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Mystique läuft Amok

Jonathan Hickman, Matteo Buffagni, Leinil Francis Yu
X-MEN Band 4
Mystique läuft Amok
Inhalt: Das Orakel (The Oracle, X-Men 6), Lebenstod (Lifedeath, X-Men 7)

Comic, Heft, Superhelden, Panini Comics, Stuttgart, 25. August 2020, 68 Seiten, 5,99 Euro

Charles Xavier schickt Mystique auf eine selbstmörderische Mission und motiviert sie mit der Hoffnung auf die Wiedergeburt ihrer einstigen Lebensgefährtin Destiny.

In Lebenstod steht die sogenannte Probe an, eine Zeremonie, die ehemaligen Mutanten, die durch Scarlet Witch ihrer Kräfte beraubt wurden, die Möglichkeit eröffnet, ihre Mutantenfähigkeiten wiederzuerlangen. Der einzige Haken an der Sache ist der, dass die jeweilige Person zuerst sterben muss, um mit ihren Kräften wiedergeboren zu werden.

Mit US-Heft #6 ist wieder ein neuer Zeichner am Start, Matteo Buffagni, der aber bereits in anderen Serien für Marvel aktiv war: STAR WARS, ASGARDIANS OF THE GALAXY und ASTONISHING X-MEN, um nur ein paar zu nennen. Mit US-Heft #7 kehrt dann aber Leinil Francis Yu wieder zurück ans Zeichenbrett.

Die titelgebende und das Cover zierende Mystique (Raven Darkholme mit bürgerlichem Namen), ist bereits seit 1978 Bestandteil des Marvel-Universums und vor allem bekannt für ihre gestaltwandlerischen Fähigkeiten und ihren verlangsamten Alterungsprozess.

Das Heft an sich hat mich leider etwas ratlos zurückgelassen oder um Mystique auf Seite 27 zu zitieren: »Ich versteh kein Wort …«

Was ich verstanden habe ist, dass erneut die Organisation Orchis Thema ist, gegen die Mystique auf eine heikle und moralisch äußerst fragwürdige Mission geschickt wird. Sowohl Charles Xavier als auch Magneto als treibende Kraft verhalten sich hier menschenverachtend und Xavier erpresst zudem Mystiques Teilnahme damit, dass er ihr in Aussicht stellt, nach erfolgtem Einsatz, Mystique ihre tote Frau, Destiny, zurückzugeben.

War Homosexualität lange Zeit ein Tabu-Thema in den Comics und wurde Mystiques und Destinys Liebe mehr oder weniger nur angedeutet, wird das Verhältnis der beiden Frauen hier endlich offen an- und ausgesprochen.

US-Heft #6 bleibt handlungsseitig verwirrend, wozu auch die ständigen zeitlichen Wechsel innerhalb der Erzählung beitragen. Zu Recht wurde hier Das Orakel als Titel gewählt.

In US-Heft #7 wird dann explizit das Thema der Wiedergeburt aufgegriffen, was die Fragezeichen hinsichtlich Xaviers Versprechen in #6 etwas relativiert.

Doch was soll man von einer Wiedergeburt halten, die dermaßen martialisch daherkommt?

Dass der Tod der Wiedergeburt vorausgehen muss, ist zwar logisch, doch die hier präsentierte Vorgehensweise in der ersten Probe ist doch mehr als fragwürdig.

Konkret heißt das, dass die ehemalige Mutantin Melody Guthrie alias Aero in einem Schwertkampf gegen Apocalypse antreten muss. Den Ausgang kann man sich problemlos vorstellen.

Bedarf es wirklich solcher Methoden, um Menschen ihre früheren Mutantenfähigkeiten zurückzugeben, macht das Ganze überhaupt Sinn und wie sieht es mit der Vertretbarkeit unter ethischen Gesichtspunkten aus?

Durch die grundsätzliche Thematik der Wiedergeburt, deren verschiedene Möglichkeiten wir in den beiden vorliegenden Heften kennen gelernt haben, ist jedenfalls der Handlungswillkür Tür und Tor geöffnet, spielt der Tod im X-Men – Universum, zumindest aufseiten der Mutanten, keine einschränkende Rolle mehr und ist relativ.

Man darf davon ausgehen, dass sich Autor Hickman der Problematik durchaus bewusst ist, lässt er doch Nightcrawler, den Sohn Mystiques und Cyclops über Sterblichkeit bzw. Unsterblichkeit und die Ewigkeit diskutieren und damit das Geschehen kommentieren.

Besonders Nightcrawler als gläubiger Katholik beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit den religiösen Aspekten und versucht zu hinterfragen, was denn wohl mit den Seelen der Wiedergeborenen geschieht?

Der Großteil der Mutanten verlor übrigens während der Ereignisse in HOUSE OF M (2005) ihre Fähigkeiten als Wanda Maximoff alias Scarlet Witch die Realität veränderte.

Der deutsche Titel von Band 4, MYSTIQUE LÄUFT AMOK, ist irreführend und verheißt Action, wo keine ist.

Fazit:
Ein für mich inhaltlich sehr unbefriedigender Doppelband. Das künstlerische Niveau wird hingegen gehalten.

(sb)