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Interview mit Fay Winterberg

Im Juli 2012 ist mit Wien, Stadt der Vampire im Verlag Art Skript Phantastik der Auftaktband zur auf acht Bänden ausgelegten Reihe New Steampunk Age erschienen. Darin verfolgt der Leser die Erlebnisse der auf magische Artefakte spezialisierten Archäologin und Halb-Vampirin Lilith, für die im 23. Jahrhundert unserer Welt die Co-Existenz von Menschen und übersinnlichen Wesen völlig normal ist.

Damit hat die unter Pseudonym schreibende junge Autorin Fay Winterberg einen interessanten Debütroman vorgelegt. Im Interview verrät sie mehr über die Entstehungsgeschichte der Reihe, über die von ihr entworfene Gesellschaft und was den Leser in Zukunft erwartet.

Geisterspiegel: Hallo Fay. Im Netz findet man bislang noch sehr wenige Informationen über dich. Kannst du den Lesern ein wenig über dich erzählen?

Fay Winterberg: Ich habe mir Fay Winterberg als Pseudonym gewählt und bisher auch noch nicht viel über mich verraten, um meinen sogenannten Brotjob vom Schreiben getrennt zu halten. Ich bin Mitte zwanzig und schon seit sehr vielen Jahren eine große Liebhaberin des Vampir-Genres. Mehr muss man doch gar nicht wissen, oder? 😉

Geisterspiegel: In Wien, Stadt der Vampire präsentierst du dem Leser eine Weltenkonzeption, die einen detailreich erarbeiteten Eindruck macht. Auf deiner Facebook-Seite hast du dazu Illustrationen online gestellt, die teilweise bis auf das Jahr 2007 zurückgehen. Wie lange währt die Entstehungsgeschichte des Romans und seiner Welt?

Fay Winterberg: Alles begann im Jahr 2005, da hat mich der Film Van Helsing mit Hugh Jackman zu einer Vampir-Geschichte inspiriert, die ich damals mit 20 Seiten fertiggestellt hatte. Danach wollte ich etwas Neues mit Vampiren schreiben. Inspiriert von den Animes Vampire Hunter D – Bloodlust und Trinity Blood siedelte ich meine Ideen in der Zukunft an und so entstanden im Jahr 2007 die ersten Ideen zur New-Steampunk-Age Reihe. Damals hatte ich die Serie auf fünf Bücher angelegt, von denen ich später das fünfte gestrichen habe, weil es nicht passte. Mittlerweile habe ich acht Bücher »vorskizziert« und mit diesen acht ist die Geschichte auch erzählt. Das Steampunk kam jedoch erst ganz zum Schluss hinzu. Ich habe mich für dieses Thema schon sehr lange interessiert, ohne zu wissen, dass es diesen Namen hat. Knapp ein Jahr, bevor Wien ins Lektorat ging, habe ich die ganze Geschichte mit Steampunk-Elementen verfeinert. Weshalb ich auch Angst hatte, dass diese Einflechtung aufgesetzt wirkt. In Teil zwei ist mir das auf jeden Fall besser gelungen.

Aber um auf den Kern der Frage zurückzukommen, ja seit 2007 arbeite ich an der Serie, habe mal an Teil eins, mal an Teil acht geschrieben, die Geschichte verändert, neue Figuren hinzugefügt, alte dafür gestrichen. Viele Details über die Welt kommen mir erst beim Schreiben oder wenn ich irgendwo unterwegs bin und mir denke »Wie würde das in der Lilith-Zukunft aussehen?« Mittlerweile hat sich auch die Vampir-Geschichte von 2005 mit in die Serie eingefügt und ist so etwas wie die Vorgeschichte zur New-Steampunk-Age-Reihe geworden. Es gibt auch noch einige Nebenerzählungen und Kurzgeschichten. Aber ob diese je veröffentlicht werden weiß ich nicht, das kommt auf den Erfolg von Liliths Geschichte an.

Geisterspiegel: Weshalb hast du als Austragungsort der Handlung »unsere« Welt gewählt und warum Wien?

Fay Winterberg: Ich habe mit 14 oder 15 Jahren mal versucht eine Fantasy-Geschichte in einer fremden Welt zu schrieben. Ich denke es gelang mir, aber es hat mir keinen Spaß gemacht. Ich mag »unsere« Welt, ich mag Europa, Ägypten, Marokko, Kambodscha und viele weitere Orte, darum lasse ich Lilith diese besuchen und erkunden.

