Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Gespensternovellen 4

Vilhelm Bergsøe
Gespensternovellen
Aus dem Dänischen übersetzt von Adolf Strothmann
Autorisierte Ausgabe, Verlag Otto Janke, Berlin 1873
Der geraubte Arm – Teil 2

Schweigend und verstimmt wanderten wir heim auf dem alten Königsweg. Zum ersten Mal sah die ehrwürdige Regenz ihre Söhne von einem festlichen Gelage heimkehren, gerade als der Nachtwächter in Kannikesträde seine bekannte, bei den Studenten sehr beliebte Variante anstimme:

Hört, ihr Herren, und lasst euch sagen,
Unsre Glock hat elf geschlagen.
Elf ist der Apostel Zahl,
Judas kommt noch überall.

»Elf!«, rief Sölling aus. »Das ist zu früh, um zu Bett zu gehen, und zu spät, uns noch weiter herumzutreiben. Lass uns zu dir hinaufgehen, kleiner Siemsen, und versuchen, heute Abend noch unsere Lektion nachzuholen. Du hast Loders anatomische Tafeln, mit denen müssen wir uns behelfen. Es wird schwer genug halten, dass wir bis Weihnacht fertig werden. Es war auch ganz verwünscht, dass uns just heute Abend die Arme gestohlen wurden!«

»Der Doktor kann sonst leicht genug Arme und Beine bekommen, mehr als der Doktor braucht«, erwiderte Hans grinsend, der im selben Augenblick aus dem Tor der Regenz hervortrat, wo er Söllings letzte Worte aufgefangen hatte.

»Wieso, Hans?«, fragte Sölling verwundert.

»Nun«, antwortete Hans, »das kann der Doktor bequem genug haben. Man hat das Plankwerk zwischen dem Trinitatis-Kirchhof und der Porzellanfabrik niedergerissen und eine Rinne gegraben, um ein Neues zu setzen. Das sah ich heute selbst, als ich durch den Kirchengang kam; aber herrjeses, was für eine Masse alter Gebeine sie da aufgewühlt haben. Es waren Arme und Beine und Köpfe dabei, mehr als der Doktor zeitlebens braucht!«

»Das hilft uns leider nichts, Hans«, entgegnete Sölling. »Der Kirchengang wird ja um vier Uhr geschlossen, und es ist bald halb zwölf.«

»Freilich wird er das«, frohlockte Hans abermals, »allein es gibt auch eine andere Manier, hineinzukommen, als gerade auf diesem Wege. Wenn der Doktor durch das Tor der Porzellanfabrik gehen wollte, so könnte er über den Hof und die Mühle in den sogenannten vierten Hof gelangen, welcher nach Springgaden hinausführt. Dort gerade haben sie das Plankwerk niedergerissen, und von dort kann der Doktor ganz bequem zum Kirchhof gelangen.«

»Ja, Hans ist ein Genie«, rief Sölling vergnügt, »das habe ich immer gesagt. Hör, kleiner Siemsen, du kennst ja die Fabrik von außen und innen und besuchst oft den Studenten Outzen, welcher dort wohnt. Geh zu ihm hinauf und leihe von ihm den Schlüssel zur Quarzmühle. Du wirst schon den einen oder anderen Arm finden, der nicht allzu vermodert ist. Sei nur recht flink und komme bald zurück, dann wollen wir anderen dort oben auf dich warten.«

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in diesem Augenblick keine sonderliche Lust hatte, auf den Vorschlag Söllings einzugehen. Ich war in dem Alter, wo die Pietät vor Tod und Grab noch nicht ganz erloschen ist, und der rätselhafte Vorfall mit den gestohlenen Armen spukte mir noch im Kopf.

