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Deutsche Märchen und Sagen 109

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

143. Siebente Hand

Von der siebenten Hand hört man viel in Flandern und Brabant. Wenn man nämlich bezaubert ist, dann kann man die Zauberei von sich nehmen und auf jemand anderes übertragen lassen. Das nennt man, sie in die zweite Hand geben. Aus der zweiten Hand kann sie in eine dritte und vierte und fünfte und sechste übergehen. Ist sie aber in der siebenten Hand, dann kann sie nicht mehr abgenommen werden. Der, welcher sie hat, muss sie sein ganzes Leben lang behalten.

144. Hexe verarmt

Ein Bauer, der auf einem kleinen Pachthof wohnte, hatte Mangel an Geld und wusste nicht, woher er welches nehmen sollte. Er trug alles, was er entbehren konnte, zum Markt, kam aber noch immer und bedeutend zu kurz. Da hörte er endlich, dass in der Nähe eine Here wohnte. Er ging zu dem Weib und sprach: »Hört einmal zu, Frau, ich muss mit Euch sprechen. Ich hätte gern, dass Ihr mir einen Gefallen tut, nämlich, dass Ihr mir einiges Geld gebt, und das könntet Ihr, denn Ihr versteht Euch auf die Zauberei.«

Die Hexe antwortete schlau: »Ihr seid irr, Freund, es ist nicht hier, wo Ihr sein müsst; das ist in der … Straße, Numero … und bei Frau … Geht nur dahin und Ihr habt alles, was Ihr begehrt.« Damit schaffte sie sich den Mann vom Hals.

Der ging in das angewiesene Haus, wo auch eine Haupthexe wohnte, und sprach zu der: »Frau, Ihr müsst mir helfen, ich stecke tief darin.« Die Hexe wollte sich auch zuerst rein machen, aber der Bauer ließ sich nicht abhalten und sprach: »Was Ihr auch tun mögt, Ihr müsst mir helfen oder ich lasse Euch zu Asche verbrennen.«

»Nun denn«, sprach die Hexe da, »wie viel muss ich Euch denn geben, dass Ihr mich in Ruhe lasst?«

Der Bauer bestimmte ihr eine Summe und die Hexe gab ihm dieselbe, nur fügte sie dabei hinzu: »Ehe Ihr aber weggeht, müsst Ihr mir Euer Handzeichen geben, dass Ihr mich niemals verraten wollt.«

Darin willigte der Bauer mit der Bedingung, dass er so oft wiederkehren dürfe, als ihm beliebe, nahm das Geld und kam seiner Frau damit gar willkommen. Die fragte ihn, wo er es her habe.

Er aber sprach: »Das mag ich nicht sagen, darauf habe ich mein Handzeichen gegeben.«

Es dauerte nicht lange und der Bauer brauchte abermals Geld und ging erneut zu der Hexe.

»Ja, lieber Mann«, sprach die, »ich habe so viel nicht mehr, will Euch aber fürs letzte Mal noch geben.«

»Gut«, antwortete der Bauer, »aber dann müsst Ihr mich die Zauberei lehren.« »Wenn Ihr nicht zu dumm dazu seid«, sprach sie und begann, ihm dieselbe auszulegen.

Er hatte aber nicht viel Lust daran und sprach, er wolle lieber von Zeit zu Zeit Geld holen kommen, das wäre ihm gemächlicher. Das tat er denn auch und seinen Drohungen musste die Hexe wohl weichen, und sie wich so lange, bis er ganz reich war und sie ganz arm.

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