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Dreizehn Jahre im Wilden Westen – Kapitel XLVI

Dreizehn Jahre im Wilden Westen
Oder: Abenteuer des Häuptlings Sombrero
Nürnberg, 1877

XLVI. Per Dampfschiff nach San Francisco. Per Pacific Railroad nach New York. Über Hamburg nach Hause.

Auf dem Rückweg begegnete uns nichts Interessantes und wir erreichten glücklich San Diego. Hier fand ich einen Brief von zu Hause, der mich bewog, sogleich die Reise nach Europa anzutreten. Mit dem ersten Dampfschiff fuhr ich nach San Franzisko, eine Seereise von vier Tagen. An der Pazifikküste sahen wir mehrere Walfische, die hier häufig gefangen werden. Auch wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben ein wenig seekrank, als wir San Diego verließen. Indessen wurde glücklicherweise gerade zum Abendessen geläutet. Ich begab mich in dem Salon und aß tüchtig, obwohl es mir sehr schlecht war. Ein Passagier nach dem anderen sprang auf und lief auf das Verdeck. Noch immer würgte ich die Speisen hinunter. Endlich war ich so voll, dass die Seekrankheit keine Gewalt mehr über mich hatte. Dann ging ich auch aufs Verdeck, zündete mir eine Zigarre an und blieb gesund. In San Francisco besorgte ich mir ein Billett über die Pacific-Bahn nach New York, musste aber, da es bereits zu spät war, meine Abreise auf den folgenden Abend verschieben. Den Tag brachte ich in Wordwards Garten zu. Nachmittags vier Uhr fuhr ich über die Bay nach Oakland, der Eisenbahnstation, wo ich die Central Pacific Railroad bestieg. Eine Fahrt von zwölf Stunden brachte uns nach Sacramento. Hier frühstückte ich und kaufte einen Korb voll kalter Speisen ein. Um sieben Uhr fuhren wirr ab durch das Sacramento Valley über die Sierra Nevada und auf der schon oft beschriebenen Route nach Ogdon im Territorium von Utah. Hier bestiegen wir die Union Pacific Railroad und erreichten Omaha am achten Tag nach unserer Abreise von Sacramento. Wir kamen nachts um elf Uhr an, und da wir nicht vor sieben Uhr morgens weiterfahren konnten, so begaben wir uns in das Eisenbahn-Hotel. Hier ließen uns aber weder die Hitze noch die Wanzen schlafen. Wir standen also wieder auf, tranken einige Glas Bier, rückten uns Stühle vor die Tür und brachten die Nacht mit Schlummern und Rauchen zu. Um sechs Uhr nahm uns der Transfer-Zug über die große Eisenbahnbrücke nach Council Bluffs, wo ich die Chicago, Rock Island and Pacific Railroad benutzte, welche mich in vierundzwanzig Stunden nach Chicago brachte. Von hier fuhr ich über die Lake Shote and Michigan Central Railroad nach Buffalo, um von da die New York Central and Hudson River Railroad nach New York zu benutzen. So waren wir in zwölf Tagen von San Francisco nach New York über den ganzen Kontinent, vom Pazifik bis zum Atlantik gekommen. Früh neun Uhr stieg ich in New York aus und begab mich zum Bellevue Hotel, wo ich ein Bad nahm und den Staub vieler Staaten abschüttelte. Nach eingenommenem Frühstück fuhr ich nach Brooklyn, um meinen Bruder Karl nebst Frau aufzusuchen und ihnen einen längeren Besuch abzustatten. Vierzehn Tage später begab ich mich auf ein Dampfschiff und trat die Reise nach Hamburg an. Eine Fahrt von vierzehn Tagen bei schlechtem Wetter brachte uns auch glücklich zu der freien Reichsstadt. Noch am selben Tag setzte ich meine Reise weiter fort. Morgens um drei Uhr stieg ich in Leipzig aus und begab mich mit zwei Reisegefährten zum Bayerischen Bahnhof. Hier fand ich zu meinem Erstaunen, dass der Wartesaal verschlossen war und dass derselbe erst um vier Uhr geöffnet würde, ein Verfahren, welches mir noch in keinem Bahnhof der Welt begegnet ist. So mussten die Reisenden, unter welchen sich auch Damen befanden, nachdem sie zwölf Stunden in schlechten Waggons gefahren waren, erst noch beinahe zwei Stunden bei Nacht auf der Straße auf und ab spazieren, ehe man ihnen den öffentlichen Wartesaal aufschloss. Um fünf Uhr fuhr ich von Leipzig ab, aß zu Mittag in Hof und erreichte am Abend die Stadt Nürnberg, wo ich von meinen Eltern aufs Liebevollste empfangen wurde.

Ende

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