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H. K. Anger – Odenwaldjagd

H. K. Anger – Odenwaldjagd

Die Geschichte beginnt damit, dass Nadja Künzel, Forstbeamtin und Jagdleiterin im Odenwald, Doktor Meyerhoff, einen Ausschussvorsitzenden aus Wiesbaden, als Jagdgast in ihrem Revier betreut.

Sie besteigen gemeinsam leise an einem klaren Januarmorgen einen hölzernen Hochsitz an einer Lichtung, die so groß wie ein Fußballfeld ist, damit Doktor Meyerhoff von dort aus einen Rothirsch mit mächtiger Krone schießen kann.

Als der Zwölfender nach mehreren Hirschkühen die Lichtung betritt, legt Meyerhoff seine Jagdbüchse an, nimmt den Hirsch ins Visier und schießt. Er erlegt das Tier mit einem Blattschuss.

Der Ausschussvorsitzende ist stolz, seinen Lebenshirsch mit einem perfekten Schuss getötet zu haben und sagt, sein Geweih werde in seinem Arbeitszimmer einen Ehrenplatz bekommen.

Nachdem Nadja Künzel die Kollegen angerufen hat, die sich nun um den Hirsch kümmern sollen, gibt es für den Jagdgast noch ein kleines Wildpicknick, das sie bei einem Cateringunternehmen bestellt hat, dessen Koch ein Künstler am Herd, charmant und zuvorkommend ist und mit ihr geflirtet hat. Sie will den Flirt in Kürze fortsetzen, da der Mann ihr trotz seines Bauches gefallen hat.

Wenige Wochen später beschließt Charlie Knapp, Juristin und Hobbyermittlerin, die mit der Patchworkfamilie des Kriminalhauptkommissars Gunter Haase auf einem Bauernhof im Odenwald lebt, abzunehmen, weil sie zu viel Bauch bekommen hat.

Zu diesem Zweck will sie ihren Rucksack schultern und wandern gehen, was die Familienmitglieder und den Kommissar in Erstaunen versetzt, da sie seit einem Jahr, in dem sie jetzt auf dem Hof lebt, nie das Bedürfnis nach körperlicher Ertüchtigung gezeigt hat.

Trotzig ruft Charlie ihrer Freundin Tina an, mit der sie sich regelmäßig trifft und verabredet sich mit ihr zum Wandern. Vorher aber suchen die Damen noch einen Imbisswagen auf. Tina flirtet ein wenig mit dem Betreiber, und die beiden essen dort mit Frühstücksspeck umhülltes Rührei.

Dann endlich beginnen die Frauen ihre Wanderung zur Kapellenruine St. Maria in Lichtenklingen, wo es einen Brunnen gibt, welcher nach der Legende Heilwasser führt, von dem Charlie der Mutter des Kriminalhauptkommissars etwas mitbringen will.

Als sie aber die Mauerreste der Kapelle aus dem elften Jahrhundert betreten, in der manchmal noch Pilger die Mutter Gottes feiern und manche Leute auch ein kurzes Gebet sprechen, sehen sie die lang ausgestreckte Leiche einer Frau in der ehemaligen Sakristei.

Die Tote trägt ein weißes, hoch aufgeschlossenes, bis zum Hals reichendes Kleid und hält die Hände wie zum Gebet gefaltet. Auf ihrer Brust liegt eine weiße Rose und ihr Haar ist mit einer Blütenkrone aus weißen Kamelien geschmückt. Lippen, Zehen- und Fingernägel sind alle in gleicher Farbe geschminkt. Auf ihren leeren Augenhöhlen, die sich anklagend zum Himmel richten, liegen zwei weiße, glatt polierte Kieselsteine.

Obwohl Charlie übel ist, ruft sie Gunter Haase an.

Im Nachwort zu ihrem Buch gibt die Autorin an, den Odenwald sehr zu lieben, ihre Wahlheimat seit gut 20 Jahren, die zwischen Bergstraße, Überwald und dem nördlichen Baden-Württemberg liegt.

Diese Liebe zeigt sich in ihrem Roman sehr deutlich, denn sie beschreibt die Gegend, die offenbar nahe dem Ort liegt, in dem sie lebt, sehr positiv, und man kann feststellen, dass auch ihre Protagonistin, die Juristin Charlie Knapp, wie sie selbst Zugereiste, ihren neuen Wohnort ebenfalls liebt.

Ferner betont die Erzählerin nach dem Ende des Romans, sie sei keine Biografin, sondern eine Geschichtenerzählerin, die den Leser auf eine fiktive Lesereise mitnehme. Deshalb entsprächen manche Kleinigkeiten in ihrer Geschichte nicht ganz der Wahrheit und seien, wie es sein könnte, nicht wie es tatsächlich ist, so zum Beispiel Namen, Lokalitäten, Adressen oder ermittlungstechnische Ansätze und so weiter.

Auch dieser Überlegung entspricht das, was man in Odenwaldjagd liest, ziemlich genau. Aber H. K. Anger schreibt auch, man möge ihr diesen schriftstellerischen Schachzug verzeihen, denn sie habe ihn verwendet, um andere, denen sie in oder mit dem Text zu nahe treten würde, zu schützen und ihre Privatsphäre zu erhalten. Deshalb muss man ihr dies meines Erachtens auch zubilligen.

Fazit:
H. K. Anger beschreibt in ihrem Roman Odenwaldjagd sehr liebevoll ihre Wahlheimat, den Odenwald, sowie exemplarisch die Menschen, die man dort treffen kann.

Sie erzählt dabei eine Geschichte, in der manche Kleinigkeiten ausgedacht sind, um Menschen im realen Leben zu schützen und ihre Privatsphäre zu erhalten. Die Geschichte ist spannend und hält eine außergewöhnliche Lösung parat.

Ich möchte das Buch dem Leser empfehlen, der gern etwas über den Odenwald und seine Menschen erfahren möchte und zudem fiktive, spannende Kriminalgeschichten mag.

Die Autorin:

Heike Kügler-Anger ist 1961 in Marl (NRW) geboren und lebte in Bielefeld, Freiburg und Leipzig, bevor sie vor gut zwanzig Jahren in Wald-Michelbach im Odenwald heimisch wurde. Sie ist Lehrerin für die Sekundarstufe I und II und war in der Erwachsenenbildung tätig, bevor sie 2006 mit dem Schreiben von zum Teil preisgekrönten Kochbüchern begann. Seitdem schreibt sie auch Texte über Kochen, Ernährung und Gesundheit und hält Vorträge.

In ihrer Freizeit schaut sie sich, mit Mann und Hunden im Wohnmobil unterwegs, nahe und ferne Ziele an.

Quellen:

• H. K. Anger: Odenwaldjagd, Gmeiner Verlag GmbH, Meßkirch, 2021.

www.hkanger.de

www.gmeiner-verlag.de

www.traumfaehrten.de

Bilder:

• Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Gmeiner Verlag GmbH.

• Foto der Autorin. Copyright: Fotostudio Bucher. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Gmeiner Verlag GmbH.

(ww)

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