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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die drei Musketiere – Zwanzig Jahre danach – 4. – 6. Bändchen – Kapitel VII

Alexandre Dumas
Zwanzig Jahre danach
Viertes bis sechstes Bändchen
Fortsetzung der drei Musketiere
Nach dem Französischen von August Zoller
Verlag der Frankh’schen Buchhandlung. Stuttgart. 1845.

VII. Das Zusammentreffen

So rannte man noch ungefähr zehn Minuten.

Plötzlich lösten sich zwei schwarze Punkte von der Masse, traten hervor, wurden immer dicker und nahmen, je dicker sie wurden, immer mehr die Form von zwei Reitern an.

»Oho!«, sprach d’Artagnan, »man kommt uns entgegen.«

»Desto schlimmer für die Kommenden«, versetzte Porthos.

»Wer da?«, rief eine raue Stimme.

Die drei Reiter hielten nicht an und antworteten auch nicht.

Man hörte nur das Geräusch von Degen, die aus der Scheide gezogen wurden, und das Knarren von Pistolenhähnen, welche die zwei schwarzen Gespenster spannten.

»Zügel in die Zähne!«, sagte d’Artagnan.

Porthos begriff. D’Artagnan und er zogen jeder mit der linken Hand eine Pistole aus ihren Halftern und spannten ebenfalls.

»Wer da?«, rief man zum zweiten Mal. »Keinen Schritt mehr oder Ihr seid des Todes!«

»Bah!«, antwortete Porthos, beinahe erstickt durch den Staub und an seinem Zügel kauend, wie sein Pferd am Gebiss kaute. »Bah! Wir haben wohl schon andere gesehen.«

Bei diesen Worten versperrten die zwei Schritten den Weg und man sah beim Mondschein den Lauf ihrer gesenkten Pistolen glänzen.

»Zurück!«, rief d’Artagnan, »oder Ihr seid des Todes!«

Zwei Pistolenschüsse antworteten auf diese Drohung.

Aber die zwei Angreifenden kamen mit einer solchen Geschwindigkeit heran, dass sie in demselben Augenblick vor ihren Gegnern waren. Es krachte ein dritter Pistolenschuss, von d’Artagnan abgefeuert, und sein Feind fiel. Porthos stieß mit solcher Heftigkeit auf den anderen, dass er, obwohl sein Degen abgewendet war, ihn mit einem Stoß zehn Schritte vom Pferd schleuderte.

»Mach fertig, Mousqueton«, sagte Porthos.

Und er jagte vorwärts an der Seite seines Freundes, welcher bereits seine Verfolgung wieder fortgesetzt hatte.

»Nun?«, fragte Porthos.

»Ich habe ihm den Kopf zerschmettert«, erwiderte d’Artagnan, »und Ihr?«

»Ich habe ihn nur niedergeworfen. Doch halt!«

Man hörte einen Karabinerschuss. Es war Mousqueton, der im Vorüberreiten den Befehl seines Herrn vollstreckte.

»Frisch auf!«, sprach d’Artagnan. »Das geht gut; die erste Partie haben wir gewonnen!«

»Ah, ah!«, versetzte Porthos, »hier sind noch andere Spieler.«

Es erschienen in der Tat zwei neue Reiter, welche sich von der Hauptrunde getrennt hatten, um abermals den Weg zu versperren. Nun wartete d’Artagnan nicht einmal, bis man das Wort an ihn richtete.

»Platz!«, tief er, »Platz!«

»Was wollt Ihr?«, fragte eine Stimme.

»Den Herzog!«, brüllten Porthos und d’Artagnan zugleich.

Ein schallendes Gelächter antwortete, endete jedoch in einem Seufzer. D’Artagnan hatte den Lacher mit seinem Degen durchbohrt.

Zu gleicher Zeit machten zwei Knalle nur einen Schlag. Es waren Porthos und sein Gegner, welche aufeinander schossen.

D’Artagnan wandte sich um und sah Porthos ganz in seiner Nähe.

