Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

John Sinclair 2186 – Seine Frau, die Hexe

Ian Rolf Hill
Geisterjäger John Sinclair Band 2186
Seine Frau, die Hexe

Horror/Grusel/Mystery, Heftroman, Bastei Lübbe AG, Köln, 2. Juni 2020, 64 Seiten, 1,90 Euro, Covermotiv: Sandobal

Ein seltsamer Fall beschäftigt den ehemaligen Gerichtsmediziner Clancy Silverman: Sein guter Freund, Ernest Langstrom, der bereits seit 37 Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist und sich schon seit einiger Zeit im Krankenhaus befindet, ist vergiftet worden, aber noch am Leben.

Der Verdacht fällt auf die Ehefrau, Marina Langstrom, die von der Polizei von Los Angeles verhaftet wird.

Der Körper Langstroms weist zahlreiche Body-Modifications auf. So wurden ihm nicht nur ein Pentagramm unter die Haut implantiert, sondern auch zahlreiche Achate. Zudem finden sich in seinem Magen Haare mehrerer Personen.

Aber nicht nur die örtliche Polizei interessiert sich für den Fall, sondern auch das FBI, konkret in der Person von Special Agent Abe Douglas, dem schwarzmagische Rituale ebenso vertraut sind wie die Existenz von Dämonen. Er ist es auch, der seinen Freund, John Sinclair, um Unterstützung und damit nach Los Angeles bittet, denn nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein lange zurückliegendes Verbrechen rückt erneut in das Zentrum der Ermittlungen.

Zur Vorbereitung auf die Lektüre dieses John Sinclair-Romans habe ich Ihr Mann, der Zombie gelesen, der vor 37 Jahren, verfasst von Jason Dark, als Gespenster-Krimi Band 500 erschienen ist und der ebenfalls am 02.06.2020 in der Neuauflage des Gespenster-Krimi mit der Bandnummer 43 veröffentlicht wurde.

Ian Rolf Hill hat mit Seine Frau, die Hexe nämlich eine direkte Fortsetzung der Ereignisse um den im Auftrag von Asmodis mordenden Serienkiller Kiro Mason geschrieben. Mason, der mit Vorliebe junge Frauen tötete, wurde später zum Zombie und letztendlich durch einen Voodoo-Zauber seiner Frau, die dabei anscheinend ums Leben kam, besiegt und endgültig vernichtet.

Doch was ist im Universum des John Sinclair, der seinerzeit in besagtem Gespenster-Krimi noch keine Rolle spielte, schon endgültig? Der Tod jedenfalls nicht.

Ian Rolf Hill gelingt es, eine Verbindung zwischen den aktuellen Morden und den Jahrzehnte zurückliegenden Ereignissen um den Killer Kiro Mason herzustellen.

Schnell wird klar, dass die Täter unter fremdem Einfluss morden, besessen sind und dass es sich bei der scheinbar alterslosen Marina Langstrom nur um Masons Frau Armina handeln kann, deren neue Identität lediglich aus einem Anagramm ihres alten Namens gebildet wurde.

Armina ist damals zwar gestorben, wurde jedoch, wie auch in der vorliegenden Handlung, bereits zum wiederholten Mal durch die weiße Magie des Voodoo zurück ins Leben geholt.

Bei der Wiederbelebung Kiro Masons hatte wiederum der Teufel Asmodis seine Hand im Spiel.

Ian Rolf Hill berichtet auf den Seiten der Briefe aus der Gruft von seinen Recherchen zum vorliegenden Roman, besonders hinsichtlich der erwähnten Voodoo-Rituale und der besonderen Herausforderung, die dieses Projekt für ihn darstellte. Für den Leser ist es immer interessant, zu erfahren, was Wirklichkeit ist, zum Beispiel das Medical Detention Center in L.A., und was pure Fiktion darstellt.

Der FBI-Agent Abe Douglas und John Sinclair kennen sich schon lange, sind miteinander befreundet und haben schon so manchen Fall in Amerika gemeinsam gelöst, ob in New York oder im Delta des Mississippi.

Einen Gastauftritt hat Jane Collins, Privatdetektivin und Sinclairs Ex-Freundin.

Vergessen wurde von Hill auch nicht der damalige Lieutenant Spencer, der jetzt Captain des Polizeireviers Downtown Los Angeles ist und dem hier eine – leider – tragische Rolle zuteilwird.

John Sinclair wird etwa ab der zweiten Hälfte des Romans in das Geschehen involviert.

Mit seiner Ankunft in Los Angeles nimmt dann die Handlung richtig Fahrt auf, wird spannender, fesselnder, die Ereignisse überstürzen sich und man mag das Heft bis zum dramatischen Finale gar nicht mehr aus der Hand legen.

Sinclairs Konfrontation mit Asmodis, das Verschwinden von Abe Douglas, die Wiedererweckung von Armina, der Wettlauf gegen die Zeit – eine Menge Spannungselemente, die Ian Rolf Hill hier gekonnt einsetzt.

John Sinclair wird als tougher Ermittler mit reichlich trockenem Humor charakterisiert.

Genial erscheint mir der Hotdog-Vergleich auf Seite 54 als Erklärung für das Vorgehen Kiro Masons und mein Lieblingszitat zuvor auf Seite 49, bei dem ich wirklich lachen musste: […] später stoppten wir in einer vornehmen Wohngegend, aus der der Bungalow der Langstroms herausstach wie ein Nudist im Nonnenkloster. […]

Anmerken möchte ich noch, dass ich zu Beginn des Romans etwas irritiert war, dachte ich doch anfangs, dass Ernest Langstrom bei der Verhaftung seiner Frau bereits tot sei: Die Vergiftung, der präsentierte Mageninhalt, bereits entfernte Implantate – das alles vermittelte mir den Eindruck einer schnell durchgeführten Obduktion.

Man sollte also den Roman von Beginn an aufmerksam lesen. Zu empfehlen ist selbstverständlich die Vorablektüre von Gespenster-Krimi 500 bzw. der Neuauflage von Band 43 oder aber von Dämonen-Land Band 101, ebenfalls unter demselben Titel erschienen. Dann funktioniert Seine Frau, die Hexe am besten und der Leser kommt so in den Genuss eines bemerkenswerten Romans.

(stb)