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Die drei Musketiere – Zwanzig Jahre danach – Kapitel III

Alexandre Dumas
Zwanzig Jahre danach
Erstes bis drittes Bändchen
Fortsetzung der drei Musketiere
Nach dem Französischen von August Zoller
Verlag der Frankh’schen Buchhandlung. Stuttgart. 1845.

III. Zwei alte Feinde

D’Artagnan kam um halb neun Uhr in die Bastille.

Er ließ sich bei dem Gouverneur melden, der ihm, als er erfuhr, dass er vonseiten und auf Befehl des Ministers kam, ihm auf der Freitreppe entgegen ging.

Der Gouverneur der Bastille war damals Monsieur du Tremblay, ein Bruder des berüchtigten Kapuziners Joseph, dieses furchtbaren Günstlings von Richelieu, den man die graue Eminenz nannte.

Als der Marschall von Bassompierre in der Bastille war, wo er zwölf volle Jahre blieb, und seine Gefährten in ihren Freiheitsträumen sich einander sagten, »Ich werde in der und der Zeit hinauskommen« … »und ich in jener Zeit …«, so antwortete Bassompierre: »Und ich Messieurs, werde hinauskommen, wenn Monsieur du Tremblay hinauskommt«, womit er sagen wollte, bei dem Tod des Kardinals müsse Monsieur du Tremblay notwendig seinen Platz in der Bastille verlieren und Bassompierre den seinen wieder einnehmen.

Seine Weissagung sollte in Erfüllung gehen, aber auf eine andere Art, als Bassompierre gedacht hatte, denn als der Kardinal tot war, gingen die Dinge gegen alle Erwartung fort wie bisher. Monsieur du Tremblay verlor seine Stelle nicht, und Bassompierre sollte nicht aus der Bastille kommen.

Monsieur du Tremblay war also noch Gouverneur der Bastille, als d’Artagnan sich in derselben einfand, um den Befehl des Ministers zu vollziehen. Er empfing ihn mit der größten Höflichkeit, und da er eben sich zu Tisch zu setzen im Begriff war, so lud er d’Artagnan ein, mit ihm zu Nacht zu speisen.

»Ich würde dies mit dem größten Vergnügen tun«, sprach d’Artagnan, »aber wenn ich mich nicht täusche, steht auf dem Umschlag des Briefes sehr eilig

»Das ist richtig«, sagte Monsieur du Tremblay. »Holla, Major, man lasse Nro. 256 herabkommen.«

Beim Eintritt in die Bastille hörte man auf, ein Mensch zu sein, und wurde eine Nummer.

D’Artagnan fühlte einen Schauer bei dem Geräusche der Schlüssel. Er blieb zu Pferde, ohne absteigen zu wollen, betrachtete die Gitterstangen, die tiefen Fenster, die ungeheuren Mauern, die er nie anders als von jenseits der Gräben gesehen und die ihm vor etwa zwanzig Jahren so bange gemacht hatten.

Es ertönte ein Glockenschlag.

»Ich verlasse Euch«, sprach Monsieur du Tremblay. »Man ruft mich, um den Abgang des Gefangenen zu unterzeichnen. Auf Wiedersehen, Monsieur d’Artagnan.«

»Der Teufel soll mich holen, wenn ich dir deinen Wunsch zurückgebe«, murmelte d’Artagnan und begleitete diesen Fluch mit dem anmutigsten Lächeln. »Schon bei einem Aufenthalt von fünf Minuten im Hof fühle ich mich krank. Ich sehe, dass ich lieber auf dem Stroh sterben, was mir wahrscheinlich widerfahren wird, als 10.000 Livres Renten sammeln will, um Gouverneur der Bastille zu sein.«

Kaum hatte er diesen Monolog vollendet, als der Gefangene erschien. Sobald d’Artagnan ihn erblickte, machte er eine Bewegung des Erstaunens, die er aber sogleich wieder bewältigte. Der Gefangene stieg in den Wagen, ohne, wie es schien, d’Artagnan erkannt zu haben.

»Messieurs«, sagte d’Artagnan zu den vier Musketieren, »man hat mir befohlen, den Gefangenen auf das Schärfste zu bewachen. Da nun der Wagen keine Schlösser an seinen Schlägen hat, so will ich zu ihm hineinsteigen. Monsieur von Lillebonne, habt die Güte, mein Pferd am Zügel zu führen.«

»Seht gern, mein Lieutenant«, antwortete derjenige, an welchen er sich gewandt hatte.

D’Artagnan sprang vom Pferd, gab den Zügel dem Musketier, stieg in den Wagen und rief in einem Ton, in welchem sich unmöglich auch nur die geringste Bewegung erkennen ließe: »In das Palais Royal, im Trab!«

Sogleich entfernte sich der Wagen, und d’Artagnan warf sich, die Dunkelheit benutzend, die in dem Gewölbe herrschte, durch das man fuhr, dem Gefangenen um den Hals.