Warum ich Wien gewählt habe? Hm, ich weiß noch, dass mir ein Kumpel mal erzählte, dass er ein Vampir-Rollenspiel auf dem Rechner spielte (es könnte Vampire – Die Maskerade gewesen sein, aber ich bin mir nicht sicher), in diesem Game löste auf jeden Fall Wien die traditionelle Rolle von Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens, ab. Tatsächlich habe ich Wien erst besucht, als ich das Buch schon fertig geschrieben hatte. Das Gruslige daran ist, dass ich die Stadt genauso beschrieben habe, wie ich sie später auch erlebte. Wien hat etwas Makaberes, aber auch etwas Historisches an sich und vereint Tradition und Moderne. Ähnliches findet man aber auch in Prag oder Dresden, diese Städte haben einen ähnlichen Charme. Außerdem habe ich noch nicht von vielen Vampir-Büchern gehört, die in Wein spielen. 😉

Geisterspiegel: Das Stichwort Steampunk ist schon gefallen – nicht nur am Reihentitel merkt man, dass du offenbar großen Gefallen daran gefunden hast, auch wenn es sich bei dem Roman nicht um Steampunk im klassischsten Sinne handelt. Was fasziniert dich an diesem Genre und der Stilrichtung?

Fay Winterberg: Alles! – Wie bereits erwähnt mag ich Steampunk schon sehr lange, doch erst vor einem Jahr habe ich die Begrifflichkeit kennengelernt und mich dann intensiv damit auseinandergesetzt. Durch ein Model, das ich auf Facebook geliked habe, bin ich auf diesen Begriff gestoßen. Mode interessiert mich sehr, wie man unschwer an den endlosen Klamottenbeschreibungen in meinen Büchern erkennen kann (ich gelobe weniger ausschweifende Modebeschreibungen). Aber besonders gefällt mir der Gedanke des Selbermachens. Steampunk bedeutet Einzigartigkeit und Individualität, sich von der Menge abzuheben, aber vor allem sich selbst treu zu sein! Das sind Werte, die ich unterstütze und die ich weitergeben will.

Ja, klassisches Steampunk ist in der viktorianischen Zeit angesiedelt und hat natürlich andere Schwerpunkte, weshalb ich meine Bücher auch als Dark/Urban Fantasy mit Steampunk-Elementen beschreibe. Was mir daran gefällt, ist, dass beispielsweise Frauen grundsätzlich stärker dargestellt werden, sie sind Spione oder Kapitäne in der Royal Air Force, das macht doch gleich viel mehr her.

Geisterspiegel: Neben Vampiren gibt es eine Reihe anderer übersinnlicher Wesen wie Nachtalben oder Werwölfe, die Auftritte haben. Dennoch sind die Vampire sehr dominant. Entspricht das ihrem gesellschaftlichen Stand auch gegenüber den anderen Wesen?

Fay Winterberg: Nein, die Vampire haben keinen höheren gesellschaftlichen Stand als die anderen Wesen. Es ist nur die Tatsache, dass ich ein Vampir-Buch bzw. eine Vampir-Buch-Reihe schreibe, es geht um Vampire, nicht um Werwölfe oder Nachtalben. Trotzdem wird diesen Wesen später auch noch ihr Platz eingeräumt, denn auch sie haben eine Vergangenheit.

An sich haben die Werwölfe zum Beispiel einen besseren Stand in der Gesellschaft als die Vampire, denn schließlich sind sie die meiste Zeit in ihrer menschlichen Gestalt unterwegs. Aber es gibt auch Werwölfe, die lieber im Wald leben und sich von der Zivilisation abgegrenzt haben. Die Nachtalben hingegen sind den Vampiren sehr verwandt und wurden daher von den Jägern fast ausgerottet, weil sie fälschlicherweise für Vampire gehalten wurden. Alle Wesen haben über Jahrhunderte nebeneinanderher gelebt und sich gegenseitig beeinflusst.

Geisterspiegel: Die Coverillustration hast du selbst gestaltet, wie auch viele Illustrationen dazu. Weshalb hast du diesen doch recht ungewöhnlichen Stil gewählt?

Fay Winterberg: Es ist mein Stil, ich habe ihn nicht speziell angepasst. Ich zeichne so schon seit Jahren und habe auch eine Ausbildung in dem Bereich. Trotzdem durfte ich mir natürlich immer wieder von meinen Dozentinnen anhören, dass ich mit meinem »Manga-Stil« nie etwas erreichen würde. Als das Cover von Wien erschien, habe ich auf einem Blog gelesen, dass es schrecklich aussehe. Das sticht im ersten Moment schon ein bisschen, aber das bin ich, und wie ich in den ersten Rezensionen gelesen habe, finden die Leser das Cover durchaus passend. Es passt zu der Geschichte und zu Lilith, meiner Protagonistin. Außerdem hebt es sich durch seine Farbe und den Zeichenstil doch schön von dem Einheitsbrei der Twilight-Cover-Kopien ab, oder?! 🙂

Geisterspiegel: Das auf jeden Fall.
Du hast bereits einige Inspirationsquellen für die Reihe genannt. Gab es weitere Vorbilder, die dich hier inspiriert haben?

