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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die drei Musketiere – Zwanzig Jahre danach – 4. – 6. Bändchen – Kapitel IX

Alexandre Dumas
Zwanzig Jahre danach
Viertes bis sechstes Bändchen
Fortsetzung der drei Musketiere
Nach dem Französischen von August Zoller
Verlag der Frankh’schen Buchhandlung. Stuttgart. 1845.

IX. Vier alte Freunde schicken sich zu einem Wiedersehen an

»Nun?«, sagte, in dem Hof des Gasthauses Zur Rehziege sitzend, Porthos zu seinem Freund d’Artagnan, welcher mit langem, verdrießlichem Gesicht aus dem Palais-Kardinal zurückkehrte, »nun, er hat Euch schlecht empfangen, mein braver d’Artagnan?«

»Meiner Treu, ja! Dieser Mensch ist offenbar ein abscheuliches Wesen. Was esst Ihr da, Porthos?«

»Ei, Ihr seht es wohl, ich tauche etwas Zwieback in spanischen Wein. Macht es ebenso.«

»Ihr habt recht. Gimblou, ein Glas!«

Der mit diesem harmonischen Namen gerufene Kellner brachte das verlangte Glas, und d’Artagnan setzte sich zu seinem Freund.

»Wie hat sich die Sache gemacht?«

»Gott verdamme mich, es gab nicht zwei Mittel, die Geschichte darzustellen. Ich trat ein, er schaute mich von der Seite an, ich zuckte die Achseln und sagte zu ihm: ›Monseigneur, wir sind nicht die Stärkeren gewesen.‹

›Ja, ich weiß alles, aber erzählt mir die einzelnen Umstände.‹

Ihr begreift, Porthos, ich konnte die Einzelheiten nicht erzählen, ohne unsere Freunde zu nennen, und sie nennen, hieße sie zu Grunde richten.«

»Bei Gott!«

»Monseigneur«, sagte ich, »sie waren zu fünfzig, und wir waren zu zweit.«

›Ja‹, antwortete er, ›aber das verhinderte keineswegs einen Austausch von Pistolenschüssen, wie ich gehört habe.‹

›Allerdings sind von der einen als auch von der anderen Seite einige Patronen verbrannt worden.‹

›Und die Schwerter haben den Tag gesehen?‹, fügte er bei.

›Das heißt, die Nacht, Monseigneur‹, antwortete ich.

›Ah! Ja‹, fuhr der Kardinal fort, ›ich hielt Euch für einen Gascogner, mein Lieber.‹

›Ich bin nur Gascogner, wenn ich siege, Monseigneur.‹

Diese Antwort gefiel ihm, denn er lachte.

›Das dient mir zur Lehre‹, sprach er, ›dass ich meinen Garden bessere Pferde gebe, denn wenn sie Euch hätten folgen können, und jeder würde so viel getan haben, wie Ihr und Euer Freund, so hättet ihr Euer Wort gehalten und mir ihn tot oder lebendig gebracht.‹«

»Das kommt mir gar nicht schlimm vor«, versetzte Porthos.

»Mein Gott, nein, aber so wurde es gesagt. Es ist doch unglaublich, wie viel Wein diese Zwiebacke halten. Es sind wahre Schwämme. Gimblou, noch eine Flasche.«

Die Flasche wurde mit einer Geschwindigkeit gebracht, die als Beweis für den Grad der Achtung diente, welche d’Artagnan in der Herberge genoß. Er fuhr fort: »Ich war im Begriff, mich zu entfernen, als er mich zurückrief.

›Drei von Euren Pferden sind tot oder verschlagen?‹, fragte er.

›Ja, Monseigneur.‹

›Wie viel waren sie wert?‹«

»Das war, scheint mir, ein guter Klang«, sprach Porthos.

»Tausend Pistolen«, antwortete ich.

»Tausend Pistolen?«, sagte Porthos, »Oh! Oh! Das ist viel, er versteht sich auf die Pferde und wird wohl gehandelt haben.«

»Meiner Treu, er hatte Lust dazu, der Filz, denn er machte einen furchtbaren Sprung und schaute mich an. Ich schaute ihn auch an; dann begriff er die Sache, steckte die Hand in einen Schrank und zog Anweisungen auf die Bank von Lyon heraus.«

»Für tausend Pistolen?«

»Für tausend Pistolen … der Knauser, nicht eine Einzige mehr.«

»Ihr habt sie!«

»Hier sind sie.«

»Meiner Treu, ich finde, das ist anständig gehandelt«, sprach Porthos.

»Anständig! Gegen Leute, welche nicht nur unmittelbar vorher ihre Haut gewagt, sondern ihm einen großen Dienst geleistet haben!«

»Einen großen Dienst! Und welchen?«, fragte Porthos.

»Bei Gott, es scheint, ich habe ihm einen Rat vom Parlament zertreten.«

»Wie, den kleinen schwarzen Mann, den wir an der Este des Saint-Jean-Kirchhofes niedergeworfen haben?«

»Ganz richtig, mein Lieber. Dieser Mensch war ihm unbequem. Leider habe ich ihn nicht ganz platt getreten, er wird davon kommen und ihm abermals unbequem sein. Doch hätte mir ihn der Filz in jedem Fall bezahlen müssen.«

»Verdammt!«, sprach Porthos, »da er nicht einmal ganz zerschmettert war!«

»Ah! Monsieur von Richelieu hätte gesagt: ›Fünfhundert Taler für den Rat!‹ Doch sprechen wir nicht ferner davon. Wie viel kosteten Euch Eure, Tiere, Porthos?«

»Ah! Mein Freund, wenn der arme Mousqueton da wäre, er könnte es Euch bei Heller und Pfennig sagen.«

»Gleichviel, schätzt sie zehn Taler mehr oder weniger.«

»Vulcan und Bayard kosteten mich jeder ungefähr zweihundert Pistolen, schlage ich Phöbus auf hundertundfünfzig an, so wird die Rechnung ungefähr herauskommen.«

»Dann bleiben also vierhundertundfünfzig Pistolen«, sprach d’Artagnan ziemlich zufrieden.

»Ja«, versetzte Porthos, »aber Sattel und Zeug.«

»Das ist bei Gott wahr. Wie viel hierfür?«

»Wenn ich hundert Pistolen für alle drei rechne …«

»Gut, hundert Pistolen«, sprach d’Artagnan. »Dann bleiben noch dreihundertundfünfzig Pistolen.«

Porthos nickte zum Zeichen der Beistimmung.

»Geben wir die fünfzig Pistolen unserer Wirtin für unsere ganze Zeche«, sprach d’Artagnan, »und teilen wir die übrigen dreihundert.«

»Teilen wir sie.«

»Schofelige Geschichte!«, murmelte d’Artagnan und steckte seine Billetts ein.

»Ach! Das ist immer so«, versetzte Porthos. »Doch, sagt mir, hat er gar nichts von mir gesprochen?«

»Gewiss!«, rief d’Artagnan, der seinen Freund zu entmutigen befürchtete, wenn er ihm bekennen würde, der Kardinal habe seiner nicht mit einer Silbe erwähnt, »gewiss, er hat gesagt …«

»Er hat gesagt?«

»Wartet nur, ich muss mir seine Worte zurückrufen; ganz richtig, er sagte: ›Was Euren Freund betrifft, so verkündigt ihm, er möge sich ruhig auf das Ohr legen.‹

»Gut«, versetzte Porthos, »das bedeutet so klar wie der Tag, dass er mich immer noch zum Baron zu machen gedenkt.«

In diesem Augenblick schlug es neun Uhr auf der benachbarten Kirche. D’Artagnan bebte.

»Ah, es ist wahr«, sagte Porthos, »es schlägt neun Uhr und um zehn Uhr sollen wir auf der Place Royale zusammentreffen.«

»Ah! Porthos, schweigt!«, rief d’Artagnan mit einer Bewegung der Ungeduld, »erinnert mich nicht hieran, das hat mich seit gestern verdrießlich gemacht. Ich gehe nicht dahin.«

»Und warum?«, fragte Porthos.

»Weil es eine schmerzliche Sache ist, zwei Männer zu sehen, welche unsere Unternehmung scheitern gemacht haben.«

»Es hat jedoch weder der eine noch der andere den Sieg davongetragen. Ich hatte noch eine geladene Pistole, und Ihr standet Euch, den Degen in der Hand, gegenüber.«

»Ja«, sprach d’Artagnan, »aber wenn diese Zusammenkunft etwas verbirgt?«

»Oho!«, entgegnete Porthos, »das glaubt Ihr nicht, d’Artagnan.«

Das war so. D’Artagnan hielt Athos nicht für fähig, sich einer List zu bedienen, aber er suchte einen Vorwand, diese Zusammenkunft zu vermeiden.