»Bravo, Porthos«, sagte er, »es scheint mir, Ihr habt ihn getötet.«

»Ich habe nur das Pferd getroffen«, »antwortete Porthos.

»Was wollt Ihr, mein Lieber? Man trifft nicht mit jedem Schlag eine Fliege und darf sich nicht beklagen, wenn einmal ein Stich verloren geht.«

»Was Teufels hat Euer Pferd?«, sagte Porthos und hielt das seine an.

Das Pferd von d’Artagnan stolperte wirklich und fiel auf die Knie, röchelte sodann und streckte sich nieder. Es hatte in die Brust die Kugel des ersten Gegners von d’Artagnan erhalten.

D’Artagnan stieß einen Fluch aus, dass der Himmel hätte bersten sollen.

»Will der gnädige Monsieur ein Pferd?«, sagte Mousqueton.

»Bei Gott! Ob ich eins will?«, rief d’Artagnan.

»Hier«, versetzte Mousqueton.

»Wie Teufels, kommst du zu zwei Handpferden?«, fragte d’Artagnan und schwang sich auf eines derselben.

»Ihre Messieurs sind tot. Ich dachte, sie könnten uns nützlich sein und nahm sie mit.«

Während dieser Zeit hatte Porthos seine Pistolen wieder geladen.

»Rasch!«, sprach d’Artagnan, »hier sind wieder zwei.«

»Ei, bei Gott, ich denke, das geht bis morgen so fort«, rief Porthos.

Wirklich rückten zwei weitere Reiter in Eile heran.

»He, gnädiger Monsieur«, sagte Mousqueton«, »derjenige, welchen Ihr niedergeworfen habt, erhebt sich wieder.«

»Warum hast du es nicht gemacht, wie mit dem Ersten?«

»Ich hatte keine freie Hand, weil ich die zwei Pferde hielt.«

Es wurde ein Schuss abgefeuert. Mousqueton stieß ein Schmerzgeschrei aus.

»Ah, gnädiger Monsieur«, rief er, »in den anderen, gerade in den anderen! Dieser Schuss gibt das Seitenstück zu dem auf der Straße von Amiens.«

Porthos wandte sich wie ein Löwe um und jagte auf den abgesessenen Reiter zu, welcher seinen Degen zu ziehen versuchte; aber ehe er aus der Scheide war, hatte ihm Porthos einen so furchtbaren Schlag mit seinem Schwertknauf beigebracht, dass er zusammenstürzte wie der Ochse unter der Axt des Fleischhauers.

Seufzend hatte sich Mousqueton von seinem Pferd herabgelassen, denn die Wunde, die er erhalten hatte, gestattete ihm nicht mehr, auf dem Sattel zu bleiben.

Als d’Artagnan die Reiter erblickte, hielt er an und lud seine Pistole wieder. Überdies hatte sein neues Pferd einen Karabiner am Sattel befestigt.

»Hier bin ich«, sagte Porthos, »warten wir oder greifen wir an?«

»Greifen wir an!«, sprach d’Artagnan.

»Angegriffen!«, wiederholte Porthos.

Sie stießen ihren Pferden die Sporen in den Bauch.

Die Reiter waren nur noch zwanzig Schritte von ihnen entfernt.

»Im Namen des Königs!«, rief d’Artagnan, »lasst uns vorüber!«

»Der König hat hier nichts zu tun«, erwiderte eine düstere, vibrierende Stimme, welche aus einer Wolke zu kommen schien, denn der Reiter war von oben bis unten in Staub gehüllt.

»Es ist gut, wir werden sehen, ob der König nicht überall durchkommt«, versetzte d’Artagnan.

»Seht immerhin!«, rief dieselbe Stimme.

Zwei Pistolenschüsse gingen beinahe gleichzeitig los, der eine von d’Artagnan, der andere von dem Gegner von Porthos abgefeuert. Die Kugel von d’Artagnan riss seinem Feind den Hut fort, die Kugel des Gegners von Porthos drang in den Hals seines Pferdes, das einen Seufzer ausstieß und tot niederstürzte.

»Zum letzten Mal, wohin wollt Ihr?«, fragte dieselbe Stimme.

»Zum Teufel!«, antwortete d’Artagnan.

»Gut, dann seid ruhig, Ihr werdet zu ihm kommen.«

D’Artagnan sah, wie sich der Lauf einer Muskete gegen ihn senkte. Er hatte nicht Zeit, in seine Halfter zu greifen, erinnerte sich jedoch eines Rates, den ihm Athos einst gegeben hatte und ließ sein Pferd sich aufbäumen.

Die Kugel schlug dem Tier in den vollen Bauch. D’Artagnan fühlte, dass es unter ihm zusammenbrach, und warf sich mit seiner wunderbaren Behändigkeit auf die Seite.

»Ei, bei Gott!«, sprach dieselbe vibrierende, spöttische Stimme, »das ist eine Pferdeschlächterei und kein Männerkampf, was wir da machen. Zum Schwert gegriffen, Monsieur!«

Und er sprang von seinem Pferd.

»Zum Schwert gegriffen! Es sei! Das ist ganz meine Sache!«

Mit zwei Sprüngen war d’Artagnan seinem Feind gegenüber, dessen Eisen er an dem seinen fühlte. D’Artagnan hatte mit seiner gewöhnlichen Geschicklichkeit den Degen in Terz gelegt, was seine Lieblingslage war.

Während dieser Zeit hielt Porthos hinter seinem Pferd kniend, welches sich in Zuckungen des Todeskampfes ausstreckte, in jeder Hand eine Pistole.

Mittlerweile hatte der Kampf zwischen d’Artagnan und seinem Gegner begonnen. D’Artagnan griff seiner Gewohnheit gemäß heftig an, aber er fand diesmal ein Spiel und eine Handwurzel, wodurch er zum Nachdenken gebracht wurde. Zweimal in Quart gefasst, machte d’Artagnan einen Schritt rückwärts. Sein Gegner rührte sich nicht. D’Artagnan kehrte zurück und legte abermals in Terz aus.

Es wurden mehrere Stöße von der einen und der anderen Seite ohne Resultate geführt. Die Funken sprangen in Garben von den Degen auf.

Endlich dachte d’Artagnan, es wäre der geeignete Augenblick, seine Lieblingsfinte zu benutzen. Er führte sie mit Geschicklichkeit herbei und stieß mit Blitzesgeschwindigkeit und mit solcher Kraft, dass er sich für unwiderstehlich hielt.

Der Stoß wurde pariert.

»Mordious!«, rief er mit seinem gascognischen Akzent.

Bei diesem Ausruf sprang sein Gegner zurück, neigte das entblößte Haupt und bemühte sich, durch die Finsternis das Gesicht von d’Artagnan zu erkennen.

D’Artagnan, welcher eine Finte befürchtete, hielt sich in der Defensive.

»Nehmt Euch in Acht«, sprach Porthos zu seinem Gegner, »ich habe noch meine zwei Pistolen geladen.«

»Ein Grund mehr für Euch, zuerst zu schießen«, antwortete dieser.

Porthos schoss. Ein Blitz erleuchtete die Wahlstätte. Bei diesem Schimmer stießen die zwei andern Kämpfer jeder einen Schrei aus.

»Athos!«, sagte d’Artagnan.

»D’Artagnan!«, sprach Athos.

Athos hob seinen Degen in die Höhe, d’Artagnan senkte den seinen.

»Aramis!«, rief Athos, »schießt nicht!«

»Ah! Ah! Ihr seid es, Aramis?«, sagte Porthos. Und er warf seine Pistole weg.

Aramis stieß die seinen in seine Halfter und steckte den Degen wieder in die Scheide.

»Mein Sohn«, sprach Athos und reichte d’Artagnan die Hand.

Dies war der Name, den er ihm einst in seinen zärtlichen Augenblicken gab.

