Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 1. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Die Geheimnisse eines Harems
Das 1. Abenteuer Jim Buffalos

3. Kapitel

Der letzte Kampf

Mit funkelnden Augen betrat Halifar ganz den Raum.

»Unterschreiben Sie nicht!«

Die Feder entfiel der Hand des überraschten Degger und spießte sich in der Holzdiele auf. Erschrocken sah Ruth auf den Mann, der schnell an den Tisch trat und mit einem raschen Blick auf den Vertrag erspähte, für wie viel der Berg verkauft werden sollte.

50.000 Kronen stand auf dem Papier.

»Ich biete 60.000 Kronen für Ihren Berg!«, rief Halifar.

In der Tür erschien die erregte Frau, neben ihr stand Harry Norder.

Aus Horsts Augen schoss ein kalter Strahl, den Halifar auffing. Energie gegen Energie! So standen sie Sekunden. Dann wandte sich Horst ab und forderte den Bauern bestimmt auf, den Vertrag zu unterschreiben.

Borg Degger krümmte sich wie ein Wurm.

»Der Herr will 10.000 Kronen mehr bezahlen«, erwiderte er zaghaft. »Es ist ein schönes Sümmchen! Und …und ich habe noch nicht … noch nicht unterschrieben!«

»Gut!« Horst überlegte einen Augenblick, dann erhöhte er die Summe des Kaufpreises auf 70.000 Kronen.

Halifar lächelte. »80.000!«, sagte er gelassen.

»90.000!«

»100.000!«

»110.000!«

Der Bauer begann zu zittern.

»120.000!«, bot Halifar und steckte sich eine Zigarette an.

Horst zögerte. Gewiss, Multipler hatte ihm einen Blankoscheck gegeben, den er in jeder Höhe auszustellen berechtigt war. Aber doch hatte ihm Multipler ans Herz gelegt, nicht zu hoch zu gehen.

So sah er unschlüssig zu Ruth.

»Ich habe von deinem Vater keine Order, höher zu gehen«, raunte er ihr zu. »Wenn der Berg jedoch für uns verlorengeht, fällt das ganze Bahnprojekt ins Wasser!«

Mit gierig funkelnden Augen schielte der Bauer zu ihnen herüber und wartete. Vor Staunen riss er die Lider weit auf, als die junge Dame den Federhalter aus dem Fußboden zog und ihn ihm in die Hand drückte.

Halifar starrte auf die Frau und ließ die Zigarette ausgehen. Norder zerbiss sich nervös die Lippen. Eine unheimliche Schwüle lag über dem Raum.

Borg Degger stand vor dem Tisch und drehte die Feder in der Hand, schielte von einem zum anderen und wusste nicht, was er tun sollte. Seine Frau stand in der Tür und machte ihm heimlich Zeichen, fest zu bleiben. Ruth deutete auf das Papier, das noch immer auf der Tischplatte lag. »Ich überbiete jede Summe dieses Herrn mit 10.000 Kronen! Genügt Ihnen das?«

Degger starrte sie an. Als sie ernsthaft nickte, schaute er fragend zu dem Fremden hinüber, der hastig einige leise Worte mit Harry wechselte.

Als sich Ruth zu Halifar umwandte, sah sie in ein Gesicht voller Hass und Hohn. Doch die verzerrten Züge glätteten sich überraschend schnell zu einem liebenswürdigen, verbindlichen Lächeln. Er verbeugte sich kurz.

»Sie haben gesiegt!«, meinte er mit leisem, drohendem Unterton in der Stimme. »Ob für immer, bezweifle ich. Ich hatte das Vergnügen!«

Ruth füllte den Scheck auf 130.000 Kronen aus.

»Unterschreiben Sie!«

Sekunden später standen mit zittrigen Händen geschrieben die Worte Borg Degger unter dem Vertrag. Horst löschte den tintenfeuchten Namen und steckte das Papier mit erleichtertem Aufatmen zu sich. Ruth reichte dem Bauern den Scheck, den dieser wie ein Heiligtum zwischen die Fingerspitzen nahm und in ehrfürchtiger Gemeinschaft mit seiner strahlenden Frau bewunderte.

