Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Elbsagen 94

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

97. Klaes Störtebeker und Göde Micheel (1400)

Störtebeker und Göde Micheel waren Seeräuber und trieben lange Zeit vor der Elbe ihr Unwesen, sodass kein Schiff hinaus oder herein konnte. Der König und die Hamburger konnten ihnen nichts anhaben. Endlich aber hat ein Blankeneser Fischer sie gefangen, als sie einmal in der Elbe lagen. Er war ihr alter Bekannter und Kamerad gewesen, wurde freundlich von ihnen aufgenommen und bat, sein Boot an ihr Schiff legen zu dürfen, weil das Wasser unruhig sei; er wolle sich Essen kochen. Da es nun Nacht wurde und sie meinten, er sei mit dem Essen beschäftigt, schmolz er Blei und lötete ihnen das Steuerruder damit fest. Dann entfernte er sich und machte den Hamburgern davon Anzeige, die ihn bis an den Tod gut dafür verpflegen ließen.

Drei Jachten machten sich sogleich auf, eine aus Hamburg, eine aus Altona und die dritte eine preußische. Am Morgen fielen sie über die Seeräuber her. Da diese nicht fliehen konnten, wurden sie nach tapferer Gegenwehr endlich alle gefangen. So brachte man sie, siebzig an der Zahl, nach Hamburg, und alle wurden auf dem Grasbrook geköpft, wobei so viel Blut floss, dass es dem Scharfrichter bis an die Knöchel ging. Nach der Hinrichtung fragte ihn der Senat, wie ihm dabei zumute gewesen sei. »O, gestrenge Herren«, antwortete er, »mir war so wohl dabei, dass ich auch noch den ganzen hochweisen Senat hätte abtun mögen.« Diese kecke Antwort musste er mit dem Leben büßen.

Vergebens hatten die Hamburger in dem Schiff nach großen Schätzen gesucht. Da man nichts fand, verkaufte man es endlich an einen Zimmermann, der es zerstören wollte. Als er aber die Säge ansetzte, traf er gleich auf etwas Hartes. Bald schimmerte ihm das helle Metall entgegen. Er machte dem Magistrat Anzeige davon. Als man nun die Masten untersuchte, war der eine mit lauterem Gold, der andere mit Silber und der dritte mit Kupfer angefüllt. So waren auch die übrigen Balken ausgehöhlt. Man belohnte den Zimmermann reichlich und ließ aus dem Gold eine Krone verfertigen, die um den Turm von St. Katharinen herumreichte. Daraus haben die Franzosen später Dukaten geschlagen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert