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Die Geheimnisse von Dr. John Richard 1 + 2

Die Geheimnisse von Dr. John Richard 1 + 2

Totenhunde, Gestaltwandler und Vampire gehören zu den Patienten, die der Holmes-ähnliche Dr. Taverner und sein Assistent Dr. Rhodes in diesem Werk übernatürlicher Fiktion der erfolgreichen Spiritualistin und Okkultistin Dion Fortune behandeln. Erstmals 1926 veröffentlicht, führen die Abenteuer von Dr. Taverner und Dr. Rhodes den Leser über die sumpfigen, mondbeschienenen Felder der Nacht, jagen Geister und wachen über Seelen. Leidest du an Vampirismus? Wirst du von einem Todeshund gejagt, von Schulden aus vergangenen Leben heimgesucht? Oder leidet deine Familie unter einem Selbstmordfluch? Dann wirst du bei der ins Deutsche übersetzten Version, herausgegeben durch den Verlag Saphir im Stahl, Anhaltspunkte finden, um aus deiner Misere herauszufinden.

In Die Geheimnisse von Dr. John Richard kommen Patienten und ihre verzweifelten Familien aus dem ganzen Land, um sich von einem unkonventionellen Arzt gegen unkonventionelle Krankheiten behandeln zu lassen. Sein Geheimnis? Obwohl Fortune The Secrets of Doctor Taverner als ihren ersten Roman schrieb, behauptete sie, dass alle Ereignisse auf wahren Begebenheiten beruhen. Viele glauben, Taverner sei Fortunes eigener spiritueller Lehrer, Dr. Moriarty, und Rhodes basiere auf Fortune selbst. Eine unverzichtbare und unterhaltsame Lektüre für jeden, der sich für die abendländische Mysterientradition, für Dion Fortune, für die Verschmelzung von Medizin und Magie oder einfach nur für gute altmodische paranormale Fiktion interessiert.

 

Übersinnliche Detektive 5
Dion Fortune (Autorin), Erik Schreiber (Hrsg.)
Die Geheimnisse von Dr. John Richard 1
Originaltitel: The Secrets of Doctor Taverner (1926)
Beinhaltet sieben Geschichten

Mystery, Taschenbuch, Saphir im Stahl, Bickenbach, Mai 2021, 228 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 9783962860523, Titelbild: Simon Faulhaber, Übersetzung: Sebastian Brandner

Synopsis:
Während der okkulten Renaissance des frühen 20. Jahrhunderts, wie es der Herausgeber Greg Wotton, bezeichnet, wurden sehr viele Romane und Kurzgeschichten mit übersinnlichen Detektiven veröffentlicht.
Die Kurzgeschichten von Dion Fortune hingegen haben keinen Detektiv als Hauptperson, sondern einen Arzt. Dr. John Richard Taverner ist Psychologe und Okkultist, gehört zu den sieben Mächtigen und führt ein Heim, in dem er besondere Patienten behandelt. An seiner Seite steht Doktor Eric Rhodes. Liest man die Geschichten, könnten es Sherlock Holmes und Dr. Watson sein, die im okkulten Milieu ermitteln.

Leseprobe

Blutlust

I

Ich habe mich nie entscheiden können, ob Dr. Taverner der Held oder der Schurke dieser Geschichten sein sollte. Dass er ein Mann mit den selbstlosesten Idealen war, steht außer Frage, aber in seinen Methoden, diese Ideale in die Praxis umzusetzen, war er absolut skrupel­los. Er umging das Gesetz nicht, er ignorierte es einfach, und obwohl die exquisite Zärtlich­keit, mit der er seine Fälle behandelte, an sich schon eine Lehre war, benutzte er doch seine wunderbare psychologische Methode, um eine Seele in Stücke zu brechen, indem er so ruhig und methodisch und wohlwollend zu Werke ging, als ob er auf die Heilung seines Patienten aus wäre. Die Art und Weise meiner Begegnung mit diesem seltsamen Mann war ganz einfach. Nachdem ich aus dem R.A.M.C. entlassen worden war, ging ich zu einer medizinischen Agentur und erkundigte mich, welche Stellen verfügbar waren. Ich sagte: »Ich bin mit zerrüt­teten Nerven aus der Armee gekommen. Ich will einen ruhigen Platz, bis ich mich zusam­menreißen kann.«