»Rochefort!«, rief er, »Ihr seid es! Ich täusche mich nicht!«

»D’Artagnan!«, rief Rochefort erstaunt.

»Ach, mein armer Freund«, fuhr d’Artagnan fort, »da ich Euch seit vier bis fünf Jahren nicht gesehen habe, so hielt ich Euch für tot.«

»Meiner Treu!«, erwiderte Rochefort, »es ist kein großer Unterschied zwischen einem Toten und einem Begrabenen, und ich bin ein Begrabener.«

»Wegen welchen Verbrechens seid Ihr in der Bastille?«

»Soll ich Euch die Wahrheit sagen?«

»Ja.«

»Nun, ich weiß es nicht.«

»Misstrauen gegen mich, Rochefort?«

»Nein, auf Edelmannswort, denn ich kann unmöglich aus der Ursache hier sein, die man angibt.«

»Welche Ursache?«

»Als Nachtdieb.«

»Ihr, Nachtdieb? Rochefort, Ihr scherzt.«

»Ich begreife. Das heischt eine Erläuterung, nicht wahr?«

»Allerdings.«

»Nun, so hört, was geschehen ist. Eines Abends nach einer Orgie bei Reinard in den Tuilerien mit dem Herzog d’Harcourt, Fontrailles, von Rieux und anderen machte der Herzog d’Harcourt den Vorschlag, auf dem Pont-Neuf Mäntel zu ziehen. Es ist dies, wie Ihr wisst, eine Unterhaltung, welche der Herzog von Orleans sehr in die Mode gebracht hat.«

»Wart Ihr ein Narr, Rochefort? In Eurem Alter?«

»Nein, ich war betrunken, und dennoch, da mir die Belustigung sehr mittelmäßig vorkam, schlug ich dem Chevalier von Rieux vor, Zuschauer statt handelnde Person zu sein, um die Szene aus der ersten Loge zu sehen, auf das Pferd aus Bronze zu steigen. Gesagt, getan. Mithilfe der Sporen, die uns als Steigbügel dienten, saßen wir in einem Augenblick auf dem Rücken. Wir hatten einen vortrefflichen Standpunkt. Bereits waren vier bis fünf Mäntel mit einer Geschicklichkeit ohne Gleichen und ohne dass diejenigen, welchen man sie nahm, ein Wort zu sagen wagten, gestohlen, als es irgendeinem Dummkopf, welcher etwas minder geduldig war als die anderen, einfiel, nach der Wache zu schreien, was eine Patrouille von Bogenschützen herbeiführte. Der Herzog d’Harcourt, Fontrailles und die anderen machten sich aus dem Staub. Von Rieux will dasselbe tun. Ich halte ihn zurück und sage ihm, man werde uns da, wo wir seien, nicht aus dem Nest heben. Er hört nicht auf mich, setzt den Fuß auf den Sporn, um hinabzusteigen. Der Sporn zerbricht, er fällt, bricht ein Bein und fängt an, statt zu schweigen, wie ein Gehängter zu schreien. Ich will ebenfalls herabspringen, aber es war zu spät. Ich springe in die Arme der Bogenschützen, die mich zu dem Chatelet führen, wo ich ruhig einschlafe, fest überzeugt, ich würde am anderen Tag entlassen werden. Der andere Tag geht vorüber, ebenso der zweite. Es gehen acht Tage vorüber, ich schreibe an den Kardinal. An demselben Tag holt man mich ab und führt mich in die Bastille, wo ich seit fünf Jahren sitze. Glaubt Ihr, es sei dies der Fall, weil ich das Verbrechen begangen habe, auf das Pferd hinter Heinrich IV. zu steigen?«

»Nein, Ihr habt recht, mein lieber Rochefort, das kann nicht der Grund sein, Ihr werdet ihn übrigens wahrscheinlich erfahren.«

»Ach! Ja, doch ich habe vergessen, Euch zu fragen: Wohin führt Ihr mich?«

»Zum Kardinal.«

»Was will er von mir?«

»Ich weiß es nicht, denn ich wusste nicht einmal, dass ich Euch holen sollte.«

»Unmöglich! Ihr, ein Günstling?«

»Ein Günstling, ich!«, rief d’Artagnan. »Ah! Mein armer Graf, ich bin mehr Gascogner Junker, als da ich Euch vor zweiundzwanzig Jahren in Meung sah, wisst Ihr noch? Ach! Ach!« Ein schwerer Seufzer beendete diesen Satz.

»Doch Ihr kommt mit einem Befehl.«

»Weil ich mich zufällig im Vorzimmer befand und sich der Kardinal an mich wandte, wie er sich an jeden anderen gewendet hätte; aber ich bin immer noch Lieutenant bei den Musketieren, und dies bin ich, wenn ich richtig zähle, seit ungefähr einundzwanzig Jahren.«

»Es ist Euch doch kein Unglück widerfahren, und das ist schon viel.«

»Welches Unglück sollte mir widerfahren? Irgendein lateinischer Vers, den ich vergessen oder vielmehr nie recht gewusst habe, sagt: Der Blitz treffe die Täler nicht, und ich bin ein Tal, mein lieber Rochefort, und zwar eines von den tiefsten.«

»Mazarin ist also immer noch Mazarin?«

»Mehr als je, mein Lieber; man sagt, er sei mit der Königin verheiratet.«

»Verheiratet!«

»Ist er nicht ihr Gemahl, so ist er sicherlich ihr Geliebter.«

»Einem Buckingham widerstehen und einem Mazarin nachgeben!«

»So sind die Frauen«, versetzte d’Artagnan philosophisch.

»Die Frauen wohl, aber die Königinnen!«

»Ei, mein Gott, in dieser Hinsicht sind die Königinnen zweimal Frauen.«

»Und Monsieur von Beaufort ist immer noch im Gefängnis?«

»Immer noch, warum?«

»Da er mir wohl wollte, so hätte er mich aus der schlimmen Geschichte ziehen können.«

»Ihr seid ohne Zweifel der Freiheit näher als er; also werdet Ihr ihn aus dem Unglück ziehen.«

»Und wie steht es mit dem Krieg?«

»Man wird haben.«

»Mit Spanien?«

»Nein, mit Paris.«

»Was wollt Ihr damit sagen?«

»Hört Ihr die Flintenschüsse?«

»Ja, nun?«

»Es sind Bürger, welche in Erwartung eines Aufstandes feuern.«

»Glaubt Ihr, man könnte etwas aus den Bürgern machen?«

»Gewiss, sie versprechen etwas; und wenn sie einen Führer hätten, der aus allen Gruppen eine Masse machen würde …«

»Es ist ein Unglück, nicht frei zu sein.«

»Ei, mein Gott, verzweifelt doch nicht. Wenn Mazarin Euch holen lässt, so geschieht es einfach, weil er Euch braucht, und wenn er Euch braucht, nun, so mache ich Euch mein Kompliment. Es ist lange her, dass niemand meiner mehr bedurft hat; Ihr seht auch, wie weit ich es gebracht habe.«

»Beklagt Euch doch, ich rate es Euch!«

»Hört, Rochefort, einen Vertrag …«

»Welchen?«

»Ihr wisst, dass wir gute Freunde sind.«

»Bei Gott, ich trage die Male Eurer Freundschaft an mir: drei Degenstiche …!«

»Nun wohl, wenn Ihr wieder in Gunst kommt, vergesst mich nicht.«

»So wahr ich Rochefort heiße, aber unter der Bedingung der Gegenseitigkeit.«

»Abgemacht, hier ist meine Hand.«

»Die erste Gelegenheit also, die Ihr findet, um von mir zu sprechen …«

»Ich spreche von Euch, und Ihr?«

»Ebenso.«

»Und soll ich auch von Euren Freunden sprechen?«

»Von welchen Freunden?«

»Von Athos, Porthos und Aramis. Habt Ihr sie denn vergessen?«

»Beinahe.«

»Was ist aus ihnen geworden?«

»Ich weiß es nicht.«

»Wirklich?«

»Ah! Mein Gott ja, wir haben uns verlassen, wie Ihr wisst; sie leben, das ist alles, was ich von ihnen sagen kann. Von Zeit zu Zeit erhalte ich mittelbar Nachrichten von ihnen; aber der Teufel soll mich holen, wenn Ich weiß, in welchem Winkel der Erde sie sich aufhalten. Nein, auf Ehre! Ich habe nur noch Euch zum Freund, Rochefort.«

»Und der herrliche, wie nanntet Ihr doch den Burschen, den ich zum Sergenten im Regiment Piemout machte?«

»Planchet.«

»Ja, so ist es, der herrliche Planchet; was ist aus ihm geworden?«

»Er hat einen Zuckerbäckerladen in der Rue des Lombards geheiratet. Der Bursche war stets ein großer Freund von Süßigkeiten. Er ist nun Bürger von Paris und treibt in diesem Augenblick wohl ohne Zweifel Aufruhr. Ihr werdet sehen, er ist Schöppe, ehe ich Kapiteln bin.«

»Auf! Mein lieber d’Artagnan, wenn man ganz unten am Rad ist, so dreht sich das Rad und hebt einen empor. Vielleicht verändert sich Euer Schicksal noch diesen Abend.«

»Amen«, sprach d’Artagnan, den Wagen anhaltend.

»Was macht Ihr?«, fragte Rochefort.

»Wir sind bald an Ort und Stelle, und man soll nicht sehen, dass ich aus Eurem Wagen aussteige. Wir kennen uns nicht.«

»Ihr habt recht, adieu.«

»Auf Wiedersehen. Erinnert Euch Eures Versprechens.«

D’Artagnan stieg wieder zu Pferde und setzte sich an die Spitze der Eskorte.

Fünf Minuten später gelangte man in den Hof des Palais Royal.

D’Artagnan führte den Gefangenen über die große Treppe und ließ ihn durch das Vorzimmer und den Korridor gehen. Vor der Tür des Kabinetts von Mazarin angelangt, war er eben im Begriff, sich melden zu lassen, als Rochefort die Hand auf seine Schulter legte und lächelnd zu ihm sagte: »D’Artagnan, soll ich Euch eines sagen, woran ich den ganzen Weg entlang dachte, als ich die Gruppen von Bürgern sah, durch die wir fuhren und die Euch und Eure vier Leute mit flammenden Augen betrachteten?«

»Sprecht«, antwortete d’Artagnan.

»Ich durfte nur um Hilfe rufen, um Euch und Eure Eskorte in Stücke hauen zu lassen, und dann wäre ich frei.«

»Warum habt Ihr es nicht getan?«

»Geht doch! Geschworene Freundschaft! Aber wenn mich ein anderer als Ihr geführt hätte, so sage ich nicht …«

D’Artagnan neigte das Haupt. »Sollte Rochefort besser geworden sein, als ich?«, sprach er zu sich selbst. Er ließ sich beim Minister melden.

»Lasst Monsieur von Rochefort eintreten«, rief mit ungeduldigem Ton Mazarin, sobald er diese zwei Namen gehört hatte, »und bittet Monsieur d’Artagnan zu warten; ich bin noch nicht mit ihm fertig.«

Diese Worte machten d’Artagnan ganz heiter. Lange Zeit hatte, wie er selbst bemerkte, niemand seiner bedurft. Diese Aufforderung von Mazarin erschien ihm als ein glückliches Vorzeichen. Was Rochefort betrifft, so brachte dieselbe auf diesen keine andere Wirkung hervor, als dass sie ihm völlige Fassung verlieh. Er trat in das Kabinett ein und fand Mazarin am Tisch sitzend in seiner gewöhnlichen Tracht, d. h. als Monsignore, was ungefähr das Gewand der Abbés jener Zeit war, ausgenommen, dass er violette Strümpfe und einen violetten Mantel trug.

Die Türen schlossen sich wieder. Rochefort betrachtete Mazarin aus einem Winkel des Auges, und er ertappte den Minister auf einem Blick, welcher den seinen kreuzte.

Der Minister war stets derselbe, gut frisiert, gut parfümiert und durch seine Koketterie jünger als seine wirklichen Lebensjahre. Bei Rochefort war es ein anderes. Die fünf Jahre, die er im Gefängnis zubrachte, hatten diesen Freund von Monsieur von Richelieu sehr alt gemacht. Seine schwarzen Haare waren weiß geworden und die Bronzefarbe seiner Gesichtshaut hatte einer Blässe, welche Erschöpfung zu sein schien, Platz gemacht.

Bei seinem Anblick schüttelte Mazarin unmerklich den Kopf mit einer Miene, welche wohl sagen wollte: Dieser Mensch scheint mir nicht mehr zu großen Dingen zu taugen.

Nach einem Stillschweigen, das in der Tat ziemlich lang währte, Rochefort aber wie ein Jahrhundert vorkam, zog Mazarin aus einem Stoß Papiere einen offenen Brief hervor, zeigte ihn dem Edelmann und sagte: »Ich habe hier einen Brief gefunden, worin Ihr um Eure Freiheit nachsucht, Monsieur von Rochefort. Ihr seid also im Gefängnis?«

Rochefort bebte bei dieser Frage. »Es scheint mir, Eure Eminenz wusste das besser, als irgend jemand.«

»Ich? Keineswegs. Es sind dort noch eine Menge von Gefangenen aus der Zeit von Monsieur von Richelieu, deren Namen ich nicht einmal weiß.«

»Wohl, doch bei mir ist es etwas anderes, Monseigneur, und Ihr wusstet den meinen, denn auf einen Befehl von Eurer Eminenz bin ich von dem Chatelet zur Bastille gebracht worden.«

»Ihr glaubt?«

»Ich weiß es gewiss.«

»Ja, in der Tat, ich glaube mich dessen zu erinnern. Habt Ihr Euch damals nicht geweigert, für die Königin eine Reise nach Brüssel zu machen?«

»Ah! Ah!«, sprach Rochefort, »das ist also die wahre Ursache. Ich suche sie seit fünf Jahren. Dummkopf, der ich bin, dass ich sie nicht gefunden habe.«

»Ich sage nicht, dass dies die Ursache Eurer Verhaftung ist. Verstehen wir uns recht, ich stelle die Frage an Euch, und nicht mehr: Habt Ihr Euch nicht geweigert, im Dienste der Königin nach Brüssel zu gehen, während Ihr einwilligtet, Euch im Dienste des verstorbenen Kardinals dahin zu begeben?«

»Gerade weil ich im Dienst des verstorbenen Kardinals dort gewesen bin, konnte ich nicht in dem der Königin dahin zurückkehren. Ich war in Brüssel in einer furchtbaren Angelegenheit. Es geschah zur Zeit der Verschwörung von Chalais, und ich hatte mich dahin begeben, um die Korrespondenz von Chalais mit dem Erzherzog zu erwischen und schon damals wäre ich, als man mich erkannte, beinahe in Stücke zerrissen worden. Ich hätte die Königin zu Grunde gerichtet, statt ihr zu dienen.«

»Ihr seht hieraus, mein lieber, Monsieur von Rochefort, wie die besten Absichten oft schlecht ausgelegt werden. Die Königin hat in Eurer Weigerung nichts anderes gesehen als eine einfache Weigerung. Ihre Majestät, die Königin, hatte sich unter dem verstorbenen Kardinal sehr über Euch zu beklagen.«

Rochefort lächelte verächtlich.

»Gerade weil ich dem Monsieur Kardinal von Richelieu gut gegen die Königin gedient hatte, musstet Ihr, da er tot war, Monseigneur, begreifen, dass ich Euch gegen die ganze Welt gut bedienen würde.

»Ich, Monsieur von Rochefort?«, sagte Mazarin, »ich bin nicht wie Monsieur von Richelieu, der auf die Allmacht abzielte. Ich bin ein einfacher Minister, der keiner Diener bedarf, insofern ich der der Königin bin. Ihre Majestät aber ist sehr empfindlich, sie wird Eure Weigerung erfahren und sie für eine Kriegserklärung gehalten haben, und da sie wusste, dass Ihr ein Mann von höheren Eigenschaften und folglich sehr gefährlich seid, mein lieber Monsieur von Rochefort, so hat sie mir wohl den Befehl gegeben, mich Eurer zu versichern. Auf diese Art befindet Ihr Euch in der Bastille.«

»Gut, Monseigneur«, sagte Rochefort, »es scheint mir, wenn ich infolge eines Irrtums in der Bastille sitze …«

»Ja, ja«, versetzte Mazarin, »allerdings, das lässt sich ordnen, Ihr seid ein Mann, um gewisse Angelegenheiten zu begreifen, und wenn Ihr sie einmal begriffen habt, sie gut zu betreiben.«

»Das war die Meinung des Monsieur Kardinal von Richelieu, und meine Bewunderung für diesen großen Mann vermehrt sich noch dadurch, dass Ihr die Güte habt, mir zu sagen, es sei auch die Eure.

»Das ist wahr«, versetzte Mazarin. »Der Monsieur Kardinal hatte viel Politik, und darin bestand seine große Überlegenheit über mich, der ich ein ganz einfacher schlichter Mann bin; was mir schadet, das ist der Umstand, dass ich eine ganz französische Offenherzigkeit besitze.«

Rochefort presste die Lippen zusammen, um nicht zu lachen.

»Ich komme also zur Sache; ich bedarf guter Freunde, treuer Diener. Wenn ich sage, ich bedarf, so will ich damit sagen, die Königin bedarf. Ich tue alles nur auf Befehl der Königin, versteht mich wohl; das ist nicht wie bei dem Monsieur Kardinal von Richelieu, der alles nur aus eigener Laune tat. Ich werde auch nie ein großer Mann sein, wie er; dagegen aber bin ich ein guter Mann, Monsieur von Rochefort und hoffe Euch dies zu beweisen.«

Rochefort kannte diese seidene Stimme, durch welche zuweilen ein Zischen glitt, das dem der Schlange glich.

»Ich bin ganz bereit, Monseigneur zu glauben«, sagte er, »obwohl ich meinesteils wenig Beweise von der Gutmütigkeit habe, von der Eure Eminenz spricht. Vergesst nicht«, fuhr Rochefort fort, als er die Bewegung wahrnahm, welche der Minister zu unterdrücken versuchte, »vergesst nicht, dass ich seit fünf Jahren in der Bastille bin, und dass nichts die Gedanken so sehr verwirrt, als ob man die Dinge durch das Gitter eines Gefängnisses sieht.«

»Ah! Monsieur von Rochefort, ich sagte Euch bereits dass ich keinen Anteil an Eurer Gefangenschaft hatte. Die Königin, Zorn einer Frau und einer Prinzessin, was wollt Ihr! Aber das geht, wie es kommt, und nachher denkt man nicht mehr daran …«

»Ich begreife, Monseigneur, dass sie nicht mehr daran denkt, sie, welche fünf Jahre in dem Palais Royal mitten unter Festen und Höflingen zubrachte, aber ich, der sie in der Bastille zubringen musste …«

»Ei, mein Gott, Monsieur von Rochefort, glaubt Ihr, das Palais Royal sei ein so angenehmer Aufenthaltsort? Nein, nein, ich versichere Euch, wir haben auch gewaltiges Getöse gehabt. Doch sprechen wir nicht mehr hiervon. Ich spiele, wie immer offenes Spiel, und frage, Monsieur von Rochefort, seid Ihr von den unseren?«

»Ihr müsst begreifen, Monseigneur, dass ich nichts Besseres wünschen kann, aber ich bin mit allen gegenwärtigen Angelegenheiten nicht im Geringsten vertraut. In der Bastille spricht man über Politik nur mit den Soldaten und den Gefängniswärtern, und Ihr habt keinen Begriff, Monseigneur, wie wenig diese Leute mit den Vorgängen auf dem Laufenden sind. Ich bin noch an Monsieur von Bassompierre. Ist er immer noch einer von den siebzehn Seigneurs?«

»Er ist tot, Monsieur, und das ist ein großer Verlust. Es war ein der Königin ergebener Mann, und die ergebenen Leute sind selten.«

»Bei Gott, ich glaube wohl«, sprach Rochefort. »Wenn Ihr welche habt, so schickt Ihr sie in die Bastille.«

»Aber wodurch beweist sich die Ergebenheit?«, sagte Mazarin.