»Athos«, erwiderte d’Artagnan, die Hände ringend, »Ihr verteidigt ihn also? Und ich habe geschworen, ihn tot oder lebendig zurückzubringen. Ah! Ich bin entehrt!«

»Tötet mich«, entgegnete Athos, seine Brust entblößend, »wenn Eure Ehre meines Todes bedarf.«

»Oh! Wehe über mir! Wehe über mir! Es gab nur einen Menschen auf dieser Welt, der mich aufhalten konnte, und das Unglück bringt mir gerade diesen in den Weg! Ah! Was werde ich dem Kardinal sagen!«

»Ihr werdet ihm sagen, Monsieur«, antwortete eine Stimme, welche das Schlachtfeld beherrschte, er habe gegen mich die zwei einzigen Menschen geschickt, welche fähig wären, vier Männer niederzuwerfen, Leib an Leib ohne Nachteil gegen den Graf de la Fère und den Chevalier d’Herblay zu kämpfen und sich nur an fünfzig Mann zu ergeben.«

»Der Prinz!«, sprachen zu gleicher Zeit Athos und Aramis und bewegten sich etwas auf die Seite, um den Prinzen frei zu stellen«, während d’Artagnan und Porthos einen Schritt rückwärts machten.

»Fünfzig Reiter!«, murmelten d’Artagnan und Porthos.

»Schaut um Euch her, wenn Ihr daran zweifelt«, sagte der Herzog.

D’Artagnan und Porthos schauten umher, sie waren wirklich ganz umhüllt von einem Truppe von Männern zu Pferde.

»Bei dem Geräusch Eures Kampfes, Monsieur«, sagte der Herzog, »glaubte ich, Ihr wäret wenigstens zu zwanzig Mann, und ich bin mit all denen, welche mich umgaben, zurückgekehrt, müde, beständig zu fliehen, und begierig, ebenfalls ein wenig das Schwert zu ziehen. Ihr wart Eurer nur zwei?«

»Ja, Monseigneur«, versetzte Athos, »aber, wie Ihr gesagt habt, zwei, welche so viel wert sind wie zwanzig.«

»Vorwärts Messieurs, Eure Degen«, sprach der Herzog.

»Unsere Degen!«, rief d’Artagnan, den Kopf erhebend und wieder erwachend. »Unsere Degen?« Nie!«

»Nie!«, wiederholte Porthos.

Einige Männer machten eine Bewegung.

»Einen Augenblick, Monseigneur«, sprach Athos, »nur zwei Worte.«

Er näherte sich dem Prinzen, der sich zu ihm herabneigte, und sagte ihm leise einige Worte in das Ohr.

»Wie Ihr wollt, Graf«, sprach der Prinz, »ich habe zu große Verbindlichkeiten gegen Euch, um Euch Eure erste Bitte abzuschlagen. Entfernt Euch, Messieurs, sagte er zu den Männern seiner Eskorte. »Messieurs d’Artagnan und Du Vallon, Ihr seid frei.«

Der Befehl wurde sogleich ausgeführt und d’Artagnan und Porthos bildeten den Mittelpunkt eines weiten Kreises.

»Nun d’Herblay«, sprach Athos, »steigt vom Pferd und kommt.«

Aramis stieg ab und näherte sich Porthos, während Athos sich d’Artagnan näherte.

Alle vier waren nun vereinigt.

»Freund«, sagte Athos, »bedauert Ihr immer noch, unser Blut nicht vergossen zu haben?«

»Nein«, antwortete d’Artagnan; »ich bedaure, uns gegeneinander zu sehen, uns, die wir stets so schön vereinigt waren; ich bedaure, uns in zwei feindlichen Lagern zu treffen. Ah, fortan wird uns nichts mehr gelingen!«

»Oh, mein Gott, nein! Das ist vorbei!«, versetzte Porthos!

»Wohl, so seid von den unseren!«, sprach Aramis.