»Wir müssen dahin gehen«, fuhr der stolze Grundherr von Bracieux fort, »sie würden glauben, wir hätten Angst. Ei, mein lieber Freund, wir haben wohl fünfzig Feinden auf der Landstraße Trotz geboten, wir werden auch wohl zwei Freunden auf der Place Royale Trotz bieten.«

»Ja, ja«, sagte d’Artagnan, »ich weiß es, aber sie haben die Partei der Prinzen ergriffen, ohne uns davon in Kenntnis zu setzen. Athos und Aramis trieben ein Spiel mit mir, das mich empört. Gestern haben wir die Wahrheit entdeckt. Wozu soll es dienen, heute noch etwas anderes zu erfahren?«

»Ihr misstraut also wirklich?«

»Aramis allerdings, seitdem er Abbé geworden ist. Er sieht uns auf dem Wege der ihn zum Bistum führen soll, und es wäre ihm vielleicht nicht unangenehm, uns auf die Seite zu schaffen.«

»Ah! Bei Aramis ist es etwas anderes«, sprach Porthos, »das würde mich nicht in Erstaunen setzen.«

»Monsieur von Beaufort kann es auch versuchen, uns fassen zu lassen.«

»Bah! Er hatte uns in der Hand und ließ uns wieder ziehen. Übrigens wollen wir auf der Hut sein, uns bewaffnen und Planchet mit seinem Karabiner mitnehmen.«

»Planchet ist Frondeur«, sagte d’Artagnan.

»Zum Teufel mit den Bürgerkriegen!«, rief Porthos, »man kann weder auf seine Freunde noch auf seine Lakaien mehr rechnen. Ah! Wenn der arme Mousqueton da wäre! Das ist ein Mensch, der mich nie verlassen wird.«

»Ja, so lange Ihr reich seid. Ei! Mein Lieber, es sind nicht die Bürgerkriege, die uns entzweien. Es geschieht, weil wir nicht mehr zwanzig Jahre zählen, weil die ritterlichen Aufwallungen der Jugend verschwunden sind, um dem Gemurmel des Eigennutzes, den Eingebungen des Ehrgeizes, den Ratschlägen der Selbstsucht Platz zu machen. Ja, Ihr habt recht, Porthos, gehen wir dahin, aber wohl bewaffnet. Gingen wir nicht, so würden sie sagen, wir hätten Angst.«

»Holla! Planchet«, rief d’Artagnan.

Planchet erschien.

»Lass die Pferde satteln und nimm deinen Karabiner.«

»Aber, gnädiger Monsieur, gegen wen ziehen wir?«

»Wir ziehen gegen niemand«, antwortete d’Artagnan, »es ist eine reine Vorsichtsmaßregel, falls wir angegriffen würden.«

»Ihr wisst, gnädiger Monsieur, dass man den guten Rat Broussel, den Vater des Volkes, umbringen wollte.«

»Wirklich ihn?«, rief d’Artagnan.

»Ja, aber er wurde schön gerächt. Das Volk hat, ihn auf seinen Armen nach Hause getragen. Seit gestern wird seine Wohnung nicht mehr leer. Er hat von dem Monsieur Koadjutor, von Monsieur von Longueville und von dem Prinzen von Conti Besuch bekommen. Frau von Chevreuse und Frau von Vendome haben sich bei ihm einschreiben lassen, und wenn er jetzt wollte …«

»Nun, wenn er wollte …«

Planchet fing an zu trällern:

Un vent de fronde
S’est levé ce matin
Je crois qu’il gronde
Contre Mazarin.
Un vent de fronde
S’est levé ce matin.

»Es wundert mich nicht mehr«, sagte d’Artagnan ganz leise zu Porthos, »dass es Mazarin lieber gewesen wäre, ich hätte seinen Rat ganz zermalmt.«

»Ihr begreift also, gnädiger Monsieur«, sprach Planchet, »dass, wenn Ihr mich zu einer Unternehmung, ähnlich der gegen den guten Rat Broussel, meinen Karabiner zu nehmen ersuchtet …«

»Nein, sei unbesorgt, aber von wem weißt du alle diese Umstände?«

»Oh! Aus einer guten Quelle, gnädiger Monsieur. Ich weiß es von Friquet.«

»Von Friquet? Dieser Name ist mir bekannt.«

»Es ist der Sohn der Magd von Monsieur Broussel, ein Spitzbube, der bei einer Meuterei seinen Teil nicht den Hunden geben würde, dafür stehe ich Euch.«

»Ist er nicht Chorknabe bei Notre-Dame?«

»Allerdings; Bazin ist sein Beschützer.«

»Ah! Ah! Ich weiß, und Kellner in einer Schenke unfern davon?«

»Ganz richtig.«

»Was hattet Ihr mit diesem kleinen Burschen zu schaffen?«, fragte Porthos.