»Durch die Tätigkeit«, antwortete Rochefort.

»Ah! Ja, durch die Tätigkeit«, versetzte der Minister nachdenkend, »aber wo finden sich Männer von Tätigkeit?«

Rochefort zuckte die Achseln und erwiderte: »Es fehlt nie daran, Monseigneur; nur sucht Ihr schlecht.«

»Ich suche schlecht? Was wollt Ihr damit sagen, mein lieber Monsieur von Rochefort? Belehrt mich doch. Ihr musstet viel in Eurem vertrauten Umgang mit dem verstorbenen Monsieur Kardinal lernen. Ah, das war ein so großer Mann!«

»Wird sich Monseigneur ärgern, wenn ich ihm etwas Moral lese?«

»Ich? Niemals. Ihr wisst wohl, dass man mir alles sagen kann, mein lieber Monsieur von Rochefort. Ich suche mich beliebt und nicht gefürchtet zu machen.«

»Nun, Monseigneur, in meinem Kerker findet sich ein Sprichwort mit der Spitze eines Nagels an die Wand geschrieben.«

»Und wie heißt dieses Sprichwort?«

»Es heißt, Monseigneur: Wie der Monsieur …«

»Ich kenne es: so der Knecht.«

»Nein: so der Diener. Es ist eine kleine Veränderung, welche die ergebenen Leute, von denen ich soeben sprach, zu ihrem Privatvergnügen daran vorgenommen haben.«

»Wohl, was bedeutet dieses Sprichwort?«

»Es bedeutet, dass Monsieur von Richelieu ergebene Diener gut zu finden wusste, und zwar dem Dutzend nach.«

»Er! Der Zielpunkt aller Dolche! Er, der sein Leben damit zubrachte, alle Stöße zu parieren, die man nach ihm führte.«

»Aber er hat sie pariert, und sie waren doch kräftig genug geführt. Hatte er gute Feinde, so hatte er auch gute Freunde.«

»Mehr verlange ich auch nicht.«

»Ich habe Leute gekannt«, fuhr Rochefort fort, denn er dachte, es sei jetzt die Zeit gekommen, d’Artagnan Wort zu halten, »ich kannte Leute, die durch ihre Gewandtheit hundertmal den Scharfsinn des Kardinals scheitern gemacht, durch ihre Tapferkeit seine Leibwachen und seine Spione geschlagen haben, Leute, welche ohne Geld, ohne Unterstützung, ohne Kredit einem gekrönten Haupt eine Krone erhielten und den Kardinal dahin brachten, dass er nur Verzeihung bitten musste.«

»Aber die Leute, von denen Ihr sprecht«, sagte Mazarin in seinem Inneren lächelnd, dass Rochefort dahin gelangte, wohin er ihn führen wollte, »diese Leute waren dem Kardinal nicht ergeben, da sie gegen ihn kämpften.«

»Nein, denn sie wären besser belohnt worden; aber sie hatten das Unglück, derselben Königin ergeben zu sein, für die Ihr soeben Diener verlangtet.«

»Woher wisst Ihr diese Dinge?«

»Ich weiß diese Dinge, weil dieselben Menschen zu jener Zeit meine Feinde waren, weil sie gegen mich kämpften, weil ich ihnen alles Schlimme zufügte, was ich nur immer konnte, weil sie es mir auf das Schönste zurückgegeben haben, weil einer von ihnen, mit dem ich ganz besonders zu tun hatte, mir vor ungefähr sieben Jahren einen Degenstich beibrachte; es war der dritte, den ich von derselben Hand erhielt … der Abschluss einer alten Rechnung.«

»Ah!«, sprach Mazarin mit bewunderungswürdiger Gutmütigkeit, »wenn ich solche Menschen kennen würde.«

»Ei! Monseigneur, Ihr habt einen seit sechs Jahren vor Eurer Tür und habt ihn seit sechs Jahren zu nichts gut gehalten.«

»Weil denn?«

»Monsieur d’Artagnan.«

»Den Gascogner?«, rief Mazarin mit vortrefflich gespielter Verwunderung.

