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Die Sternkammer – Band 3 – Kapitel 17

William Harrison Ainsworth
Die Sternkammer – Band 3
Ein historischer Roman
Christian Ernst Kollmann Verlag, Leipzig, 1854

Siebzehntes Kapitel

Ungnade

Sir Jocelyn war nicht ohne große Unruhe über den Erfolg seiner Unterredung mit Gondomar. Wäre es möglich gewesen, so würde er einen Bruch mit einer so einflussreichen Person vermieden haben – ein Ereignis, welches zu jeder Zeit, aber ganz besonders im gegenwärtigen Augenblick, zu fürchten war, wo ihn Gefahren von allen Seiten bedrohten und nur die einzige Frage schien zu sein, von welcher Seite der erste Schlag kommen werde. Am meisten besorgt war er für Aveline, die in einer seltsamen und höchst gefährlichen Lage war, gegen die er sie nicht zu schützen wusste. Er war noch in derselben Ungewissheit, wer um ihre Hand anhalten werde, denn der geheimnisvolle Mann in der Maske war nach dem Turnier nicht wieder erschienen, wie er versprochen hatte. Diese Ungewissheit war schrecklich, und Sir Jocelyn fand es so schwierig, dieselbe zu erdulden, dass er die wirkliche Gegenwart des Unglücks, wovon er bedroht wurde, vorgezogen hätte. Seine Furcht war, dass Sir Giles Mompesson in Person um ihre Hand anhalten werde, und in dem Falle war er entschlossen, sich ihm mit Gewalt zu widersetzen. Diese Voraussetzung konnte den Aufschub erklären, denn er wusste, dass Sir Giles schwer an den Wirkungen des im Turnier erhaltenen Schlages litt.

Sir Jocelyn fand bald, dass Gondomars Drohungen nicht vergeblich gewesen waren. Am nächsten Tag, als er in den Palast trat, wurde er von dem Lord Kämmerer benachrichtigt, dass er seines Amtes als Kammerherr entsetzt sei. Als er nach dem Grund dieser plötzlichen Entlassung fragte, erklärte der Herzog von Lennor achselzuckend, er sei nicht imstande, ihm irgendeine Auskunft zu geben. Aber was der Herzog ihm verweigerte, wurde ihm von Gondomar gewährt, der in dem Augenblick, auf dem Wege zu dem Audienzzimmer, mit Buckingham und einigen anderen Kavalieren in den Korridor trat.

Als der Gesandte seinen ehemaligen Schützling erblickte, blieb er einen Augenblick stehen und sagte mit triumphierendem Lächeln: »Ihr verdankt mir Eure Entlassung, Sir Jocelyn. Ich habe Seiner Majestät einige Umstände hinsichtlich Eurer mitgeteilt, die mir eben erst zu Ohren gekommen sind; und da er keine Spione um sich zu haben wünscht, hat er Euch auf immer aus seiner Nähe verbannt.«

»Mit einem Wort, er hat Euch verboten, wieder im Palast zu erscheinen«, fügte Buckingham, der gleichfalls stehen geblieben war, mit beleidigendem Lachen hinzu.

»Ich muss zum König, Eure Gnaden«, rief Jocelyn dem Lord Kämmerer zu. »Ich will Seiner Majestät die Falschheit dieser Beschuldigung erklären und ihm zeigen, wer der Spion und Verräter ist, den er zu fürchten hat.«

»Ihr könnt nicht durch«, versetzte der Herzog von Lennor, indem er sich in den Weg stellte, während zwei Gardisten vortraten und ihm mit ihren Partisanen den Weg versperrten. »Ich sage kein Wort über die Ursache Eurer Ungnade, aber ich kann Euch versichern, dass Seine Majestät sehr aufgebracht über Euch ist und dass es sehr unbesonnen sein würde, wenn Ihr Euch ihm in seiner gegenwärtigen Gemütsstimmung nähern wolltet, wenn es Euch auch erlaubt wäre, es zu tun – was nicht der Fall ist. Wie gesagt, seid Ihr Eures Amtes entsetzt und habt den Befehl, Euch aus dem Palast zu entfernen, bis es der Wille Seiner Majestät ist, Euch zurückzurufen.«

»Und das wird wahrscheinlich nicht so bald geschehen. Nicht wahr, Graf?«, sagte Buckingham lachend.

»Wahrscheinlich nicht, Marquis«, erwiderte der Gesandte. »Ich muss bedauern, dass ich das Mittel gewesen bin, seiner Majestät eine so unwürdige Person vorzustellen; aber ich habe die Sache so viel als möglich wiedergutgemacht.«

»Muss ich geduldig alle diese Beleidigungen und Verleumdungen ertragen, Eure Gnaden?«, rief Sir Jocelyn zornig.

»Wenn Ihr Euch von mir raten lassen wollt, so entfernt Euch«, versetzte der Herzog von Lennor, »oder die Beleidigung möchte Euch zu einer verzweifelten Handlung treiben, die Eure Lage noch schlimmer machen würde, sodass von einer Wiederherstellung der Gunst des Königs nicht die Rede sein könnte.«

Während Sir Jocelyn bei sich selber überlegte, ob er den Rat des Herzogs befolgen solle, wurde die Tür des Audienzzimmers geöffnet. Jakob kam heraus und ging langsam den Korridor dahin.

Unser junger Ritter hoffte nun, der König möchte sich herablassen, ihn anzusehen und ihn so in den Stand setzen, für seine Sache zu sprechen; und vielleicht hegte der Lord Kämmerer selber ähnliche Erwartungen, denn er drang nicht auf Sir Jocelyns Entfernung, sondern gestattete ihm in dem Korridor zu bleiben, obwohl er von den Gardisten zurückgehalten wurde. Aber beide täuschten sich. Ohne Zweifel zeigte sich Jakob sehr gnädig gegen Buckingham und Gondomar und verweilte einige Minuten, um mit ihnen zu lachen und zu reden.

Als er an Sir Jocelyn vorüberkam, stellte er sich, als bemerke er ihn jetzt erst und sagte im Ton des Vorwurfs zu dem Lord Kämmerer: »Was tut der Spion hier, Herzog? Ich dachte, Ihr hättet unsere Befehle hinsichtlich seiner erhalten. Seht darauf, dass sie künftig besser befolgt werden.« Als der junge Ritter sprechen wollte, unterbrach er ihn mit gebieterischer Gebärde und rief: »Kein Wort, Herr – kein Wort! Wir wollen nichts mehr von Euch hören. Wir haben schon mehr als genug gehört.«

Und er ging weiter.

So wurde Mounchenseys Ungnade von seinen Feinden bewirkt.

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