»Still, d’Herblay!«, sagte Athos. »Man macht Männern, wie diesen hier, keine solche Vorschläge. Sind sie auf die Partei von Mazarin getreten, so geschah es, weil sie ihr Gewissen auf diese Seite trieb, wie uns das unsere auf die Seite des Prinzen trieb.«

»Indessen aber sind wir Feinde!«, rief Porthos. »Gottes Blut! Wer hätte dies je geglaubt!«

D’Artagnan sprach nichts, aber er stieß einen Seufzer aus.

Athos schaute sie an und nahm ihre Hände in die seinen.

»Messieurs«, sprach er, »diese Sache ist sehr ernster Natur und mein Herz leidet, als ob Ihr es durchstochen hättet. Ja, wir sind getrennt, das ist die große, die traurige Wahrheit. Aber wir haben uns den Krieg noch nicht erklärt; vielleicht haben wir uns noch Bedingungen zu machen; eine letzte Unterredung ist unerlässlich.«

»Ich, was mich betrifft, ich fordere sie«, sprach Aramis.

»Ich nehme sie an«, erwiderte d’Artagnan stolz.

Porthos neigte das Haupt als Zeichen der Einwilligung.

»Wählen wir einen Versammlungsort«, fuhr Athos fort, »der im Bereich von uns allen liegt, und ordnen wir auf eine bestimmte Weise bei einer letzten Zusammenkunft unsere gegenseitige Stellung und das Benehmen, das wir gegeneinander zu beobachten haben.«

»Gut«, sprachen die drei anderen.

»Ihr seid also meiner Meinung?«, fragte Athos.

»Vollkommen.«

»Nun wohl, der Ort?«

»Place Royale, wenn es Euch zusagt«, versetzte d’Artagnan.

»In Paris?«

»Ja.«

Athos und Aramis schauten sich an. Aramis machte mit dem Kopf ein Zeichen der Billigung.

»Place Royale, es sei!«, sprach Athos.

»Und wann dies?«

»Morgen Abend, wenn Ihr wollt.«

»Seid Ihr bis dahin zurück?«

»Ja.«

»Um welche Stunde?«

»Um zehn Uhr nachts, wenn es Euch genehm ist.«

»Ganz gut.«

»Hiervon«, versetzte Athos, »wird der Krieg oder der Friede ausgehen, aber unsere Ehre, meine Freunde, ist dann wenigstens unverletzt.«

»Ach«, murmelte d’Artagnan, »unsere Soldatenehre ist verloren!«

»D’Artagnan«, sprach Athos ernst, »ich schwöre Euch, dass Ihr mir weh tut, hieran zu denken, während ich nur an eines denke, daran, dass wir gegeneinander die Schwerter gekreuzt haben. Ja«, fuhr er, schmerzlich den Kopf schüttelnd, fort, »ja, Ihr habt es gesagt, das Unglück ist über uns. Kommt, Aramis.«

»Und wir, Porthos?«, sagte d’Artagnan, »kehren wir zurück und bringen wir dem Kardinal unsere Schande.«

»Und sagt ihm vor allem, »rief eine Stimme, »dass ich nicht zu alt sei für einen Mann der Tätigkeit.«

D’Artagnan erkannte die Stimme von Rochefort.

»Vermag ich etwas für Euch?«, fragte der Prinz.

»Zeugschaft leisten, dass wir getan haben, was wir konnten, Monseigneur.«

»Seid unbesorgt, es wird geschehen. Gott befohlen, Messieurs. In einiger Zeit sehen wir uns wieder, wie ich hoffe … vor Paris oder vielleicht in Paris, und dann könnt Ihr Eure Entschädigung nehmen.«

Bei diesen Worten grüßte der Herzog mit der Hand, setzte sein Pferd wieder in Galopp und verschwand, gefolgt von seiner Eskorte, deren Anblick sich in der Dunkelheit verlor, während sich ihr Geräusch im weiten Raum auflöste.

D’Artagnan und Porthos befanden sich allein auf der Landstraße, mit einem Mann, der zwei Pferde an der Hand hielt.