»Dieser Gascogner hatte eine Königin gerettet und Monsieur von Richelieu musste gestehen, dass er ihm gegenüber an Geschicklichkeit, Gewandtheit und Politik nur ein Schüler wäre.«

»Wirklich?«

»Wie ich Eurer Excellenz zu sagen die Ehre habe.«

»Erzählt mir das ein wenig, mein lieber Monsieur von Rochefort.«

»Das ist sehr schwierig, Monseigneur«, sagte der Edelmann lächelnd.

»Dann wird er es mir selbst erzählen.«

»Ich zweifle daran, Monseigneur.«

»Und warum?«

»Weil das Geheimnis nicht ihm gehört, weil es, wie ich Euch gesagt habe, das einer großen Königin ist.«

»Und er war allein, um ein solches Unternehmen auszuführen?«

»Nein Monseigneur, er hatte drei Freunde, drei Brave, die ihn unterstützten, Brave, wie Ihr sie soeben suchte.«

»Und diese vier Männer waren einig, sagt Ihr?«

»Als ob sie nur ein Mensch gewesen waren, als ob diese vier Herzen in einer Brust geschlagen hätten. Was haben sie auch nicht alles getan, diese vier!«

»Mein lieber Monsieur von Rochefort, in der Tat, Ihr stachelt meine Neugierde im höchsten Grade. Könntet Ihr mir diese Geschichte nicht erzählen?«

»Nein, aber ich kann Euch ein Märchen erzählen, ein wahres Feenmärchen, dafür stehe ich Euch, Monseigneur.«

»Oh! Sprecht, Monsieur von Rochefort, ich liebe die Märchen ungemein.«

»Ihr wollt es?«, sagte Monsieur von Rochefort, indem er in diesem seinen, listigen Gesicht eine Absicht wahrzunehmen suchte.

»Ja.«

»Nun, so hört, Es war einmal eine Königin … aber eine mächtige Königin, die Königin von einem der mächtigsten Königreiche der Welt, der ein Minister sehr übel wollte, weil er ihr zuvor zu wohl gewollt hatte. Sucht nicht, Monseigneur, Ihr könnt nicht erraten, wer. All das ereignete sich lange Zeit, ehe Ihr in das Königreich kamt, wo diese Königin regierte. Es erschien aber an dem Hof ein Botschafter, so brav, so reich und so artig, dass alle Frauen sich in ihn verliebten, und die Königin selbst, ohne Zweifel in Erinnerung der Art und Weise, wie er die Staatsangelegenheiten behandelt hatte, die Unklugheit beging, ihm einen Schmuck zu schenken, der so merkwürdig war, dass er sich nicht ersetzen ließ. Da dieser Schmuck vom König kam, so forderte der Minister diesen auf, von der Fürstin zu verlangen, gerade die bezeichneten Juwelen beim nächsten Ball zu tragen. Es ist überflüssig, Euch zu bemerken, dass der Minister aus einer gewissen Quelle erfahren hatte, wie der Schmuck dem Botschafter gefolgt war, welcher Botschafter in großer Entfernung jenseits des Meeres lebte. Die große Königin war verloren, wie die Letzte ihrer Untertaninnen, denn sie fiel von ihrer höchsten Höhe herab.«

»Wirklich?«

»Nun gut, Monseigneur, vier Menschen entschlossen sich, sie zu retten. Diese vier Menschen waren keine Prinzen, waren keine Herzoge, waren keine mächtigen Männer, waren keine reiche Männer, es waren vier Soldaten mit großem Herzen, gutem Arme und freiem Degen. Sie reisten ab. Der Minister erfuhr ihre Abreise und schickte Leute auf ihren Weg aus, um zu verhindern, dass sie zu ihrem Ziel gelangen. Drei wurden durch die zahlreichen Angriffe kampfunfähig gemacht, aber ein Einziger gelangte in den Hafen, tötete oder verwundete diejenigen, welche ihn festnehmen wollten, schiffte über das Meer und brachte den Schmuck der großen Königin zurück, die ihn an dem bestimmten Tag an die Schulter heften konnte. Was sagt Ihr von diesem Zug, Monseigneur?«

»Das ist herrlich«, sprach Mazarin träumerisch.

»Nun, ich weiß noch ähnliche.«

Mazarin sprach nicht mehr, er dachte nach.

Fünf bis sechs Minuten gingen vorüber.

»Ihr habt mich nichts mehr zu fragen, Monseigneur?«, sagte Rochefort.«

»Allerdings. Und der Monsieur d’Artagnan war einer von diesen vier raschen, sagt Ihr?«

»Er war derjenige, welcher das ganze Unternehmen leitete.«

»Und wer waren die anderen?«

»Monseigneur erlaubt, dass ich Monsieur d’Artagnan die Sorge überlasse, sie Euch zu nennen. Es waren seine Freunde und nicht die meinen; er allein hätte einigen Einfluss auf sie und ich kenne sie nicht einmal unter ihren wahren Namen.«

»Ihr misstraut mir, Monsieur von Rochefort. Ich will völlig offenherzig sein: Ich bedarf Eurer, seiner, aller.«

»Fangen wir bei mir an, Monseigneur, da Ihr mich habt holen lassen und ich nun hier bin; dann möget Ihr zu ihnen übergehen. Ihr werdet Euch über meine Neugierde nicht wundern. Wenn man fünf Jahre im Gefängnis sitzt, erfährt man nicht ungern, wohin man geschickt werden soll.«

»Ihr, mein lieber Monsieur von Rochefort, sollt einen Vertrauensposten bekommen. Ihr geht nach Vincennes, wo Monsieur von Beaufort gefangen ist. Ihr bewacht ihn mir auf das Schärfste. Nun, was habt Ihr denn?«

»Ihr schlagt mir etwas Unmögliches vor«, sprach Rochefort und schüttelte mit betrübter Miene den Kopf.