Fay Winterberg: Ja, wie gesagt, der oben genannte Anime Vampire Hunter D – Bloodlust und die Anime-Serie Trinity Blood. Letztere spielt ebenfalls in einer Welt, in der es Krieg zwischen Menschen und Vampiren gibt. Aber auch die Anita-Blake-Reihe von Laurell K. Hamilton hat mich sehr inspiriert, schließlich war sie die Erste, die eine echte Co-Existenz zwischen Vampiren und Menschen thematisiert hat (Sorry TrueBood, aber du bist leider nur Nummer 2).

Tatsächlich sollte Liliths Geschichte am Anfang in einer Welt spielen, in der Menschen und Vampire friedlich Tür an Tür leben. Ich habe dann eine Kurzgeschichte über einen Magier geschrieben, der einen Vampir während des Krieges aus seinem Tiefschlaf erweckt, sie schließen sich dann gemeinsam einer Untergrundorganisation an, die für die Vampire kämpft. Da wurde mir klar, dass es eigentlich viel »realistischer« ist, wenn die Vampire sich offenbaren und es erst einmal einen richtigen Krieg gibt (ich weiß, bei Fantasy sollte man mit dem Wort »Realismus« vorsichtig umgehen 🙂 ). Also habe ich die Geschichte dementsprechend umgearbeitet.

Geisterspiegel: Manche Leute sind der Meinung, das Vampirthema sei ausgereizt. Was kannst du ihnen entgegnen, was Wien,… von anderen Büchern des Genres unterscheidet?

Fay Winterberg: Ich hab Steampunk! 🙂

Nein, ernsthaft, das Vampir-Thema ist bei Weitem nicht ausgereizt!!! Der Markt ist nur überfüllt von sich ständig wiederholenden Themen. Entweder süße Romantik à la Twilight oder Erotik à la Black Dagger oder True Blood.

Diese beiden Varianten funktionieren, denn die Leute kaufen diese Bücher und das ist vollkommen okay. Aber die Dracula-Fans, die Lestat-Fans, die Camilla-Fans, kurz, die Leser, die eben nicht nach einem Fantasy-Romance- oder Erotik-Roman suchen, die werden einfach zu wenig bedient. Und diese Leser sind es, die ich unterhalten will, die ich als mein Publikum sehe. Natürlich sind meine Geschichten auch eher auf Frauen ausgelegt, aber ich schließe nicht aus, dass auch Männer Interesse daran haben könnten. Ich habe eine Liebesgeschichte, aber sie ist eher etwas, das sich im Hintergrund entwickelt. Im Vordergrund steht Liliths Arbeit als Archäologin, die Geschichte der Vampire, die Mythen und Sagen, die diese Wesen umgeben und die Verbindungen der Vampire und anderen Wesen untereinander. Ich möchte meine eigene, kleine Welt erschaffen und nicht die gängigen Vorbilder aus Amerika kopieren.

Geisterspiegel: Kannst du schon etwas verraten, wie es weitergehen wird oder wann mit einer Fortsetzung gerechnet werden kann?

Fay Winterberg: Zurzeit arbeite ich fiebereifrig an Teil zwei, er ist schon fertig, aber ich muss noch einiges überarbeiten. In diesem Band wird es Lilith und ihren Vater nach London verschlagen, zu einem Treffen der Vampir-Oberhäupter Europas. Danach bekommt sie den Auftrag nach Ägypten ins Tal der Könige zu reisen, um dort in einem neu entdeckten Grabmal nach einem verschollenen Artefakt zu suchen.

Ich kann noch nichts versprechen, aber mit etwas Glück könnte ich es noch ins Programm 2013 beim Art Skript Phantastik Verlag schaffen. Das kommt nun darauf an, wie schnell ich das Manuskript fertig bekomme.

Geisterspiegel: Vielen Dank für das Interview, Fay!

Fay Winterberg: Ich habe zu danken. 🙂

Verwendung der Illustrationen mit freundlicher Genehmigung von Autorin & Verlag. © Fay Winterberg (Illustration 1: Cover, Illustration 2: Balthasar, Lilith zeitweiliger Ziehvater; Illustration 23: Lilith, Illustration 4: Elias, Liliths Vater)

Das Interview führte Alessandra Ress per E-Mail.

Copyright © 2012 by Alessandra Ress


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