»Das Wollen alle anderen auch«, sagte der Angestellte. Er schaute mich nachdenklich an. »Ich frage mich, ob Sie nicht einen Ort ausprobieren möchten, den wir schon seit einiger Zeit im Programm haben. Wir haben schon mehrere Männer hingeschickt, aber keiner von ihnen wollte annehmen.« Er schickte mich zu einem der Seitenarme der Harley Street, und dort machte ich die Bekanntschaft eines Mannes, den ich, ob er nun gut oder schlecht war, immer für den größten Geist gehalten habe, den ich je getroffen habe. Groß und schlank, mit einem pergamentartigen Antlitz, hätte er in jedem Alter zwischen fünfunddreißig und fünfund­sechzig sein können. Ich habe ihn innerhalb einer Stunde in beiden Altersstufen gesehen. Er verlor keine Zeit, um auf den Punkt zu kommen.

»Ich suche einen medizinischen Leiter für mein Pflegeheim«, sagte er zu mir. »Wie ich höre, haben Sie sich soweit es die Armee Ihnen erlaubt, auf psychische Fälle spezialisiert. Ich fürchte, Sie werden feststellen, dass sich meine Methoden sehr von den orthodoxen Methoden unterscheiden. Da ich jedoch manchmal Erfolg habe, wo andere scheitern, halte ich es für gerechtfertigt, weiter zu experimentieren, was, so denke ich, Dr. Rhodes, alles ist, was einer meiner Kollegen von sich behaupten kann.« Die zynische Art des Mannes ärgerte mich, obwohl ich nicht leugnen konnte, dass die psychische Behandlung zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine exakte Wissenschaft ist. Wie als Antwort auf meinen Gedanken fuhr er fort: »Mein Hauptinteresse liegt in jenen Regionen der Psychologie, in die sich die orthodoxe Wissenschaft noch nicht vorgewagt hat. Wenn Sie mit mir arbeiten, werden Sie einige seltsame Dinge sehen, aber alles, was ich von Ihnen verlange, ist, dass Sie einen offenen Geist und einen geschlossenen Mund bewahren.« Ich nahm mir vor, dies zu tun, denn obwohl ich instinktiv vor dem Mann zurückschreckte, hatte er eine so merkwürdige Anziehungskraft, einen solchen Sinn für Macht und abenteuer­liche Forschung, dass ich mich entschloss, ihm wenigstens einen Vertrauensvorschuss zu geben und zu sehen, wozu das führen könnte. Seine außerordentlich anregende Persönlichkeit, die mein Gehirn über einen Kamm zu scheren schien, gab mir das Gefühl, dass er ein gutes Stärkungsmittel für einen Mann sein könnte, der für den Moment den Halt im Leben verloren hatte. »Wenn Sie nicht gerade aufwen­dig packen müssen«, sagte er, »kann ich Sie zu mir runterfahren. Wenn Sie mit mir zur Garage gehen, fahre ich Sie zu Ihrer Unterkunft, hole Ihre Sachen ab, und wir sind da, bevor es dunkel wird.« Wir fuhren mit ziemlich hoher Geschwindigkeit die Straße von Portsmouth hinunter, bis wir nach Thursley kamen, und dann bog mein Begleiter zu meiner Überra­schung nach rechts ab und führte den großen Wagen über einen Karrenweg durch die Heide. »Das ist Thors Ley oder Feld«, sagte er, als sich das verdorrte Land vor uns ausrollte. »Der alte Kult wird hier noch gepflegt.«

»Der katholische Glaube?«, erkundigte ich mich.