Indessen fürchtete ich Söllings ironisches Gesicht und das spöttische Gelächter meiner Kameraden fast ebenso sehr. Nach kurzem Bedenken ging ich mit einer Miene fort, als sollte ich nur vom Budiker ein Bund Zigarren holen. Mit vieler Mühe schellte ich den alten Pförtner aus seinem süßen Schlummer empor, unter dem Vorwand, dass ich eine wichtige Bestellung an Outzen hätte. Dann eilte ich zu diesem hinauf, dessen Fenster nach dem Kirchhof hinausblickten. Outzen war Theologe und ein streng sittlicher Charakter; das wusste ich sehr wohl und war deshalb ziemlich darauf vorbereitet, dass er mir den Schlüssel verweigern würde, der mir Zugang zum vierten Hof und von dort aus zum Kirchhof verschaffen sollte.

Outzen nahm auch die Sache sehr ernsthaft. Er schob die hebräische Bibel, in der er bei meinem Eintritt gelesen hatte, zurück, schraubte die Lampe empor und blickte mich verwundert an, während ich meine Bitte vorbrachte.

»Es ist ein sündhaftes Unternehmen, das du da vorhast, lieber Siemsen«, sagte er ernsthaft, »und du tätest am besten, davon abzulassen. Von mir erhältst du keinen Schlüssel zu solchem Zweck. Der Friede des Grabes ist heilig und unverletzlich; den darf niemand stören.«

»Wie denkst du dann über den Totengräber? Der legt jeden Tag neue Leichen zu den alten und lebt darum nicht minder.«

»Er tut nur seine Pflicht«, antwortete Outzen ruhig, »und keiner wird ihn darob schelten. Aber der, welcher aus übermütiger Laune und noch mit dem Punschdampf im Kopf den Frieden des Grabes stört, mit dem ist’s ein ander Ding – er wird nicht der Strafe entgehen.«

Ich leugne nicht, dass Outzens Worte mich reizten, denn zu hören, dass man im Begriff stehe, eine verwegene Tat zu begehen, nur weil man betrunken und übermütig sei, ist etwas, dass man sich nicht gern sagen lässt, zumal wenn man kaum zwanzig Jahre auf dem Rücken hat.

Ohne ein Wort auf seine Einwendungen zu erwidern, riss ich daher den großen, mir wohlbekannten Schlüssel vom Türpfosten und war in zwei Sprüngen draußen auf der Treppe, indem ich schwor, mir einen Arm zu verschaffen, koste es, was es wolle, und dadurch sowohl Outzen als auch Sölling und allen anderen zu beweisen, dass ich ein Teufelskerl, so recht ein beherzter Bursche sei.

Mit klopfendem Herzen schlich ich durch den langen, finsteren Gang, welcher, an den Überresten des St. Clara-Klosters vorüber, in den sogenannten dritten Hof führt. Hier nahm ich eine Laterne aus der Kutscherkammer, zündete sie an und ging, mit der Laterne in der Hand, auf die mir wohlbekannte Mühle zu, wo der Quarz zermalmt und gemahlen wird. Wie seltsam sah sie doch bei der flackernden Beleuchtung des Talglichts in der Laterne aus, mit ihren vielen Kammrädern, Triebrädern und Walzen, mit ihren Knetmaschinen und Stampfen, unter welchen die Steine zermalmt werden! Schon hier begann der Mut mir zu sinken, als ich die dumpfe, feuchte Luft einatmete; aber ich ermannte mich, putzte das Licht und schloss die Tür zum vierten Hof mit dem Schlüssel auf, den ich sodann wieder zu mir steckte. Wenige Schritte, und ich befand mich im Hof und stand einen Augenblick später auf der Grenzscheide.

Das ganze hohe, schwarze Plankwerk war in seiner Länge niedergerissen und man hatte die Erde tief ausgegraben, um festen Halt für eine neue Scheidemauer zwischen Leben und Tod zu gewinnen. Die öde, unheimliche Leere des Ortes ergriff mich tief. Unwillkürlich hielt ich an, um mich gleichsam gegen die Situation zu stählen.