»Er hat mir gute Kunde gegeben«, antwortete d’Artagnan, »und dürfte mir bei Gelegenheit noch mehr geben.«

»Euch, der Ihr seinen Herrn beinahe zermalmt hättet.«

»Wer wird es ihm sagen?«

»Da habt Ihr recht.«

In demselben Augenblick ritten Athos und Aramis durch den Faubourg Saint-Antoine in Paris ein. Sie hatten sich auf dem Weg gestärkt und eilten, um zur Zusammenkunft nicht zu spät zu kommen. Bazin allein folgte ihnen, denn Grimaud war, wie man sich erinnern wird, zurückgeblieben, um Mousqueton zu pflegen, und sollte sich dann unmittelbar zu dem Jungen Grafen von Bragelonne begeben, der zu dem Heer nach Flandern ging.

»Nun müssen wir irgendeine Herberge aufsuchen«, sagte Athos, »nur ein städtisches Gewand anzuziehen, Pistolen und Raufdegen abzulegen und unseren Bedienten zu entwaffnen.«

»Oh! Keineswegs, mein lieber Graf, erlaubt mir, vielleicht nicht nur nicht Eurer Meinung zu sein, sondern Euch zu der meinen zu bringen.«

»Und warum dies?«

»Weil wir zu einer Kriegszusammenkunft gehen.«

»Was wollt Ihr damit sagen, Aramis?«

»Dass die Place Royale die Folge der Landstraße nach Vendome und nichts anderes ist.«

»Wie, unsere Freunde …«

»Sind unsere gefährlichsten Feinde geworden. Athos, glaubt mir, wir dürfen nicht trauen.«

»Oh! D’Herblay!«

»Wer sagt Euch, dass d’Artagnan nicht seine Niederlage auf uns geworfen und den Kardinal davon in Kenntnis gesetzt hat? Wer sagt Euch, dass der Kardinal nicht diese Zusammenkunft benutzen wird, um uns fassen zu lassen?«

»Wie, Aramis, könnt Ihr denken, d’Artagnan und Porthos würden zu einer solchen Niederträchtigkeit die Hand bieten?«

»Ihr habt recht, unter Freunden wäre es eine Niederträchtigkeit, aber unter Feinden ist es eine List.«

Athos kreuzte die Arme und ließ sein schönes Haupt auf die Brust fallen.«

»Was wollt Ihr, Athos, die Menschen sind einmal so beschaffen und zählen nicht immer zwanzig Jahre«, sagte Aramis. »Wir haben auf eine grausame Weise die Eitelkeit verletzt, welche blind die Handlungen des Mensch leiten. Er ist besiegt worden. Habt Ihr nicht gehört, wie er auf der Landstraße in Verzweiflung geriet? Was Porthos betrifft, so hing für ihn vielleicht der Barontitel vom Gelingen dieser Angelegenheit ab. Er hat uns nun auf dem Weg getroffen und wird für diesmal noch nicht Baron sein. Wer weiß, ob diese Baronie nicht in Verbindung mit unserer Zusammenkunst steht! Wir wollen auf unserer Hut sein, Athos.«

»Aber, wenn sie ohne Waffen kämen? Welche Schmach für uns, Aramis!«

»Oh! Seid unbesorgt, mein Lieber, ich stehe Euch dafür, es wird nicht so sein. Überdies haben wir eine Entschuldigung: Wir kommen von der Reise und sind Rebellen.«

»Eine Entschuldigung für uns! Wir müssten für den Fall vorhersehen, wo wir einer Entschuldigung, d’Artagnan, Porthos gegenüber bedürften! Oh! Aramis, Aramis«, fuhr Athos traurig den Kopf schüttelnd fort, »bei meiner Seele, Ihr macht mich zum unglücklichsten Menschen! Ihr entzaubert ein Herz, das für die Freundschaft nicht ganz abgestorben war. Seht, Aramis, es wäre mir beinahe eben so lieb, wenn man es mir aus der Brust reißen würde, das schwöre ich Euch. Geht hin, wie Ihr wollt, Aramis, ich gehe ohne Waffen.«

»Nein, ich lasse Euch so nicht gehen. Es ist nicht mehr ein einzelner Mann, es ist nicht mehr Athos, es ist selbst nicht mehr der Graf de la Fère, den Ihr durch diese Schwäche verraten würdet. Nein, es ist eine ganze Partei, der Ihr angehört und die auf Euch zählt.«

»Es geschehe, wie Ihr sagt«, antwortete Athos.