»Der katholische Glaube, mein lieber Herr, ist eine Neuerung. Ich bezog mich auf die heidnische Verehrung. Die Bauern hier in der Gegend bewahren noch Teile des alten Rituals; sie glauben, dass es ihnen Glück bringt. Sie haben keine Ahnung von seiner inneren Bedeu­tung.« Er hielt einen Moment inne, dann wandte er sich mir zu und sagte mit außeror­dentlicher Betonung: »Haben Sie jemals darüber nachgedacht, was es bedeuten würde, wenn ein Mann, der das Wissen hat, dieses Ritual zusammensetzen könnte?« Ich gab zu, dass ich das nicht getan hatte. Ich war offen gesagt überfordert, aber er hatte mich sicherlich an den unchristlichsten Punkt gebracht, an dem ich je in meinem Leben gewesen war. Sein Pflegeheim stand jedoch in reizvollem Kontrast zu dem wilden und kargen Land, das es umgab. Der Garten war eine Masse von Farben und das Haus, alt und verwinkelt und mit Efeu bedeckt, war innen wie außen reizvoll; es erinnerte mich an den Osten, es erinnerte mich an die Renais­sance, und doch hatte es keinen anderen Stil als den von warmen, satten Farben und Komfort. Ich vertiefte mich bald in meine Arbeit, die ich außerordentlich interessant fand. Wie ich schon sagte, begann Taverners Arbeit dort, wo die gewöhnliche Medizin aufhörte, und ich hatte Fälle unter meiner Obhut, die der gewöhnliche Arzt in die sichere Obhut eines Irrenhauses gegeben hätte, weil sie nichts anderes als verrückt waren. Doch Taverner legte durch seine eigentümlichen Arbeitsmethoden Ursachen offen, die sowohl in der Seele als auch in dem Schattenreich, in dem die Seele wohnt, wirken, was ein völlig neues Licht auf das Problem warf und ihn oft in die Lage versetzte, einen Menschen von den dunklen Einflüssen zu befreien, die sich ihm näherten. Die Affäre um den Schafsmord war ein interessantes Beispiel für seine Metho­den.

 

Übersinnliche Detektive 6
Dion Fortune (Autorin), Erik Schreiber (Hrsg.)
Die Geheimnisse von Dr. John Richard 2
Originaltitel: The Secrets of Doctor Taverner (1926)
Beinhaltet fünf Geschichten

Mystery, Taschenbuch, Saphir im Stahl, Bickenbach, Mai 2021, 228 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 9783962860520, Titelbild: Simon Faulhaber, Übersetzung: Sebastian Brandner
Synopsis:
Die beiden Bücher, dies ist Band zwei der Kurzgeschichtensammlung, sind eine Sammlung von Geschichten, die Dion Fortune mit der Absicht geschrieben hatte, sie in Form einer Serie für Zeitschriftenpublikationen (ab 1922) zu präsentieren. Jede Geschichte stellt einen spezifischen Fall dar, nicht unähnlich den Geschichten von Sherlock Holmes, von denen sie offensichtlich ihren Stil ableitet. Mehr als das, jeder Fall ist eine Art Lektion über Okkultismus, sei es die Praxis oder Fehlpraxis des Okkultismus oder eine Erklärung der okkulten Gesetze.

