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John Sinclair – Band 2206 – Die Magier von Mainz

Simon Borner
John Sinclair
Band 2206
Die Magier von Mainz

Horror, Heftroman, Bastei Lübbe AG, Köln, 20. Oktober 2020, 68 Seiten, 2,00 Euro, Covermotiv: breakermaximus; Sina Ettmer Photography, Extra: Autorenportrait und Werkstattbericht

In Mainz, der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, wird die Studentin Fenja Gerber ermordet und ihre Leiche an der Pforte des Mainzer Doms aufgefunden. An der Kirchenmauer prangen mit Blut geschrieben die Worte: HEIL DEN DUNKLEN ZWÖLFEN.

Hannes Fust, Dozent für Geschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, wird durch die örtliche Presse auf den Mordfall aufmerksam. Die blutige Inschrift veranlasst den Akademiker, den Kontakt zur Wiesbadener Polizei zu suchen, konkret zu Harry Stahl, dem Mann für Ungewöhnliches und Übernatürliches in Deutschland. Da sich Stahl jedoch in Urlaub befindet, verweist man Fust an Scotland Yard. Sir James Powell vom Yard nimmt die Angelegenheit ernst und beauftragt John Sinclair, in Mainz nach dem Rechten zu sehen.

Bei seinen Ermittlungen vor Ort, trifft Sinclair auf die Mainzer Privatdetektivin Kira Delling, die ebenfalls den Tod der Studentin untersucht.

Professor Fust weiht John Sinclair in die alternative Historie der Domstadt ein, die in der Erkenntnis gipfelt, dass Mainz einst als Stadt für schwarze Magie errichtet wurde.

Somit geht es für John Sinclair um nichts Geringeres, als die Rückkehr der Magier zu verhindern und Mainz davor zu bewahren, zu einer Enklave des Bösen zu werden.

Christian Humberg, der unter seinem Pseudonym, Simon Borner, mit Die Magier von Mainz seinen ersten John Sinclair-Roman verfasst hat, erzählt darin eine spannende Handlung, die auf einer alten Sage beruht. Diese behauptet, laut Humberg bzw. des von ihm durchgesehenen Archivmaterials, dass Mainz einst von einer Gruppe von Schwarzmagiern gegründet worden sei; eine ideale Vorlage für einen ortskundigen Autor mit einem Faible für Phantastik.

Somit ist es selbstverständlich nicht verwunderlich, dass Christian Humberg, der selbst seit mehr als zwei Jahrzehnten in Mainz wohnhaft ist, die Handlung mit einer ganzen Menge Lokalkolorit ausstaffiert hat.

Auch mir als Wiesbadener sind die erwähnten Örtlichkeiten und Sehenswürdigkeiten vertraut, seien es nun die Mainzer Altstadt, der Schillerplatz, der Fastnachtsbrunnen, der Dom, der Wochenmarkt oder das Universitätsgelände. Selbst der Mainzer Dialekt, der einen ganz eigenen Charme besitzt, findet sich sporadisch in den Zeilen dieses Romans.

Zudem wird die Rivalität zwischen den beiden Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden, die ihren Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat, thematisiert.

Bisweilen fand ich allerdings die zahlreichen Ortsbeschreibungen bzw. Namensnennungen etwas zu viel, andererseits trägt dieses Stilmittel auch zur größeren Authentizität der Geschichte bei.

Ich denke, wie bei seinem literarischen Pendant, Professor Fust, ist mit Humberg einfach die Begeisterung für Mainz und dessen Historie durchgegangen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Humor. Wenn zum Beispiel die Mainzer Polizisten sechsmal hintereinander als Streifenhörnchen bezeichnet werden oder John Sinclair von Kira Delling permanent Sherlock genannt wird, wird der anfängliche Gag schnell überstrapaziert.

Neben Mainz und Wiesbaden spielt eine weitere deutsche Stadt eine wichtige Rolle in diesem Roman, nämlich das rheinland-pfälzische Trier.

Wie der Leser in Rückblenden erfährt, hat Nequam, der führende Schwarzmagier des Zirkels der Dunklen Zwölf und spätere Gründer von Mainz, zuerst sein Unwesen in Trier getrieben, und zwar solange, bis er aus der Stadt an der Mosel verbannt wurde.

Ein passender Ort, gilt Trier doch gemeinhin als die älteste Stadt Deutschlands.

Das Ziel der Dunklen Zwölf ist es, den Weg für die Rückkehr der dunklen Götter zu bereiten, der Alten Herren, die jenseits der Sterne gefangen sind und seit Äonen auf ihre Rückkehr warten.

Wer denkt bei diesen Worten nicht sofort an Die Großen Alten aus dem Cthulhu-Mythos der amerikanischen Schriftsteller H.P. Lovecraft und August Derleth? Geht es dort doch ebenfalls um mächtige, gottgleiche, interstellare Wesenheiten, hier gefangen auf dem Grund der Ozeane, die seit Ewigkeiten schlafen. Zu ihnen gehören auch die Äußeren Götter, die wiederum in den Tiefen des Weltalls beheimatet sind.

Mit der Anlehnung an diesen Mythos gelingt Humberg nicht nur eine schöne Reminiszenz an ein bekanntes Sujet klassischer Horrorliteratur, sondern er bindet damit die alternative Historie von Mainz in einen größeren Rahmen ein.

Fazit:
Christian Humberg hat mit Die Magier von Mainz seinen ersten, aber vermutlich auch nicht seinen letzten Beitrag zur umfangreichen John Sinclair–Saga geleistet.

Trotz mancher Kritik, die aber dem Enthusiasmus des Autors geschuldet sei, habe ich gerne mit John Sinclair, Professor Fust und Kira Delling die auch mir bekannten Orte in Mainz besucht.

Wenn es auch etwas gedauert hat, bis die Handlung richtig Fahrt aufnahm, wird der geneigte Leser letztendlich mit einem spannenden Gruselroman aus der versierten Feder des vielseitigen Autors belohnt.

(sb)

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