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Deutsche Märchen und Sagen 99

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

123. Der verwünschte Bürgermeister

Ein Bürgermeister in Altenberg hatte seinen Knecht um Lohn betrogen und der Knecht hatte ihm darüber geflucht, sodass der Bürgermeister umwandeln und noch

dazu dem Knecht in allem gehorchen musste. Eines Tages befahl der Knecht ihm einige Bündel Stroh vom Speicher herunterzuwerfen.

Der Bürgermeister tat das, warf aber des Strohes so viel, dass der Knecht erzürnt

ausrief: »Hör auf oder wirf es zum Teufel!«

Da fasste der Bürgermeister plötzlich alle Bündel, welche noch dalagen, und warf sie aus dem Fenster. Der Teufel ergriff sie und führte sie mit sich fort.

124. Entmann Timphut

Entmann Timphut war ein Amtmann in Münster, betrog viele Leute und brachte sie um das ihre. Nach seinem Tod musste er umgehen und er geht noch heute zu Tage um. Sechs Ellen hoch schwebt er über der Erde. Denen, welchen er begegnet, reißt er die Hüte und Mützen vom Kopf. Selbst die Schildwachen quält er, doch die können sich vor ihm schützen, wenn sie das Gewehr präsentieren.

125. Stiefel

Zu Halter wohnte ein Schuster und das war ein gotteslästerlicher Flucher. Er konnte es dermaßen, dass man hätte sagen sollen, er habe die Steine aus der Erde geflucht. Auch schwor er gern und bei jeder Gelegenheit war er damit alsbald bei der Hand. Einmal beschuldigte man ihn einer gewissen Sache willen, doch die leugnete er und sprach: »Das ist so wenig wahr, wie Gott weiß was, und ich will zum Stiefel werden, wenn ihr es als wahr befindet.«

In demselben Augenblick wurde er zum Stiefel und spukt in dieser Gestalt im Rathaus.

126. Die Bauern im Telterbusch

Im Telterbusch gehen zwei Bauern um, deren einer eine glühende Axt und der andere eine glühende Schaufel trägt. Sie müssen etwas Schweres verbrochen haben. Einige wollen wissen, dass es Schatzgräber gewesen seien.

127. Spuk zu Lütkenbeck

Zu Lütkenbeck im alten Schlosskeller liegt ein großes Fass alten roten Weines. Geht man auf dasselbe zu oder daran vorbei, dann bekommt man eine Ohrfeige. Trägt man ein Licht, das wird ausgelöscht.

128. Die Männermörderin

In Hohenholte lebte vor langer Zeit ein Bauer, dessen Frau schon sieben Männer gehabt und alle sieben umgebracht hatte. Er aber ertappte sie, als sie ihm auch

an den Hals wollte. Da sie fürchtete, hingerichtet zu werden, lief sie zum Wasser und sprang hinein. Wenn man nun noch an die Stelle kommt, wo die Frau sich ersäufte, dann ist man wie gelähmt und kann kein Wort sprechen. Alles Vieh aber wird da heruntergezogen und muss ersaufen.

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