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Aus dem Wigwam – Die Götter der Dakota

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol

Die Götter der Dakota

ie Dakota glauben an einen Großen Geist, haben aber in Bezug auf dessen Eigenschaften weit auseinander gehende Ideen. Diejenigen, welche in der Nähe von Missionsstationen wohnen, behaupten, er sei ewig. Ihrem eigenen Gehirn scheint diese Ansicht jedoch nicht entsprungen zu sein. Einige sagen auch, dass der Große Geist eine Frau habe und dass alles auf der Welt, ausgenommen der Donner und der wilde Reis, von ihm herrührt. Die Erde mit allen Tieren darauf habe er ihnen zum Erbe gegeben und ihre Feste und Gebräuche seien Gesetze, durch welche sie regiert würden. Den Zorn dieser Gottheit fürchten sie jedoch nicht nach dem Tod.

Der Donner ist ein großer Vogel, dessen ungeheure, weit voneinander entfernte Fußstapfen in der Nähe der Quelle des St. Peterʼs River deutlich gesehen werden können.

Die Dakota glauben sowohl an einen guten als auch an einen bösen Gott, aber sie betrachten dieselben nicht als gegenseitige Feinde und glauben auch nicht, dass sie von dem Letzteren in Versuchung geführt werden; ihre eigenen Herzen seien schlecht.

Es ist unmöglich, alle Gottheiten aufzuzählen, welche die Mythologie der Dakota bilden; denn jeder Gegenstand in der Natur ist voll von ihnen. Den Tod schreiben sie nicht allein dem Großen Geist, sondern auch den vielen untergeordneten Geistern zu. Am häufigsten aber glauben sie, dass er von der geheimen Zauberei irgendeines Feindes ausgehe.

Mond und Sonne werden als Repräsentanten von Göttern verehrt.

Die Dakota bringen ihren Göttern auch Opfer, aber noch kein Missionar hat die Beobachtung gemacht, dass sie eins zum Zweck der Versöhnung gebracht hätten. Sie opfern allen Geistern; sie hoben einen roten Stein, den sie Großvater nennen. Auf oder neben diesen legen sie ihre wertvollsten, zum Opfer bestimmten Gegenstände wie Büffelfelle, Hunde, Pferde usw. Es wurde sogar gelegentlich beobachtet, dass ein Vater sein Kind opferte. Auch verwunden sie häufig ihren Körper und glauben, dass dies Gott wohlgefällig sei.

Sie glauben auch an einen Teufel, aber es ist ziemlich sicher, dass sie diese Idee von den Weißen erhalten haben. Die Geister der Verstorbenen, besonders derer, die sie beleidigt haben, fürchten sie weit mehr als Wakan, den Großen Geist.

Das größte Unglück, das ihnen geschehen kann, ist, wenn ihnen ein Tier in den Körper schlüpft und sie krank macht.

Einige Medizinmänner glauben an die Unsterblichkeit der Seele, doch soll auch dieser Glaube vom Einfluss der Bleichgesichter herrühren. Von einer Auferstehung wissen sie nicht das Geringste.

Ein guter Traum, der irgendeinem Unternehmen vorhergeht, wird als günstiges Vorzeichen betrachtet; ein unangenehmer hingegen benimmt dem Be­tressenden die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang.

Wenn die Dakota auf die Jagd gehen oder den Kriegspfad betreten wollen, beten sie zum Großen Geist: »Vater, hilf uns, den Büffel töten«, »Vater, lass uns Wild sehen« oder »Vater, hilf uns, unsere Feinde schlagen.«

Sie haben keine religiösen Lieder. Wenn sie zu Ehren der Sonne tanzen, fasten sie zwei Tage. Sie beten nicht Dinge an, die sie selbst gemacht haben; aber jeder Gegenstand, den der Große Geist geschaffen hat, vom höchsten Berg bis zum kleinsten Stein, ist ihrer Verehrung wert.

Von dem zukünftigen Leben haben sie verworrene Begriffe. einige Medi­zinmänner geben vor, von Bären und anderen Tieren Mitteilungen er­halten zu haben, deren Inhalt der ist, dass das Leben nach dem Tod eine Fortsetzung des irdischen Daseins sei. Auf ihren jenseitigen Jagden werden sie unzählige Büffel töten; in ihren Wigwams wird im Winter, während sie sich die Taten ihrer Voreltern erzählen, das Feuer nie ausgehen; ihre Frauen werden die Tierfelle gerben und sie zu Mokassins verarbeiten, und ihre Kinder lernen durch Angriffe auf die Nester der Hornisse, wie brave Krieger den Schmerz zu ertragen haben. Sie werden das Hundefest regelmäßig feiern und triumphierend um die Skalpe ihrer Feinde tanzen.

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