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Marshal Crown – Band 42

Fahr zur Hölle, Ethan Osgood!
Chronologie eines Weidekrieges Teil 2

US-Marshal Jim Crown erreichte die Farm am späten Nachmittag.

Die Gebäude duckten sich oberhalb des Leon Rivers an den Fuß eines schneebedeckten Hügels. Das Anwesen der Talbots war nicht besonders groß, Wohnhaus, Stall und Schuppen, mehr gab es dort nicht. Trotzdem zügelte Crown sein Pferd vorerst im Schatten eines Felsens, der in Sichtweite der Heimstätte lag.

Nachdenklich und mit gerunzelter Stirn beobachtete er die Farm mehrere Minuten lang.

Er kam aus einer Siedlerfamilie und wusste deshalb, dass es auf einer solchen Farm selbst in den Wintermonaten immer genügend Arbeit gab. Dennoch konnte er keine Spur von Leben entdecken.

Unbewusst glitt seine Rechte in Richtung des Waffenholsters.

Er hatte die Stelle, an der man die Cowboys erschossen hatte, lange und gründlich abgesucht.

Bill Barrow, der Vormann der Circle Ranch, hatte recht behalten. Die ganze Umgebung war von unzähligen Pferdehufen derart aufgewühlt, dass er keine brauchbare Spur entdecken konnte, und falls es doch so etwas wie eine Fährte gegeben hätte, so war diese, wie die Abdrücke im Schnee zeigten, mit Zweigen, die man von den umliegenden Büschen und Sträuchern abgebrochen hatte, bis zur Unkenntlichkeit verwischt.

Crown war zwar ein Meister im Spurenlesen, aber hier war auch er chancenlos. Der einzige Hinweis auf die Täter waren mehrere Blutstropfen im Schnee, die von einem Dornenbusch verdeckt waren und die man wahrscheinlich deshalb in der Eile übersehen hatte. Das wiederum bedeutete, dass einer der Flüchtenden verletzt war und sie deshalb nur langsam vorankamen.

Er musste also jederzeit damit rechnen, auf die Täter zu stoßen, zumal sich die Farm durch ihre Lage als ein geradezu idealer Ort anbot, um sich auf ihr zu verbergen. Crown war deshalb doppelt so vorsichtig als gewöhnlich.

Er verharrte so lange im Sattel, bis ihm die Kälte schließlich so tief durch die Kleidung gedrungen war, dass er anfing zu frieren. Als sich bei den Gebäuden immer noch nichts bewegte, schnalzte er mit der Zunge, zog die Zügel an und ritt durch den knöchelhohen Schnee der Farm entgegen.

Kaum hatte er den Hof erreicht, öffnete sich die Tür des Wohnhauses und ein Mann trat über die Schwelle hinaus ins Freie. Der Beschreibung nach, die er vom Stallmann in Hamilton erhalten hatte, handelte es sich dabei um Jesse Talbot, den Sprecher der Siedler und Farmer am Leon River. Er hielt eine verschrammte Spencer Rifle in den Händen, deren Mündung nicht nur zufällig auf den Bauch des Marshals zeigte.

»Das ist weit genug, Mister!«, rief der Farmer heiser. »Ich weiß zwar nicht, was Sie hier zu suchen haben, aber ich denke, es ist besser, Sie drehen jetzt um und reiten wieder davon.«

»Immer mit der Ruhe«, sagte Crown gelassen. »Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen, im Gegenteil, ich bin ein US-Marshal. Mein Name ist Jim Crown.«

Der Farmer schien zu überlegen, aber der Lauf seiner Spencer schwankte nicht einen Zoll.

»So, so, ein US-Marshal. Versuchen es die Viehzüchter jetzt also mit einem korrupten Bundesbeamten, nachdem sie bemerkt haben, das Sheriff Benton nicht nach ihrer Pfeife tanzt?«

Crown schüttelte verdrossen den Kopf. »Ich handle im Auftrag von Gouverneur Coke, außerdem ist ein US-Marshal nie korrupt.«

»Gute Witze sind seltener als gute Yankees«, antwortete Talbot spöttisch.

»Ich glaube ihm«, sagte da eine helle Stimme neben Jim.

Der Kopf des Marshals ruckte augenblicklich zur Seite.

Schräg gegenüber, hinter dem halb geöffneten Tor des Stalles, stand noch jemand, der mit einer Waffe auf ihn zielte. Jim musste unwillkürlich schlucken, als er die abgesägten Doppelläufe einer Parker Gun erkannte. Die Tatsache, dass die Stimme hinter dem Tor einer Frau gehörte, änderte nichts an der tödlichen Gefahr, die von dieser Schrotflinte ausging.

Mit solch einer Waffe konnte ihn selbst ein kleines Kind über den Farmhof blasen.

Jim konnte nicht verhindern, dass ihm trotz der Kälte plötzlich der Schweiß auf der Stirn stand.

Unterdessen war die Frau aus dem Stall herausgetreten. Augenscheinlich war sie die Tochter des Hauses, denn die Ähnlichkeit mit Talbot, der vor der Eingangstür des Hauses stand, war unverkennbar.

Sie war achtzehn, höchstens neunzehn, groß, schlank und hatte dieselben nachtschwarzen Haare wie ihr Vater, nur mit dem Unterschied, dass ihre noch nicht von unzähligen weißgrauen Strähnen durchzogen waren.

Als sie lächelte, wusste Jim, warum Barrow, der Vormann der Circle Ranch, ihr den Hof machte. Sie sah selbst in ihrem schlichten Leinenkleid einfach hinreißend aus. Allein die Blicke, mit denen sie einen musterte, konnten einen Mann ins Schwitzen bringen.

»Irgendwie ist er anders als die Kerle, die sonst hierherkommen.«

»Wie anders, wie meinst du das?«

»Er hat ein offenes Gesicht und in seinen Augen ist kein falsch zu erkennen.«

»Also gut«, sagte Talbot und wandte sich wieder dem Marshal zu. »Dann steigen Sie mal ab. Auch wenn ich nicht immer mit dem einverstanden bin, was meine Tochter sagt, auf ihre Menschenkenntnis habe ich mich bisher stets verlassen können.«

»Und was ist mit meinem Braunen?«, wollte Jim wissen und zeigte auf sein Pferd.

Es widerstrebte ihm, das Tier bei dieser Kälte einfach draußen stehen zu lassen, schließlich hatte ihm der Vierbeiner bisher treue Dienste geleistet.

»Darum wird sich Susan kümmern. Bei ihr ist er in den besten Händen, sie versteht jede Menge von Pferden.«

Crown stieg ab und übergab die Zügel der jungen Frau. Während sie sein Pferd in den Stall führte, ging Jim auf den Mann auf der Veranda zu. Bevor er jedoch den hölzernen Vorbau betrat, hämmerte er seine Absätze kurz gegen den Stufenaufgang, um sich den Dreck und den verharschten Schnee aus den Stiefeln zu klopfen, der sich fingerdick in den Sohlen festgesetzt hatte, nachdem er minutenlang an dem Ort herumgelaufen war, wo Barrow die erschossenen Cowboys gefunden hatte.

Der Farmer, der inzwischen sein Gewehr in die linke Armbeuge genommen hatte, betrachtete Crowns Treiben belustigend.

»Jetzt übertreiben Sie es mal nicht mit dem Saubermachen. Hier draußen ist es im Winter völlig normal, dass man immer etwas Dreck mit ins Haus schleppt. Es sei denn, man zieht sich vor dem Betreten völlig neu um, aber sowas macht kein normaler Mensch.«

»Ich weiß, aber meine Ma hat mich gelehrt, das Haus von Fremden nur mit sauberen Schuhen zu betreten.«

»Ihre Mutter muss eine bemerkenswerte Frau sein, wenn Sie sich in Ihrem Alter immer noch an diese Anweisungen halten.«

Dann streckte er dem Marshal seine Rechte entgegen.

»Na, dann kommen Sie mal rein in die gute Stube. Mein Name ist übrigens Talbot, Jesse Talbot, seit dem Tod meiner Frau bewirtschafte ich die Farm zusammen mit meiner Tochter.«

»Respekt«, sagte Jim, während sein Blick über den Hof und die anderen Gebäude glitt. »Da haben sie ja jeden Tag ganz schön was zu tun.«

»Geht so«, sagte Talbot knapp. »Früher hatten wir noch zwei Helfer, aber seit die Viehzüchter damit angefangen haben, uns Siedler und Kleinrancher zu schikanieren, will keiner mehr für uns arbeiten. Also machen wir nur noch das, was wir können.«

»Vater«, sagte Susan Talbot, die inzwischen wieder aus dem Stall zurückgekommen war. »Ich glaube kaum, dass Mister Crown das interessiert. Er ist schließlich als Gast bei uns und nicht als Kummerkasten, der unsere Probleme hören will.«

Crown warf der Farmerstochter einen amüsierten Blick zu. »Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen, Miss Talbot. Es sind nämlich genau die Probleme, die Ihr Vater erwähnt hat, die mich hierher geführt haben.«

»Siehst du«, sagte der Farmer mit einem breiten Grinsen. »Dein alter Vater hat doch recht behalten, als er gesagt hat, dass es noch so etwas wie Gerechtigkeit in diesem Land gibt.«

Danach wandte er sich wieder Jim zu. »Kommen Sie, Susan hat gerade eben frischen Kaffee aufgesetzt. Es gibt zusammen mit einem Schluck Selbstgebrannten nichts Besseres, um diese verdammte Kälte aus den Knochen zu bekommen.«


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.

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