Sie glaubten, es wäre Mousqueton, und näherten sich ihm.

»Was sehe ich!«, rief d’Artagnan, »Du bist es, Grimaud?«

»Grimaud!«, sagte Porthos.

Grimaud bedeutete den zwei Freunden durch ein Zeichen, dass sie sich nicht täuschten.

»Und wem gehören die Pferde?«, fragte d’Artagnan.

»Wer gibt sie uns?«, fragte Porthos.

»Der Monsieur Graf de la Fère.«

»Athos, Athos!«, murmelte d’Artagnan, »Ihr denkt an alles und seid bei Gott der wahre Edelmann.«

»Vortrefflich!«, sagte Porthos. »Ich hatte bereits bange, den Marsch zu Fuß machen zu müssen.«

Und er schwang sich in den Sattel. D’Artagnan saß bereits zu Pferde.

»Nun, wo gehst du hin, Grimaud? Du verlässt deinen Herrn?«

»Ja«, antwortete Grimaud. »ich begebe mich wieder zu dem Monsieur Vicomte von Bragelonne bei der Armee in Flandern.«

Sie machten nun schweigend einige Schritte auf der Landstraße nach Paris; aber plötzlich hörten sie Klagen, welche aus einem Graben zu kommen schienen.

»Was ist das?«, fragte d’Artagnan.

»Das ist Mousqueton«, antwortete Porthos.

»Jawohl, gnädiger Monsieur, ich bin es«, rief eine klägliche Stimme, während sich eine Art von Schatten am Rande der Straße erhob.

Porthos ritt auf seinen Intendanten zu, welchen er wirklich sehr lieb hatte.

»Solltest du gefährlich verwundet sein, mein lieber Mouston?«, fragte er.

»Mouston!«, versetzte Grimaud und riss voll Erstaunen seine Augen auf.

»Nein, gnädiger Monsieur, ich glaube nicht, aber ich bin auf eine sehr unbequeme Weise verwundet.«

»Du kannst also nicht zu Pferde steigen?«

»Ah, was schlagt Ihr mir da vor?«

»Kannst du zu Fuß gehen?«

»Ich werde es versuchen bis zum ersten Haus.«

»Was ist zu tun?«, sprach d’Artagnan.

»Wir müssen doch nach Paris zurückkehren.«

»Ich übernehme Mousqueton«, versetzte Grimaud.«

»Ich danke, mein guter Grimaud«, sagte Porthos.

Grimaud stieg ab und gab den Arm seinem alten Freund, der ihn, Tränen in den Augen, annahm, ohne dass jedoch Grimaud genau wissen konnte, ob diese Tränen von der Freude des Wiedersehens herrührten oder von dem Schmerz, den ihm seine Wunde verursachte.

D’Artagnan und Porthos setzten schweigend ihren Weg nach Paris fort.

Drei Stunden danach wurden sie von einem mit Staub bedeckten Eilboten überholt: Es war ein Mann von dem Herzog abgeschickt, der dem Kardinal einen Brief überbrachte, in welchem der Prinz seinem Versprechen gemäß von dem, was Porthos und d’Artagnan getan hatten, Zeugschaft leistete.

Mazarin brachte eine sehr schlimme Nacht zu, als er diesen Brief empfing, in welchem ihm der Prinz ankündigte, er wäre in Freiheit und im Begriff einen Krieg auf Leben und Tod mit ihm zu beginnen.

Der Kardinal las ihn zwei- bis dreimal, faltete ihn dann zusammen und steckte ihn in seine Tasche.

»Was mich tröstet«, sagte er, »da d’Artagnan ihn verfehlt hat, ist, dass dieser wenigstens in seiner Hast Broussel niederritt. Der Gascogner ist offenbar ein kostbarer Mann und dient mir sogar bei seinen Ungeschicklichkeiten.«

Der Kardinal spielte auf den Mann an, den Artagnan an der Ecke des Saint-Jean-Kirchhofes niedergeworfen hatte, und der kein anderer war als der Rat Broussel.

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