Es war ein rauer, kalter, stürmischer Abend. Die Wolken trieben schnell und in zerrissenen Fetzen unter dem Mond hin, sodass der Kirchhof mit seinen weißen Kreuzen und Leichensteinen bald in voller, bald in dämmernder Beleuchtung lag. Dann und wann fuhr der Wind mit hohlem, klapperndem Getöse über die Gräber, sauste durch die entblätterten Linden, pfiff mit klagendem Laut durch Gesträuch und Staket, verfing sich in der Ecke bei der Kirche, jagte dann über das Kirchendach und drehte die rostige Wetterfahne mit einem knarrenden Laut, der einem gellend in die Ohren schnitt. Ich schaute zur Linken. Dort erblickte ich ein Paar seltsame weiße Gestalten, die sich wellenförmig im Mondlicht zu bewegen schienen.

»Laken«, sagte ich bei mir selbst, »nichts anderes als weiße Laken! Verwünschte Unsitte, Wäsche auf dem Kirchhof zu trocknen. Man sollte einen Artikel im Polizeifreunde darüber schreiben!«

Ich blickte zur Rechten, dort lag ein Haufen Knochen, nicht zwei Schritte von mir entfernt. Ich näherte mich denselben mit der Laterne in der linken Hand. Tastend streckte ich die Rechte nach ihnen aus, da raschelte es in dem Haufen, er sank zusammen, und etwas Warmes und Weiches berührte meine Hand. Ich zuckte zusammen. »Ratten!«, sagte ich bei mir selbst, »Kirchhofratten. Nichts als Kirchhofratten! O, mein Gott! Ich ängstige mich so; aber nein, ich will mich nicht ängstigen, das ist ja lächerlich, albern. Wo zum Henker bleibt doch der Arm? Es ist kein einziger heiler da!«

Mit fiebernder Hast und schlotternden Knieen durchwühlte ich einen Haufen nach dem anderen. Das Talglicht zitterte und flackerte im Wind. Plötzlich erlosch es. Als der fette, stinkende Unschlittdunst mir entgegenschlug, wurde mir fast übel zumute. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung fasste ich mich wieder, eilte ein paar Schritte vorwärts und gewahrte am Ende des Kirchhofs einen Sarg, der, noch beinahe ganz erhalten, aus der Erde gehoben und unter eine Traueresche gestellt war. Ich näherte mich demselben und sah, dass er von altmodischer Form aus ziemlich schweren, aber jetzt halb vermoderten Bohlen gezimmert war und dass er eine Metallplatte mit einer fast erloschenen Inschrift auf dem Deckel trug. An der einen Ecke hatte der Zahn der Zeit so an den morschen Brettern genagt, dass ich ihn mit Anwendung eines Brecheisens leicht musste öffnen können.

Ich schaute mich um – eine Haue lag auf der Erde neben einem Paar Spaten. Ich ergriff einen der Letzteren, stemmte das Blatt zwischen die Bretter, und mit einem dumpfen Krach sprengte ich den Deckel auf. Mit abgewandtem Gesicht schob ich die Hand durch die Öffnung, tastete umher und erfasste einen Arm des Skelettes, den ich mit einem kräftigen Ruck abriss. Dadurch löste sich der Kopf des Skelettes und rollte mir im selben Augenblick fast gerade vor die Füße. Ich ergriff ihn und wollte ihn wieder in den Sarg legen, aber ich sah in seinen leeren Augenhöhlen einen grünlichen, phosphoreszierenden Glanz schimmern, der abwechselnd kam und verschwand. Ein Fiebergrausen, ein fast wahnwitziger Schreck ergriff mich. Ich zwang mich, in die Höhe zu sehen, und mein Blick fiel auf ein einzelnes erhelltes Fenster in der Häuserreihe gegenüber. Dort saß ein halb nacktes, geschminktes Frauenzimmer, im Halbschlummer nickend, bei einem fast niedergebrannten Lichtstumpf. Ich sah hinab – die leeren Augenhöhlen leuchteten noch, aber mit einem stärkeren Glanze als vorher.