»Wie! Etwas Unmögliches? Und warum ist diese Sache unmöglich?«

»Weil Monsieur von Beaufort einer meiner Freunde ist, oder vielmehr weil ich einer der seinen bin. Habt Ihr vergessen, Monseigneur, dass Beaufort bei der Königin für mich gut gestanden hat?«

»Monsieur von Beaufort ist seit damals der Feind des Staates.«

»Ja, Monseigneur, das ist möglich, aber da ich weder König noch Königin, noch Minister bin, so ist er nicht mein Feind, und ich kann nicht annehmen, was Ihr mir anbietet.«

»Das nennt Ihr Ergebenheit? Ich wünsche Euch Glück: Eure Ergebenheit macht Euch nicht zu sehr Bedeutendem verbindlich, Monsieur von Rochefort.«

»Und wann werdet Ihr begreifen«, fuhr Rochefort fort, »dass die Bastille verlassen, um nach Vincennes zu kommen, nur das Gefängnis wechseln heißt.«

»Sagt unumwunden, dass Ihr zu der Partei von Monsieur von Beaufort gehört, das wird freimütiger sein.«

»Monseigneur, ich bin so lange eingeschlossen gewesen, dass ich nur zu einer Partei, zu der Partei der frischen Luft gehöre. Verwendet mich zu irgendetwas anderem, gebt mir eine Sendung, beschäftigt mich tätig, aber auf der offenen Straße, wenn es möglich ist.«

»Mein lieber Monsieur von Rochefort«, sagte Mazarin mit seiner spöttischen Miene, »Eure Eifer reißt Euch fort. Ihr haltet Euch noch für einen jungen Mann, weil das Herz immer noch jung ist, aber die Kräfte fehlen Euch. Glaubt mir, Ihr bedürft jetzt vor allem der Ruhe. Holla! Irgendjemand herein!«

»Ihr verfügt also nicht über mich?«

»Im Gegenteil, ich habe verfügt.«

Bernouin trat ein. »Rufe einen Huissier«, sprach Mazarin, »und bleibe in meiner Nähe«, sagte er mit leisem Ton bei.

Ein Huissier trat ein, der Kardinal schrieb einige Worte, die er diesem Mann zustellte, grüßte sodann mit dem Kopf und sagte: »Gott befohlen, Monsieur von Rochefort.«

Rochefort verbeugte sich ehrfurchtsvoll.

»Ich sehe, Monseigneur«, sagte er, »man führt mich wieder in die Bastille.«

»Ihr seid gescheit.«

»Ich kehre dahin zurück, Monseigneur, aber ich wiederhole Euch, Ihr habt unrecht, dass Ihr mich nicht zu verwenden wisst.«

»Euch, den Freund meiner Feinde?«

»Warum nicht, Ihr hättet mich zum Feind Eurer Feinde machen sollen.«

»Glaubt Ihr, es gebe nur Euch allein? Seid überzeugt Monsieur von Rochefort, ich werde Leute finden, welche so viel wert sind, wie Ihr.«

»Ich wünsche es Euch, Monseigneur.«

»Schon gut; geht, geht! Ihr braucht mir ferner nicht mehr zu schreiben, Eure Briefe wären verlorene Briefe.«

»Ich habe die Kastanien aus dem Feuer geholt«, murmelte Rochefort, indem er sich entfernte. »Ist d’Artagnan nicht zufrieden, wenn ich ihm von dem Lob erzähle, das ich ihm gespendet habe, so muss ich ihn einen Undankbaren schelten. Aber wohin führt man mich denn, in des Teufels Namen?«

Man führte Rochefort zu der kleinen Treppe, statt ihn durch das Vorzimmer gehen zu lassen, wo d’Artagnan wartete. Im Hof fand er seinen Wagen und vier Mann Eskorte, aber er suchte vergebene seinen Freund.

»Ah! Ah«, sagte Rochefort zu sich selbst, »das verändert die Sache auf eine furchtbare Weise. Wenn noch so viel Volk auf den Straßen ist, so wollen wir es versuchen, Monsieur von Mazarin zu beweisen, dass wir, Gott sei Dank, noch zu etwas ganz anderem taugen als zur Bewachung eines Gefangenen. Und er sprang so leicht in den Wagen, als ob er erst fünfundzwanzig Jahre alt wäre.