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Megapolis

Thomas Elbel
Megapolis

Science-Fiction-Thriller, Taschenbuch, Self-Publishing, November 2013, 476 Seiten, 12,95 Euro, ISBN: 9783000438424. Die Printfassung ist nur noch antiquarisch erhältlich. Eine weiterhin erhältliche E-Book-Fassung liegt im Verlag Edel Elements vor.

Der Mars: Ende des 21. Jahrhunderts ist er durch Terraforming als zweite Heimat der Menschen umgestaltet worden. Doch nicht die Menschen selbst haben dieses Wunderwerk vollbracht und in einem Marsvulkan eine gigantische Stadt nach den Vorbildern von Erdmetropolen geschaffen – es waren sogenannte Novaten, künstlich geschaffene Klon-Wesen, die äußerlich und im Auftreten von echten Menschen nicht zu unterscheiden sind.

Als ihr Erbauer Jack Lansing nach der Fertigstellung des Mars dazu gezwungen wird, seinen Wesen die eigene Vernichtung zu befehlen, wenden sich die zahlenmäßig überlegenen Novaten gegen ihre Schöpfer und rebellieren. Die Menschen müssen sich geschlagen geben und in den Untergrund zurückziehen.

Jahre später ist der Menschenjäger Seth in der Megastadt unterwegs, um die hartnäckigen Rebellen aufzustöbern und auszuschalten. Als plötzlich eine mysteriöse Seuche unter den Novaten ausbricht, vermutet man ein menschliches Attentat dahinter. Der Hohe Rat, ehemalige Leibwächter Lansings, pocht auf schnelle Erfolge. Als Seth dann auch noch mit der Rebellenanführerin Tessa zusammentrifft, glaubt diese in ihm Jack Lansings Sohn Finn zu erkennen – ihren eigenen Ehemann. Sie verschafft ihm Zugang zu versteckten Erinnerungen, und Seth muss sich fragen, auf wessen Seite er eigentlich steht.

Der dritte Roman von Thomas Elbel, MEGAPOLIS, hat eine interessante Vorgeschichte: Bei dem Science-Fiction-Thriller handelt es sich um das eigentliche Debüt des Autors, dessen erster veröffentlichter Roman jedoch ASYLON war, der 2011 im Piper Verlag erschien und von Kritikern und Lesern sehr gut aufgenommen wurde. MEGAPOLIS war der Roman, der ihm allerdings für dieser Erstveröffentlichung den Weg ebnete, aber thematisch nicht in das Schema passte, dass sich der Verlag damals vorstellte. 2013 entschied Elbel sich dazu, den Roman im Eigenverlag über Amazon herauszubringen.

Dass MEGAPOLIS seinerzeit keinen Verlag fand, verwundert sehr, denn er ist – bezogen auf Elbels Zukunfts- und Dystopien-Dreigestirn, dass durch ASYLON und ELYSION komplettiert wird – vielleicht sogar der beste dieser Romane. Das liegt nicht nur an dem interessanten Szenario, das, wie der Autor unumwunden im Nachwort zugibt, eine Hommage und bewusste Umkehr der BLADE RUNNER-Thematik darstellt. Mit der beschriebenen Megastadt, die sich aus gigantischen Vierteln nach dem Vorbild irdischer Metropolen zusammensetzt, sowie den menschlich agierenden Novaten bietet der Roman einen guten und verständlichen Zugang.

Zwischen Finn/Seth und Tessa entwickelt sich eine interessante, emotionale Dynamik. Auch Nebenfiguren wie Seths Jäger-Kollege Kharon oder dem Oberbösewicht Starbuck werden gut ausgestaltet. Viele Szenen- und Perspektivwechsel halten das Tempo hoch. Großes Plus ist aber, wie gesagt, das generelle Mars-Szenario, das die perfekte Balance zwischen Vertrautem und Exotik bietet.

Leider gerät der Roman im letzten Drittel ein wenig aus der Spur: Sobald der Weg einiger Figuren aus der Megacity hinausführt, nimmt das Erzähltempo spürbar ab und die Auflösung der Handlung ist zwar konsequent durchkomponiert und gestaltet, hätte aber noch Raum für ein wenig mehr Dramatik und größer gedachte Action geboten. Nichtsdestotrotz ist MEGAPOLIS ein sehr guter SF-Thriller, angenehm im Stil und faszinierend in seiner Vision. Eine größere Veröffentlichung in einem namhaften Verlag hätte er durchaus verdient. Deswegen vielen Dank an Thomas Elbel, dass er weiter an seinen äußerst lesenswerten, echten Erstling geglaubt und ihn nicht in der Schublade versteckt hat.

(sv)