Ich musste Gewissheit haben, ich musste eine natürliche Erklärung dieses Phänomens finden, wenn ich nicht wahnsinnig werden sollte. Das fühlte ich. Ich ergriff den Schädel wieder, aber nie habe ich einen so überwältigenden Eindruck von dem Gesetz der Vergänglichkeit empfangen, wie in diesem Augenblick. Hunderte jener ekelhaften, feuchten Insekten, welche man Holzwürmer nennt, wimmelten aus jeder Öffnung, jeder Spalte des Schädels hervor, und ein Paar der glänzenden, schlangenähnlichen Tausendfüßler, welche die Naturforscher Geophilen nennen, ringelten sich aus den Augenhöhlen.

Unwillkürlich musste ich an Heines Worte denken, und fast widerstrebend, kämpfend, als vermochte ich nicht länger meinen eigenen Willen zu beherrschen, musste ich die furchtbaren Zeilen wiederholen:

Ich seh’ die Toten,
sie liegen unten in den schmalen Särgen,
die Händ’ gefaltet und die Augen offen,
weiß das Gewand und weiß das Angesicht,
und durch die Lippen kriechen gelbe Würmer.

Kaum hörte ich meine eigenen Worte, als sie mich mit Entsetzen erfüllten. Ich schleuderte den Kopf in den Sarg zurück, sprang in zwei Sätzen über die nächsten Knochenhaufen, ohne mir Zeit zu lassen, die Laterne mitzunehmen, schoss wie von Dämonen gejagt durch die dunkle Mühle, deren Stampfen und Räder ich zu hören glaubte, und machte erst in dem großen Hofraum der Fabrik Halt, wo ich am Springbrunnen den mitgebrachten Arm wusch und meinen derangierten Anzug in Ordnung brachte. Dann schob ich meine Beute unter meinen Paletot, nickte dem Pförtner zu, der mich verdrießlich brummend hinausließ, und trat bald darauf in mein Zimmer mit einer Miene, die ich für vollkommen ruhig und furchtlos hielt.

»Was zum Kuckuck fehlt dir, kleiner Siemsen?«, rief Sölling, als er mich eintreten sah. »Du hast doch keine Gespenster gesehen oder leidest du vielleicht an dem beginnenden Katzenjammer? Du bist auch höllisch lange fortgeblieben. Die Uhr ist fast zwölf.«

»Siemsen ist krank«, sagte Nansen, »gebt ihm ein Glas Wasser, ehe er ohnmächtig wird.«

»Aber schenkt es nicht zu voll«, schrie ein anderer. »Siemsen verträgt heute Abend nicht viel mehr.«

Jetzt war die Reihe, zu triumphieren, an mir. Rasch schlug ich den Paletot zurück und legte meine Beute, ohne ein Wort zu reden, mitten auf den Tisch.

»Tod und Teufel!«, schrie Sölling in anatomischer Begeisterung »Was für einen Arm hast du da erwischt? Ja, Siemsen weiß, was er tut. Seht nur, was für einen allerliebsten Mädchenarm er uns da gebracht hat. Seht nur diese Hand! Wie fein und klein und wie vortrefflich konserviert! Ich bin überzeugt, dass der Handschuh Nr.6½ ihr passen wird. Gott mag wissen, wer die geküsst und gestreichelt hat.«

Der Arm wanderte unter allgemeiner Bewunderung von Hand zu Hand, und mit jedem Worte, jeder Äußerung, die ich vernahm, stieg mein Abscheu und mein Ekel vor mir selbst. Ein Mädchenarm! Was für ein Mädchen mochte das gewesen sein? Jung und schön gewiss, der Stolz ihrer Brüder und die Freude ihrer Eltern. Früh war sie hingewelkt, zärtliche Herzen hatten sie gepflegt, liebevolle Gedanken und tröstliche Hoffnung hatten ihr Krankenlager erwacht. Ruhig und sanft war sie entschlummert, und den Frieden, der sie im Leben begleitet, hatte man ihr im Tode mitgeben wollen, deshalb war der Sarg aus schwerem, dickem Eichenholz gezimmert. Und diese Hand, die so freundlich zum Abschied und Lebewohl gewinkt, die so manchen treuen Händedruck empfangen, die man so geliebt und so vermisst hatte, lag nun auf einem Anatomietische von Tabakwolken umwallt, von neugierigen Blicken beglotzt und ein Gegenstand der rohesten Späße. O mein Gott, wie grässlich war das!