Und sie setzten in trüber Stimmung ihren Weg fort.

Kaum gelangten sie durch die Rue du Pas-de-la-Mule zu den Gittern des verlassenen Platzes, als sie unter der Arkade an der Mündung der Rue Sainte-Catharine drei Reiter erblickten.

Es waren d’Artagnan und Porthos, welche in ihre Mäntel gehüllt, unter denen die Schwerter hervorsahen, herbeiritten. Hinter ihnen kam Planchet, die Muskete am Schenkel.

Athos und Aramis stiegen vom Pferd, als sie d’Artagnan und Porthos erblickten.

D’Artagnan bemerkte, dass die drei Pferde, statt von Bazin gehalten zu werden, an die Ringe der Arkaden gebunden wurden. Er befahl Planchet zu tun, wie Bazin tat.

Dann gingen sie zwei und zwei, von den Bedienten gefolgt, einander entgegen und grüßten sich höflich.

»Wo beliebt Euch, die Unterredung zu pflegen, Messieurs?«, sprach Athos, da er wahrnahm, dass mehrere Personen stehen blieben, als ob es sich um einen von den berühmten Zweikämpfen handelte, welche noch in dem Gedächtnis der Pariser und besonders der Bewohner der Place Royale lebten.

»Das Gitter ist geschlossen«, sagte Aramis, »aber wenn diese Messieurs die Kühle unter den Bäumen und eine unverletzliche Einsamkeit lieben, so hole ich den Schlüssel im Villa Rohan, und wir werden uns vortrefflich finden.«

D’Artagnan tauchte seinen Blick in die Dunkelheit des Platzes, und Porthos steckte seinen Kopf durch zwei Stangen, um die Finsternis zu sondieren.

»Zieht Ihr einen anderen Ort vor«, sprach Athos mit seinem edlen, überzeugenden Ton, »so wählt selbst.«

»Kann sich Monsieur d’Herblay den Schlüssel verschaffen, so wird dieser Platz, glaube ich, die geeignetste Stelle sein.«

Aramis entfernte sich sogleich, forderte aber Athos zuvor noch auf, nicht so allein im Bereich von d’Artagnan und Porthos zu bleiben, aber derjenige, welchem er diesen Rat gab, lächelte nur verächtlich und machte einen Schritt gegen seine alten Freunde, welche beide auf ihrem Platz blieben.

Aramis klopfte wirklich an der Villa Rohan an. Bald erschien er wieder mit einem Mann, welcher sagte: »Ihr schwört mir, Monsieur?«

»Nehmt«, erwiderte Aramis und gab ihm einen Louisd’or.

»Ah! Ihr wollt nicht schwören, gnädiger Monsieur?«, versetzte der Haushofmeister den Kopf schüttelnd.

»Ei! Kann man denn auf nichts schwören?«, sprach Aramis. »Ich versichere Euch nur, dass zu dieser Stunde diese Messieurs unsere Freunde sind.«

»Ja, gewiss«, sagten mit kaltem Ton Athos, d’Artagnan und Porthos.

D’Artagnan hatte das Gespräch gehört und verstanden.

»Ihr seht«, sagte er zu Porthos.

»Was sehe ich?«

»Dass er nicht schwören wollte.«

»Schwören, worauf?«

»Dieser Mann wollte, Aramis sollte ihm schwören, wir gehen nicht auf die Place Royale, um uns zu schagen.«

»Und Aramis wollte nicht schwören?«

»Nein.«

»Dann wohl Acht gegeben!«

Athos verlor die zwei Redenden nicht aus dem Auge. Aramis öffnete das Thor und ging auf die Seite, damit d’Artagnan und Porthos eintreten konnten. Beim Eintreten brachte d’Artagnan den Griff seines Degens in das Gitter und war genötigt, seinen Mantel wegzuschieben. Während er den Mantel wegschob, entblößte er die glänzenden Kolben seiner Pistolen, aus welchen sich ein Strahl des Mondes abspiegelte.

»Seht Ihr«, sagte Aramis, indem er mit der einen Hand die Schulter von Athos berührte und mit der anderen auf das Arsenal deutete, das d’Artagnan an seinem Gürtel trug.

»Ah! Ja«, sprach Athos mit einem tiefen Seufzer.

Und er war der Dritte, welcher eintrat. Aramis trat zuletzt ein und verschloss das Gitter hinter sich. Die zwei Diener blieben außen, aber, als ob sie sich ebenfalls misstrauten, in einer gewissen Entfernung voneinander.

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