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Oberhessisches Sagenbuch Teil 88

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Bei der Breungeshainer Totenkirche

Einem Mann zu Breungeshain träumte es in drei aufeinanderfolgenden Nächten, er solle sich in Frankfurt auf die Mainbrücke stellen, da würde er etwas Neues erfahren. Nach längerem Bedenken über die Sache entschloss er sich dazu und hing den Weg dran. Es dauerte einen, es dauerte zwei Tage, er stand auf der Brücke, aber kein Mensch kümmerte sich um ihn.

Am dritten Tage ging ein Mann auf ihn zu und fragte ihn, warum er immerfort auf der Brücke auf- und abginge.

Da sagte er: »Es hat mir geträumt, so und so, und deshalb bin ich hier.« Antwortete der Fremde: »Nun, dann bist du der Rechte. Mir hat auch geträumt zu drei Malen, ich sollte hierher gehen und einem Breungeshainer Mann sagen, wie er sein Glück machen könne. Geht nach Hause und tut Euch nach zwei verschwiegenen und herzhaften Leuten um und geht mit ihnen mittags zwischen elf und zwölf an die alte Totenkirche über dem Dorf. Rechter Hand davor, wo man es an der Ruhmauer nennt, ist ein ganzer Kessel voll Geld vergraben. Den könnt Ihr heben.«

Der Mann bedankte sich für die gute neue Zeitung und ließ sich das alles nicht zweimal sagen. Als er daheim angekommen war, tat er, wie ihm befohlen. Seine Gesellen und er hatten eben an dem bezeichneten Ort mit vieler Anstrengung nachgegraben und schon bemerkten sie zu ihrer großen Freude den Kessel unter sich. Während sie ihn immer mehr aus der Erde heraufarbeiteten, kam auf einmal einer vom Oberwald die Heide herab geritten, der saß auf einer alten dürren Sau.

Das kam den drei denn doch gar zu spaßig vor mit solch einer Reiterei.

Einer von ihnen wendete sich herum, zog ein Spottmaul und sagte: »Nun, bis du aber herbeikommst, haben wir den Kessel mit dem Geld längst herauf.«

Aber, o weh! In demselben Zeitpunkt fiel ihnen der schwere Kessel, den sie schon in Händen hielten, gewaltsamer Weise aus der Hand und rutschte vor ihren Augen für immer in den Abgrund. Voll Ärgernis über sich selbst gingen sie mit langer Nase von dannen, denn es war der leidige Teufel gewesen, der sie so genarrt hatte.

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