Leseprobe

Die Untervermietung des Herrenhauses

Der Postsack des Pflegeheims wurde immer ins Dorf geschickt, wenn die Gärtner um sechs Uhr abfuhren. Wenn also ein verspäteter Briefschrei­ber zu späterer Stunde mit der Außenwelt kommunizieren wollte, musste er mit seinen eigenen Sendungen zum Briefkasten an der Kreuzung laufen. Da ich tagsüber wenig Zeit für mein privates Briefeschreiben hatte, sah ich mich in der Abenddämmerung gewöhnlich mit einer Zigarre und einer Handvoll Briefe auf meinem Feierabendspaziergang in dieser Rich­tung. Es war nicht meine Gewohnheit, die Patienten zu ermutigen, mich auf diesen Spa­ziergängen zu begleiten, denn ich fühlte, dass ich meine Pflicht ihnen gegenüber während der Arbeitszeit tat und daher ein Recht auf meine Freizeit hatte, aber Winnington war nicht ganz in der Position eines gewöhnlichen Patienten, denn er war ein persönlicher Freund von Taverner und auch, wie ich annahm, ein Mitglied eines der niedrigeren Grade jener großen Bruderschaft, auf deren Arbeit ich einige neugierige Blicke werfen konnte; und so veranlasste mich die Faszination, die diese Bruderschaft immer auf mich ausübte, obwohl ich nie ihre Mitgliedschaft angestrebt habe, zusammen mit der amüsanten und bizarren Persönlichkeit des Mannes, seinem Versuch, unsere berufliche Beziehung in eine persönliche zu verwandeln, auf halbem Wege entgegenzu­kommen. So kam es, dass er mit mir den langen Weg durch das Gebüsch hinunter zum kleinen Tor am anderen Ende des Gartens des Pflege­heims ging, das auf die Kreuzung führte, wo der Briefkasten stand. Nachdem wir unsere Briefe aufgegeben hatten, schlenderten wir über die Straße zurück, als uns der Klang einer Autohupe aufschrecken ließ, denn ein Auto bog fast direkt vor uns um die Ecke. Darin erblickte ich einen Mann und eine Frau, und obenauf befand sich eine beträchtliche Menge an Gepäck. Der Wagen bog in das Tor eines großen Hauses ein, dessen Einfahrt an der Kreuzung endete, und ich bemerkte zu meinem Begleiter, dass ich annahm, Herr Hirschmann, der Besitzer des Hauses, habe seine Internierung überwunden und sei zurückgekommen, um wieder dort zu wohnen, denn das Haus stand leer, wenn auch möbliert, da ein vertrauens­volles Land beschlossen hatte, dass sein Ver­trauen missbraucht werden könnte, und dass der schlaue Teutone es ertragen würde, beob­achtet zu werden. Ich traf Taverner auf der Terrasse, als wir zum Haus zurückkehrten, und sagte ihm, dass Hirschmann wieder da sei, aber er schüttelte den Kopf.

»Das waren nicht die Hirschmanns, die Sie gesehen haben«, sagte er, »sondern die Leute, an die sie das Haus vermietet haben. Bellamy, glaube ich, heißen sie, sie haben die Wohnung möbliert übernommen; der eine oder andere von ihnen ist ein Invalide, glaube ich.«

Eine Woche später schlenderte ich wieder hinunter zum Briefkasten, als Taverner sich zu mir gesellte, und kräftig rauchend, um die Mücken zu verscheuchen, wanderten wir gemein­sam hinunter zur Kreuzung. Als wir den Brief­kasten erreichten, erregte ein leises Knarren unsere Aufmerksamkeit, und als wir uns umschauten, sahen wir, dass das große Eisentor, das die Einfahrt zu Hirschmanns Einfahrt versperrte, aufgeschoben war und eine Frau leise durch die schmale Öffnung schlüpfte, die es bot. Sie wollte offensichtlich zur Post gehen, aber als sie uns sah, zögerte sie; wir traten zurück und machten ihr Platz, und sie schlüpfte auf Zehen­spitzen über den dazwischenliegenden Kies, gab ihren Brief auf, verbeugte sich halb vor uns, um unsere Höflichkeit zu quittieren, und versch­wand lautlos, wie sie gekommen war.

»In diesem Haus spielt sich eine Tragödie ab«, bemerkte Taverner. Ich war sehr interessiert, wie ich es immer bin, wenn sich die übersinnlichen Kräfte meines Chefs zeigen, aber er lachte nur. »Diesmal ist es keine Hellseherei, Rhodes, sondern nur gesunder Menschenverstand. Wenn das Gesicht einer Frau jünger ist als ihre Figur, dann ist sie glücklich verheiratet; wenn das Gegenteil der Fall ist, dann arbeitet sie eine Tragödie aus.«

»Ich habe ihr Gesicht nicht gesehen«, sagte ich, »aber ihre Figur war die einer jungen Frau.«

»Ich habe ihr Gesicht gesehen«, sagte Taverner, »und es war das einer alten Frau.« Seine Kritik an ihr war jedoch nicht ganz gerechtfertigt, denn ein paar Abende später sahen Winnington und ich sie wieder zur Post gehen, und obwohl ihr Gesicht stark gezeichnet und farblos war, war es sehr auffallend, und die Masse an kastanienbraunem Haar, die es umgab, schien umso reicher für seine Blässe. Ich fürchte, ich starrte sie etwas angestrengt an und versuchte, die Zeichen zu erkennen, aus denen Taverner ihre Geschichte abgeleitet hatte. Sie schlüpfte durch das kaum geöffnete Tor hinaus, bewegte sich schnell, aber verstohlen, wie jemand, der daran gewöhnt ist, sich verste­cken zu müssen, warf uns einen Seitenblick unter langen dunklen Wimpern zu und zog sich zurück, wie sie gekommen war. Es war die völlige Unbeweglichkeit des Mannes an meiner Seite, die meine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Er stand wie angewurzelt auf dem Boden und starrte die schattige Auffahrt hinauf, in der sie verschwunden war, als würde er seine Seele schicken, um die Dunkelheit zu erhellen. Ich berührte seinen Arm. Er drehte sich um, um zu sprechen, aber ihm stockte der Atem, und die Worte gingen in dem blubbernden Husten unter, das Blutungen bedeutet. Er warf einen Arm um meine Schultern, um sich zu stützen, denn er war ein größerer Mann als ich, und ich hielt ihn, während er das scharlachrote arterielle Blut aushustete, das seine eigene Geschichte erzählte. Ich brachte ihn zurück ins Haus und legte ihn ins Bett, denn er war sehr zittrig nach seinem Anfall, und berichtete Taverner, was geschehen war.

»Ich glaube nicht, dass er noch lange durch­hält«, sagte ich.

Mein Kollege schaute überrascht. »Es ist noch viel Leben in ihm«, sagte er.

»Von seiner Lunge ist nicht mehr viel übrig«, antwortete ich, »und ohne Motor kann man ein Auto nicht fahren.«

Winnington blieb jedoch nicht lange liegen, und am ersten Tag, an dem wir ihn aus dem Bett ließen, schlug er vor, mit mir zur Post zu gehen. Ich lehnte ab, denn es war eine kleine Strecke hin und zurück, aber er nahm mich am Arm und sagte: »Hören Sie zu, Rhodes, ich muss gehen.« Ich fragte nach dem Grund für diese Dringlichkeit. Er zögerte, und dann platzte er heraus: »Ich will diese Frau wiederse­hen.«

»Das ist Mrs. Bellamy«, sagte ich. »Sie sollten sie besser in Ruhe lassen; sie ist nicht gut für Sie. Es gibt genug nette Mädchen auf dem Gelände, mit denen Sie flirten können, wenn Sie wollen. Lassen Sie die verheirateten Frauen in Ruhe; die Ehemänner kommen nur vorbei, um sich zu streiten, und das ist schlecht für den Ruf des Pflegeheims.«

Aber Winnington ließ sich nicht abwim­meln. »Es ist mir egal, wessen Frau sie ist; sie ist die Frau, die ich – ich hätte nie gedacht, dass ich sie sehen würde«, beendete er lahm. »Vergessen Sie’s, ich werde nicht mit ihr reden oder mich zum Esel machen, ich will sie nur ansehen. Wie auch immer, ich zähle nicht, ich bin so ziemlich fertig mit diesem sündigen Fleisch, was davon übrig ist.«

Er schwankte vor mir in der Dämmerung; groß, hager wie ein Skelett, mit einer Farbe in den Wangen, die wir bei jedem anderen Pati­enten mit Freude gesehen hätten, die aber bei ihm ein Gefahrensignal war. Ich wusste, dass er gehen würde, ob ich einwilligte oder nicht, und so hielt ich es für das Beste, dass wir zusammen gingen; und von da an wurde es zur Gewohn­heit, dass wir zur Postzeit zur Kreuzung gingen, ob Briefe da waren oder nicht. Manchmal sahen wir Mrs. Bellamy leise zur Post gehen, manch­mal aber auch nicht. Wenn wir sie mehr als zwei Tage vermissten, bekam Winnington Fieber, und wenn sie fünf Tage hintereinander nicht erschien, regte er sich zu einem weiteren Blutsturz auf, und wir legten ihn ins Bett, zu schwach, um zu protestieren. Während ich Taverner von dieser neuesten Entwicklung erzählte, läutete das Telefon.

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