»Hör«, sagte Sölling, als die allgemeine Begeisterung sich gelegt hatte, »den Arm muss ich haben! Wenn er mit Chlorkalk gebleicht und ein wenig mit Kopalfirnis bestrichen wird, so wird er ein ausgezeichnetes Präparat, den nehme ich mit!«

»Nein, den gebe ich nicht her. Es war Unrecht von mir, ihn vom Kirchhof wegzunehmen. Ich gehe gleich zurück und lege ihn wieder hin.«

»Nein, hört nur!«, schrie Sölling unter dem unauslöschlichen Gelächter der anderen. »Jetzt wird die Sache, meiner Treu, kadaver-lyrisch in des Wortes eigentlichster Bedeutung. Ich will den Arm haben, was es auch kosten mag.«

»Nein«, rief Niels Daae, »dazu bist du nicht berechtigt. Er ist begraben und in der Erde gefunden, reines Fundgut, und wir anderen haben ebenso viel Recht daran wie du.«

»Jawohl, jeder kann seinen Theil davon nehmen«, schrie einer von der Gesellschaft.

»Daraus wird nichts«, rief Sölling. »Es wäre ja der schändlichste Vandalismus, den Arm zu zersplittern. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden«, fügte er pathetisch hinzu.

»Versteigert ihn!«, schrie Nansen, »und lasst das Geld in die Kneipkasse wandern, die bedarf dessen sehr.«

»Jawohl, der Arm soll versteigert werden«, rief Daae, in welchem plötzlich der Jurist erwacht war. »Still, meine Herren, il ne faut pas rire de la mort, wie Napoleon sagte. Ich bin Auktionator, und der Kirchhofschlüssel soll den Hammer spielen.«

Ein neues Gelächter erfolgte, als Daae mit gravitätischer Würde am Ende des Tisches Platz nahm und mit näselnder Stimme und monotoner Aussprache losschnarrte: »Hiermit wird allen kund und zu wissen getan, dass am 25. November, Mitternacht präzise zwölf Uhr, auf dem Korridor der Regenz, Nummer fünf, ohne Abhaltung weiterer Auktionen, zu absolutem Verkauf ein schöner und zierlicher Damenarm mit dazugehörigem Inventar von Handwurzelknochen und Zwischengelenken samt Fingerspitzen in heilem und gutem Zustand ausgeboten wird. Es wird bemerkt, dass das Verkaufte unmittelbar nach der Auktion abzuholen ist, in der Verfassung, in welcher es sich beim Zuschlag befindet, und wird zahlungsfähigen Käufern ein sechswöchentlicher Kredit gewährt. Ein dänischer Schilling ist geboten!«

»Eine Mark!«, rief Sölling spöttisch.

»Zwei Mark!«, schrie einer von der Gesellschaft.

»Vier!«, steigerte Sölling. »Das ist er rechtschaffen wert. Biete mit, Siemsen! Du siehst aus, als säßest du in einer Waschballje mit lebendigen Stichlingen.«

Ich bot gezwungen eine Mark mehr. Sölling bot einen Reichstaler; niemand ging höher, der Hammer fiel, und der Arm gehörte Sölling.

»Sei so gut«, sagte dieser, indem er mir ein Markstück reichte, »das hast du redlich verdient. Das ist dein Handgeld als Leichenräuber. Den Rest sollst du nächstens erhalten, falls du nicht vorziehst, ihn der Kneipkasse zu überweisen.«

Mit diesen Worten wickelte Sölling den Arm in ein Zeitungsblatt. Alle erhoben sich, und gleich darauf polterte die lustige Gesellschaft die Treppe hinab, das Tor der Regenz wurde zugeschlagen, der Lärm verhallte auf der Straße, und alles wurde still wie das Grab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert