anzahl von Krokodilen befand …!«

Jim Buffalo knirschte mit den Zähnen. Sein Körper zuckte, und es schien, als erlebe er die furchtbaren Minuten noch einmal. Doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt.

»Offen gestanden«, fuhr Sir Fleming fort, »ich stehe einem Rätsel gegenüber. Die beiden Männer, die Sie überfielen und die sich im festen Gewahrsam befinden, verweigern jede Aussage!«

»Wie heißen Sie?«

»Der eine Wladimir Halifar – und der andere Harry Norder!«

Jim Buffalo machte ein eisiges Gesicht. Doch schon fuhr der Detektiv fort: »Die Grauen Schwestern haben einen Mordversuch auf Sie unternommen! Noch heute werde ich das ganze Stift ausheben! Wer weiß, welch gefährliches Verbrechernest sich dort befindet!«

»Nein!«, erwiderte Buffalo bestimmt. »Das werden Sie nicht tun!«

Betroffen sah Sir Fleming auf.

»Das Warum? ist leicht erklärt: Ebenso wie die beiden Männer würden auch die Grauen Schwestern jede Aussage verweigern!«

»Das alles soll also ungesühnt bleiben?«

»Nein. Keiner wird seinem Schicksal entrinnen.«

»Sie sprechen in Rätseln.«

»Vielleicht scheint es nur so. Ich glaube nämlich zu wissen, was der Berg für ein Geheimnis birgt!«

Sir Robert Fleming stieß einen Pfiff der Überraschung aus. Er drang in den Abenteurer, das Rätsel preiszugeben. Doch Jim Buffalo wehrte ab.

»Morgen werde ich vielleicht sprechen«, erwiderte er. »Doch auch nur dann, wenn Sie mir versprechen, nichts gegen das Stift am Felsenberg von Lambertsen zu unternehmen.«

Nach kurzem Besinnen sagte der Chef zu. Bald tönte von unten das Knattern des Kraftwagens herauf. Jim Buffalo hatte das Polizeipräsidium verlassen.

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