Oberhessisches Sagenbuch Teil 76
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Spuk in den Hommelwiesen
Ein Unterförster von Heimertshausen, der bei jedermann in gutem Ansehen stand und dem niemand eigentlich etwas Böses nachsagen konnte, sollte, dem Leutgeschmätz nach, ruhelos nach seinem Tod im Reviere umgehen, doch wusste man nicht recht, was der Mär war.
Einst hütete der Schäfer auf den Hommelwiesen und betrachtete sich zufällig den gegenüberliegenden Wald. Da kam plötzlich auf den Wipfeln der Bäume ein Mann daher. Als er mit Erstaunen immer aufmerksamer diesem Wunder zusah, schien ihm der Umgehende ganz bekannt zu sein. Und richtig, er war es leibhaftig, der verstorbene Unterförster. Ganz, wie sanft, ging er den ihm anvertraut gewesenen Wald ab in seiner gewohnten alltäglichen Jagdkleidung, und erst, als er an die Zeller Grenze kam, verschwand er vor den Augen des Schäfers.
Die Enkelchen dieses Unterförsters waren kleine Mädchen und suchten in den Hommelwiesen Erdbeeren. Ganz erfreut kamen sie von dem Gang nach Hause und sagten zu ihrer Mutter: »Heut war auch unser Ellervater bei uns.« Diese und noch andere Historien wurden ruchbar. Der Sohn des Verstorbenen beschloss daher, durch Zauberei dem ärgerlichen Ding ein Ende zu machen. Durch einen klugen Mann ließ er den unruhigen Geist fangen. Dieser trug ihn dann in einem Ranzen in den Dünzenröder Teich. Dahinein ist er nun gebannt und seitdem hat er sich nicht wieder auf Erden gezeigt.
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