»So!«, sagte Horst. »Jetzt noch die Grundstückspapiere zur gerichtlichen Eintragung, dann wären wir einstweilen miteinander fertig. Den Scheck können Sie morgen auf der Bank von Nordland einlösen.«

Borg Degger verschloss den Scheck in einer Schatulle. Dann suchte und kramte er eine Weile in seinem altmodischen Sekretär, bis er ein verstaubtes Bündel zum Vorschein brachte. Als er es Horst übergab, fügte er wichtig hinzu: »Das Damenstift ist jetzt Ihr Eigentum, Herr! Viele Zinsen werden Sie nicht herausbekommen. Die Stiftdamen haben selbst nicht viel. Ich habe sie in dem alten Haus am Berg wohnen lassen, weil ich es nicht brauche.«

»Wie lange besteht das Stift?«

»Oh – schon seit 150 Jahren. Und vordem bewohnten fromme Mönche das Bergschloss, wie es hier die Leute nennen. Schon der Vater meines Urgroßvaters hatte es in seinem Besitz. Und da kann ich doch heute die armen Stiftsweiber nicht auf die Straße setzen, wenn sie einmal den Zins nicht pünktlich zahlen. Sie leben so still und friedlich!«

Das Stift wird wohl die längste Zeit in beschaulicher Ruhe gestanden haben. Oder aber, Multipler stellt die ehrwürdigen alten Schachteln lebenslänglich als Tunnelwärterinnen an!

So dachte Horst, ließ jedoch seinen sträflichen Gedanken nicht laut werden und verabschiedete sich mit Ruth von den Leuten.

Auf dem Weg vom Zimmer durch den dunklen Korridor zerbrach er sich den Kopf, aus welchem Grund diese Fremden den Berg kaufen wollten. War das Bahnprojekt bereits publik geworden und wollte eine Konkurrenz den Multipler-Bahnplan durchkreuzen?

Anders konnte es wohl gar nicht sein, denn aus welchem anderen Motiv heraus sollte ein denkender Mensch einen nackten, kahlen Berg für eine Unsumme erwerben, als auf industriellem Weg diese Unkosten wieder herauszuholen?

Bei diesen Gedanken tasteten sie sich durch den finsteren Gang. Ruth ging ein paar Schritte vor Radichow. Sie atmete auf, als sie draußen die Sonne lachen sah.

Jedoch nicht lange.

In dem Moment, als sie den ersten Schritt vor die Schwelle des Hauses setzte, fühlte sie sich von sehnigen Männerfäusten gepackt.

»Hilfe! Horst!«

Finger krallten sich um ihren Hals.

Horst taumelte schreckerfüllt über die Schwelle. Das grelle Sonnenlicht blendete für Sekunden die Sehkraft seiner Augen.

Wie ein Pfeil schoss Harry Norder auf ihn zu.

Halifar hielt die bewusstlos gewordene Ruth in seinen Armen.

Norder hob die Faust. Betäubt sank Horst von dem harten Schlag auf den Kopf zu Boden.

Ehe die herausstürzenden Bauersleute bemerken konnten, was hier eigentlich vorging, hatte Halifar Ruth in den Fond des Automobils gelegt und mit Harry den Motor angekurbelt.

Eine mächtigen Staubwolke hinterlassend, jagte das Auto davon.

Mit unverminderter Geschwindigkeit ging es die Serpentinen hinab. Harry saß mit eisernem Gesicht am Steuer und Halifar war im Fond des Wagens sorgsam darauf bedacht, dass seine Gefangene wohl und warm unter den Decken verpackt lag.

War es den Schurken auch nicht gelungen, den Auftrag ihres Herrn auszuführen, so konnten sie ihm doch eine Geisel bringen, mit der es ihm schon gelingen würde, sein Vorhaben zu erzwingen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert