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Dreizehn Jahre im Wilden Westen – Kapitel XXVIII

Dreizehn Jahre im Wilden Westen
Oder: Abenteuer des Häuptlings Sombrero
Nürnberg, 1877

XXVIII. Expedition zum Canadian River. Friedensverhandlungen mit den Kiowa. Sombrero. Jagd mit Freund Palacosh. Cadfish Creek. Schlacht mit Comanchen. Staked Plains. Rückkehr zum Cadfish Creek. Jagd am Rio Brazos. Ein feiger Offizier. Rückkehr nach Jacksboro.

Die C-Kompanie, die ebenfalls hinausgegangen war, wurde von einer starken Rotte Indianer überfallen und musste sich mit dem Verlust von zwei Pferden zurückziehen. Eine andere Kompanie wurde bei Buffalo Springs von den Rothäuten angegriffen, schlug sie aber nach kurzem Gefecht in die Flucht.

Es wurden nun Vorbereitungen für eine große Expedition getroffen, da die Indianer, wie es schien, beinahe sämtlich auf dem Kriegspfad waren. Eines feinen Morgen traten wir die Reise an. Die Force bestand aus etwa fünfhundert Mann Kavallerie mit ihren Packtieren, zweihundert Mann Infanterie, die zur Bedeckung der Wagen, von denen über hundert dabei waren, und zum Straßenbau gehörten, denn alle Augenblicke kam man an ein Flüsschen, wo die Proviantwagen nicht durch konnten. Dann war in zwanzig Minuten eine Brücke fertig, oft gab es steile Abhänge, die herunter gearbeitet werden mussten, dann Gräben auszufüllen usw., kurz, die Hacken und Spaten, von denen wir einen ganzen Wagen voll hatten, lagen nie eitel.

Wir hatten noch dreißig Tonkowa dabei, die als Führer und Scouts dienten. Das Indian Territory, Youngs Territory und Panhandle von Texas durchstreiften wir und kamen hinauf bis an den Canadian River. Die Wagen wurden am Red River zurückgelassen und nur die Kavallerie ging mit Packtieren in die Gebirge. Doch hatten wir ein leichtes zweirädriges Fuhrwerk mit einem Instrument am Rad befestigt, um die Entfernungen zu messen, was sehr oft umstürzte und dem Kutscher große Sorgen machte, denn er blieb oft zurück und war fortwährend in Furcht, von den Indianern aufgegabelt zu werden. Als wir eines Tages einige Indianer überraschten und er wieder eine Strecke zurückgeblieben war, ließ er seinen Wagen stehen, sprang auf das Maultier und kam uns im Galopp nachgesprengt. Am Abend musste man eine Abteilung Kavallerie mit ihm zurückschicken, um seinen Wagen zu holen, denn um die Welt wäre er nicht allein gegangen. Nachts hielten wir einmal auf einem Berg, der oben so schüsselartig geformt war, dass man unser Lager nicht sehen konnte, bis man beinahe darin war. Alles, außer der Wache, war schon in tiefem Schlaf. Ich saß im Lager unserer Tonkowa, das einige hundert Schritte vom Hauptlager entfernt war und plauderte mit ihnen, als sie sich plötzlich auf den Boden warfen und ein Stück hinauskrochen. Ich folgte ihrem Beispiel und wir lagen so im Gras. Einer von ihnen hatte einen alten Soldatenrock um einen Busch, der etwa fünfzig Schritte von uns entfernt war, geknüpft und einen alten Hut darauf gesetzt, worauf er zu uns zurückkroch. Nun hörte ich Pferdegetrappel und bald konnte man in der Finsternis die Formen einiger zwanzig Reiter Comanchen unterscheiden. Sie kamen den Berg heran auf uns zu geritten, hatten aber von unserem Dasein keine Ahnung. Plötzlich erblickten sie den verkleideten Busch, stießen, denselben für eine Wache haltend, ihr Kriegsgeschrei aus und feuerten ein halbes hundert Schüsse in den armen alten Rock. Nun aber ertönte das Kriegsgeschrei der Tonkowa und wir gaben ihnen eine Salve, die sie nicht schnell vergaßen. Viele stürzten tödlich getroffen vorwärts auf ihre Pferde. Sie wurden aber, von den anderen unterstützt, fortgebracht. Ihre Verwirrung war groß, einige sprengten in der Finsternis gerade mitten durch das Lager über die schlafende Mannschaft, die ihnen noch einige Kugeln nachsandte, die anderen kehrten um und galoppierten den Berg hinab. Wir hatten einen ganzen Monat lang, während wir Youngs Territory durchstreiften, sehr schlechtes Wasser, dessen Hauptteile Alkali, Gipsspat und Salz waren, sodass einige unserer Leute davon so geschwächt wurden, dass man sie nicht anders als auf Tragbahren, die auf Packtiere geschnallt wurden, weiterbringen konnte. Den Pferden war der Kopf und Hals dick aufgeschwollen, was sich aber verlor, sobald wir wieder gutes Wasser bekamen. Oft stießen wir auf große Quellen, deren Wasser eisig kalt war. Stand es aber ein wenig, so schmeckte es so bitter wie Galle.

Je näher wir an den Canadian River kamen, desto zahlreicher wurden die Spuren der Indianer. Wir verfolgten manchen Schwarm und erbeuteten Pferde, Sättel und andere Kleinigkeiten. Am Fluss angekommen, schwärmte alles von Kiowa und Nordcomanchen, die uns fortwährend auf allen Seiten folgten und oft nachts probierten, eine Stampede unter unseren Pferden anzustellen, was ihnen auch einmal so weit gelang, dass sich sämtliche Pferde losrissen. Sie wurden aber von uns sogleich wieder zum Stehen gebracht und eingefangen. Am nächsten Tag, als einer von unseren Tonkowa etwas zu weit vorausritt, wurde er plötzlich von feindlichen Indianern umringt. Da er wohl wusste, dass in ihre Hände zu fallen, sicherer Tod sei, begann er gleich den Kampf. Diese aber riefen ihm zu, dass sie freundlich gesinnt seien und Frieden zu machen wünschten, und schickten ihn mit einer Botschaft an den kommandierenden Offizier zurück. Wir machten Halt und gingen ins Lager. Am nächsten Tag erschien auf einem Berg vor dem Lager eine Deputation von drei Indianern, einen weißen Lappen auf einer Lanze schwingend. Nach langem Hin- und Herreiten ließen sie endlich eine gleich starke Anzahl von unseren Leuten nahe kommen und die Unterhandlungen begannen. Nachmittags war die ganze Stärke der Kiowa auf einem Hügel aufgezogen. Auf einem gegenüberliegenden, etwa eine Meile entfernt, standen wir in Schlachtlinie. Nun ritten sechs Häuptlinge langsam vor und zu gleicher Zeit ritten fünf Offiziere und ein Dolmetscher von uns weg.

Man begegnete sich auf halben Weg, wo die Friedensverhandlungen im Angesicht beider Parteien begannen, welche natürlich sehr gespannte und aufmerksame Beobachter waren, da das kleinste Missverständnis der Unterhandelnden eine blutige Schlacht hervorgerufen hätte. Der Friede wurde geschlossen. Die Kiowa versprachen, sofort in ihre Reservation nach Fort Syll zurückzukehren, dort die von dem Wagenzug geraubten neunzig Maultiere auszuliefern und friedlich zu bleiben, was sie auch teilweise hielten, bis Satanta und Big Tree aus dem Gefängnis zurückkehrten und wieder neue Kriege anzettelten.

Sie klagten Hunger, was aber eine Lüge war, da Büffel, ihr Hauptnahrungsmittel, gerade hier sehr zahlreich waren. Doch gab man ihnen einige Säcke Mehl, verbot ihnen aber, unserem Lager nahe zu kommen. Am nächsten Tag traten sie die Reise nach Fort Syll an, während wir uns ebenfalls auf den Weg machten und nach einigen Wochen den Fluss Brazos erreichten, wo wir an der Mündung eines kleinen Flüsschens für einige Wochen Rast hielten, um unsere stark mitgenommenen Pferde zu rekrutieren. Auch hatten wir etwa Hundertzwanzig Pferde verloren, die den Strapazen unterlegen waren. Hier verbrachten wir unsere freie Zeit mit Fischen und Jagen. Ich ging damals viel mit den Tonkowa auf die Jagd und lernte manches Nützliche von ihnen.

Am Canadian River war ich einst mit ihnen auf der Büffeljagd gewesen. Da mein Pferd manchmal sehr halsstarrig war und immer große Furcht vor Indianern hatte, so ging es mit mir durch. Ich hatte zwar schon meinen Büffel geschossen, konnte aber mein Pferd nicht halten und fort ging es durch Dick und Dünn, unter Bäumen und Sträuchern weg, wobei ich meinen Hut verlor, den ich, nachdem ich das Pferd gebändigt hatte, nicht mehr finden konnte. So ritt ich nach langem vergeblichen Suchen zurück, wo die Tonkowa damit beschäftigt waren, die erlegten Büffel zu zerlegen. Ich zog da von einem Kalb die Haut ab, woraus ich mir eine Kappe machte, den Schwanz als Verzierung hinten hinabhängen lassend. Daran knüpften die Tonkowa noch einige Maschen von roten Bändern und nannten mich Sombrero grande. Dieser Name wurde mir bald überall beigelegt. Den beschriebenen Hut trug ich so lange, bis wir zurück zu den Wagen kamen, wo ich einen anderen fand. Auch erregte ich mit demselben bei der Unterhandlung mit den Kiowa großes Aufsehen. Da das Kalb sehr fett war, blieb eine große Menge Talg an der Haut, woraus ich die Mütze machte, hängen. Dadurch wurde sie nicht nur sehr schwer, sondern auch unangenehm zu tragen, denn so oft die Sonne warm schien, schmolz der Talg in meinem Hut, lief mir über Kopf und Gesicht, klebte mir die Augen zu und die Haare zusammen, sodass ich sie kaum mehr kämmen konnte.

Beim Baden in dem Flüsschen, als ich mich eines Tages mit meiner Schwimmkunst produzierte, kam eine riesengroße Mokassin- Schlange mir nachgeschwommen und versuchte alles, um auf meine Schulter zu kriechen. Mir wurde elend Angst und ich schwamm mit einer unübertroffenen Schnelligkeit. Doch so oft ich den Kopf wandte, sah ich den Kopf der Schlange dicht auf meinem Nacken, was mich zu noch größerer Tätigkeit ermunterte. Als ich beinahe am Ufer angekommen war, wandte sich die Schlange und schwamm ruhig auf einen über dem Wasser hängenden Strauch zu, an dem sie hinaufkletterte, während ich weniger ruhig an Land kroch und meine Kameraden, die mit diesem Wettschwimmen höchst amüsiert gewesen waren, was sie durch Lachen und Zurufen bewiesen hatten, tüchtig schimpfte, doch hatte ich an ihrer Stelle ganz dasselbe getan.

Am darauffolgenden Tag ging ich mit meinem Freund Palacosh, einem jungen Tonkowa, auf die Jagd. Da sein kleiner Bruder, ein gewandter Junge von ungefähr zehn Jahren, mich darum bat, so ließ ich ihn auch mit. Wir waren mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, trugen auch unsere Revolver, aber hatten die Gewehre im Lager gelassen. Wir streiften auf einem hohen Berge herum, schossen einige Rebhühner, das heißt Palacosh schoss sie, denn ich war nie ein guter Schütze mit Bogen und Pfeil, als ich einen Silberfuchs entdeckte, der ganz ruhig im dicken Gebüsch lag. Ich gab Palacosh ein Zeichen, er schlich heran und sandte Herrn Reineke einen Pfeil durch den Hals. Der Fuchs sprang sogleich auf und lief davon. Wir folgten seiner Spur und bald fanden wir ihn wieder. Ein zweiter Pfeil durchdrang seinen Körper hinter der Schulter; dennoch lief er weiter und verschwand zwischen den Büschen. Wir suchten lange, ohne ein Zeichen von ihm zu finden. Da wir jedoch entschlossen waren, ihn zu haben, so teilten wir uns auf. Ich ging auf einer Seite des Berges herum, während Palacosh die andere Seite zu examinieren unternahm. So kam ich an das Ende des Berges, wo er steil in das Tal abfiel, ohne irgendeine Entdeckung gemacht zu haben. Da Palacosh noch nicht zu sehen war, setzte ich mich auf einen großen Felsen und ließ mir das Pfeifchen schmecken. Von einem Geräusch aufmerksam gemacht, das von unter dem Felsen her zu kommen schien, erhob ich mich und sah mich um, bemerkte aber außer einem großen Loch, das unter dem Felsen in die Erde führte, nichts und wollte mich eben wieder fetzen, als ich die feine Stimme des kleinen Jungen hörte, der rief: »Sombrero, neno jalos atrocone« d.h. »Sombrero, ich fand den Fuchs.« Ich konnte aber den Jungen nirgends sehen. Plötzlich wurde es lebendig in dem Loch unter dem Felsen und der Hinterteil des kleinen Indianers kam zum Vorschein, dann der übrige Körper und nun stand er vor mir, den toten Fuchs beim Schwanz haltend. Der Fuchs, tödlich getrosten, war in seinen Bau geeilt und dort verendet. Der Junge hatte seine Spur gefunden, war ihr gefolgt, zu dem Fuchs in den Bau gekrochen und hatte ihn mit großer Anstrengung, da beide beinahe von einer Größe waren, herausgeholt. Wir zogen ihm das hübsche Fell ab, welches Palacoshs Mutter zubereitete. Ich ließ mir später eine Kappe davon machen. Den Kleinen ließ ich darauf oft mit mir gehen und fand ihn immer sehr nützlich. Er seinerseits war furchtbar stolz darauf, mit Sombrero jagen zu gehen. Bald hörte das faule Leben jedoch wieder auf und wir machten uns auf den Weg, um in das bisher von Weißen noch nie betretene Gebiet der feindlichen Cuahate-Comanchen einzudringen, wo wir manches zu erleben hatten.

Unser Weg führte uns an Double Mountain vorbei. Da mussten wir eine Nacht ohne Wasser zubringen und erreichten erst am nächsten Abend einen Fluss mit gutem Wasser, der Sweet water fork of Brazos genannt wurde. Von dort drangen wir weiter vor und erreichten Cadfish Creek, an dessen Quellen schon seit Jahren das Hauptlager der Comanchen war, welches wir zu zerstören beabsichtigten. Als wir nun etwas vorsichtiger vorrückten, sah man berittene Indianer von allen Seiten auf den Bergen schwärmen, jedoch war es nutzlos, sie dort anzugreifen, denn bis wir auf einen Berg kamen, waren sie schon auf einem anderen. Gegen Abend, als es Zeit zum Haltmachen war, wurden sie besonders zahlreich. Meine Schwadron griff an und jagte sie schnell zurück.

Darauf machten wir Halt, kochten unser Essen, ließen die Pferde grasen, bis es ganz finster war, worauf wir wieder sattelten und bis gegen elf Uhr nachts ritten. Dann machten wir in einem von Bergen umgebenen Tal Halt. Die Pferde wurden angebunden, Wachen aufgestellt und alles so sicher wie möglich gemacht. Ich unterhielt mich noch etwas mit den Tonkowa, die sich auf einen niederen Platz zurückgezogen hatten und auf einen Angriff von den Comanchen mit Gewissheit rechneten. Ich versprach im Fall eines Angriffs mit ihnen zu sein, ging zu meinem Platz und begab mich zur Ruhe. Bald war ich im tiefen Schlaf. Gegen ein Uhr weckte mich das Geheul der Wölfe und Kojoten, welches nicht ganz natürlich klang, doch beruhigte ich mich und wollte eben wieder einschlafen, als plötzlich das Kriegsgeschrei aus tausend Comanchenkehlen ertönte. Zugleich wurde eine Salve aus Gewehren, Pfeilen und Pistolen über unsere Köpfe abgefeuert. Jedermann sprang zu seinem Pferd, aber zu spät. Sie hatten sich beim ersten Schrei und Schuss sämtlich losgerissen und waren in der Finsternis verschwunden. Sobald ich überzeugt war, dass mein Pferd verloren schien, lief ich zum Lager der Tonkowa, wo es sehr lebhaft herging, legte mich neben meinem Freund Palacosh in einen Graben und pfefferte lustig auf die Comanchen, die das Lager von allen Seiten angegriffen hatten. Bald verstummte jedoch der Lärm und es herrschte eine drückende Ruhe. An die fünfhundert Pferde waren verloren und der Oberst sandte mich mit ein paar Dutzend Mann hinaus, um die Pferde in der Nähe des Lagers einzufangen. Ich drang weit vor, doch hatte ich bald keine Leute mehr, denn sobald ich einige Pferde hatte, schickte ich sie der Sicherheit wegen gleich ins Lager. Ich hatte ungefähr fünfundsiebzig zusammengebracht, als ich mich ganz allein fand, und zwar weiter vom Lager entfernt, als ratsam schien. Ich kehrte also um und gab das Geschäft bis Tagesanbruch auf. Sobald aber der Tag anzubrechen fing, war alles in Bewegung. Pferde, Packtiere und Maultiere wurden gesattelt. Ich hatte ein Pferd von den Tonkowa bekommen und war mit ihnen auf die Anhöhe geritten, wo unsere Pferde überall herumliefen oder standen, um noch einzufangen, was möglich war.

Die Comanchen waren ebenfalls da und sehr geschäftig, um ihrerseits ebenfalls so viel Pferde wie möglich fortzubringen und die Koppeln von ihren Füßen abzunehmen. Auf einem Areal von sieben bis acht Meilen waren zerstreute Pferde, Indianer und Soldaten, denn unsere Leute, die ihre Pferde verloren hatten, waren auch heraufgekommen und nahmen manches Pferd wieder. Von allen Seiten her hörte man das Gerattel von Karabiner- und Pistolenschüssen sowie das Geschrei der Comanchen und Tonkowa, die tüchtig aufeinander losgingen.

Ich hatte eben zwei Pferde gefangen und war beschäftigt, auf der Erde kniend ihnen die Koppeln von den Vorderbeinen abzumachen. Da diese aber von dem Laufen in der letzten Nacht sehr fest angezogen waren, so war es langsame Arbeit. Plötzlich sprengten zwei Indianer auf mich zu, mit ihren alten Pistolen eifrig schießend. Da ich aber nie einen großen Respekt vor Indianern als Pistolenschützen hatte und auch meine Pferde nicht loslassen wollte, so beachtete ich sie nicht, sondern arbeitete ruhig fort, bis sie mir doch etwas gar zu nahe kamen. Ich packte meinen Karabiner und legte an, was ihnen aber so wenig behagte, dass sie kehrt machten. Im gleichen Augenblick kamen einige Tonkowa auf sie gestürzt und es folgte ein interessanter Kampf, welchen ich weiter zu beobachten jedoch keine Zeit hatte. Ich nahm meine Pferde, übergab sie den Ersten von meinen Leuten, die ich zu Fuß traf und machte mich wieder auf den Weg, um noch weitere einzufangen. Ein Offizier kam nun herauf mit etwa vierzig Mann und verfolgte einen Teil der Indianer, welche nach einer Schlucht galoppierten, aber kaum waren unsere Leute darin, als einige hundert Comanchen, die dort verborgen waren, auf sie stürzten und ihnen den Rückzug abschnitten. Nun entstand ein hitziges Gefecht. Die Indianer kämpften mit großem Mut. All unseren Toten waren die Wunden schwarz gebrannt vom Pulver, so nahe waren die Feinde auf sie eingeritten. Die Tonkowa bemerkten nun die gefährliche Lage unserer Leute, stürzten sich auf die Indianer und kämpften mit einer solchen Wut, dass sich die Kompanie aus der Schlucht zurückziehen und ihnen ihre Rettung verdanken konnte. Nun waren auch die übrigen Truppen heraufgekommen und das Gefecht wurde allgemein: vierhundertfünfzig Soldaten, vierzig Tonkowa auf einer Seite, tausend Comanchen auf der anderen. Von Tagesanbruch bis Mittag ging es heiß her, als endlich die Comanchen die Flucht ergriffen. Wir blieben einige Stunden auf dem Schlachtfeld, um unsere Toten zu begraben sowie Waffen und andere Beute zusammenzusuchen. Die Leute ohne Pferde wurden nun zu den Wagen zurückgeschickt, während wir auf das Indianerdorf vorrückten. Dort kamen wir am anderen Tag an, fanden es aber bereits verlassen. Nur eine Anzahl Hunde hatten sie in der Eile zurückgelassen, welche uns folgten. Nach einigen Stunden Rast ging es wieder weiter ihren Spuren nach, die uns auf die Staked Plains brachten. Es regnete und hagelte, dabei blies ein heftiger Wind, dass einem die Zähne klapperten. Tag und Nacht schwärmten die Krieger um uns, alle Augenblicke einen Angriff machend, sodass von Schlaf keine Rede war, von Absatteln ebenso wenig, denn stieg man ab, so waren die Rothäute schon da und auf und darauf ging es dann wieder. Hielten wir einige Stunden, so konnten von je drei Mann zwei schlafen, die anderen mussten wach bleiben und die Pferde beim Zügel halten, während eine Kompanie fortwährend zu Pferd sein musste, um Angriffe abzuschlagen, sodass die anderen etwas Ruhe genießen konnten. Eine Nacht besonders wurden wir fortwährend angegriffen.

Mein Hauptmann, der eine Linie Reiter aufgestellt sah, ritt darauf zu und schrie: »Warum zum Teufel rückt denn diese Kompanie nicht vor?«

Groß war aber sein Erstaunen, als die vermeintliche Kompanie das Kriegsgeschrei der Comanchen ausstieß und wirklich auf ihn vorrückte. Er sprengte eilig zurück. Wären wir ihm nicht halbwegs entgegengekommen, so wäre dies seine letzte Nacht gewesen. Vier Tage und Nächte dauerte der Kampf. Während der ganzen Zeit hatten wir keinen Tropfen Wasser gefunden. Zuletzt kamen wir an einen Weiher mitten auf den Staked Plains, wo wir die Verfolgung aufgaben, denn die Mannschaft und mehr noch die Pferde waren erschöpft. Letztere waren erst nach einigen Tagen Rast imstande, zurückgetrieben zu werden, denn außer dem leeren Sattel konnten sie für einige Tage nichts mehr tragen. Die vielen Lodge poles (lange Stangen, um welche die Indianer ihre Zelte hängen), dienten uns als Feuerholz und ein Becher guten Kaffees nach so langer Zeit flößte uns neue Kraft ein. Gleich konnte man von allen Seiten des Lagers wieder schlechte Witze hören. Die Pferde ließen wir frei laufen, denn von einer Stampede durch Indianer war bei ihrem jetzigen Zustand keine Rede. Nun traten wir unseren Rückzug an, jeder Mann sein Pferd führend und außer den Waffen einen Lodge Pole tragend, welches uns als Feuerholz diente, da man auf den Staked Plains weder Baum noch Strauch findet. Es war ein interessanter Zug, und manches Pferd mussten wir zurücklassen, ehe wir Cadfish Creek erreichten. Hier versteckten wir sämtliche überschüssige Sättel, Vorräte und Waffen in Gräben, wo wir sie später wieder holten. Wir marschierten auf den Rio Brazos zu, wo wir früher unsere Wagen verlassen hatten, trafen aber auf dem Weg einen Schwarm Indianer, welche in eine furchtbare Felsenmasse voll kleiner Höhlen flüchteten. Sie wurden von uns umringt. Nun hatten wir sie zwar in den Felsen, aber die Schwierigkeit war, sie herauszuholen, denn sehen konnten wir sie nicht und jeder, der in die Nähe kam, wurde von ihnen erschossen. Unser Oberst war der Erste, er erhielt einen Pfeil durch das Bein, der ihn vergiftete, und beinahe wäre er daran gestorben. Der Nächste erhielt eine Kugel durch die Lunge, ein Dritter kam nicht besser weg. Doch die Tonkowa schafften bald Rat. Sie waren über den Berg geritten und schossen nun gerade von oben herunter auf die Comanchen. Von zwei Seiten angegriffen, mussten sie sich doch auf einer oder der anderen bloßstellen, und bald waren sie von Kugeln durchlöchert. Einige waren verwundet, dass sie nicht mehr stehen konnten. So legten sie sich hin, unterhielten aber fortwährend ein tödliches Feuer. Sobald der Letzte fiel, sprangen die Tonkowa von oben auf sie herunter, traktierten sie mit Messerstichen und skalpierten, dass es eine Freude war. Wir mussten bleiben, bis eine Ambulanz vom Lager gebracht werden konnte, ehe wir die Reise zu den Transportwagen fortsetzten. Endlich nach vielen Strapazen langten wir dort an, um uns eine Woche lang auszuruhen. Während dieser Zeit ging unser Vorrat an frischem Fleisch zu Ende. Ich wurde mit einigen unserer Leute hinausgeschickt, um Wild zu schießen. Ein Tonkowa schloss sich mir an, leider aber auch ein Infanterie-Offizier, Lieutenant Sp., der natürlich die Partie kommandieren wollte. So ritten wir etwa fünf Meilen und kamen in die Nähe des Rio Brazos, als ich einen Hirsch verwundete, den ich aber wieder verlor. Wir ritten deshalb auf der Bergkette, welche den Fluss umgab, entlang, während der Tonkowa im Flusstal fortritt, um womöglich den Hirsch noch zu finden. Er fand die Spur und folgte ihr nach, ohne sich viel umzusehen, denn hätte er seine Augen offen behalten, so hätte er fünfzig Schritte hinter sich einen Comanchen reiten sehen, der ihn für einen Kameraden hielt und ihm ruhig folgte. Der Tonkowa fand den Hirsch und streckte ihn mit einem Schuss nieder. Er war eben im Begriff, ihn auszuweiden, als ein paar Comanchen, die den Schuss gehört hatten, auf ihn zugeritten kamen. Tonkowa John feuerte sogleich auf sie, als der, welcher John gefolgt war und nun seinen Irrtum einsah, ebenfalls seine Pistole nach ihm abfeuerte.

John dachte, wie er mir später erzählte: »Mich denk, mich besser geh.« Er fügte auch die Tat hinzu, sprang auf sein Pferd und nahm Reißaus. Wir hatten den Schuss gehört und waren abgestiegen, um auf das Erscheinen Johns mit dem Hirsch zu warten, als er auf einer Anhöhe sichtbar wurde, mit den Armen uns Zeichen machend. Ich merkte sogleich, dass er anderes Wild als einen Hirsch gefunden hatte und sprengte auf ihn zu. Die anderen folgten so schnell sie konnten.

Schon von Weitem rief nur der Tonkowa zu: »Sombrero, neno jalos esucion (Sombrero, ich fand Comanchen).« Er wandte sein Pferd und galoppierte dem Rio Brazas zu. Am Ufer angekommen, durften wir auch nicht lange suchen, denn zwölf Comanchen kamen uns entgegen, während ich noch eine Herde Pferde im Tal bemerkte und daher der Meinung war, dass vielleicht ein Teil Krieger im Gebüsch am Fluss versteckt war. Ich wandte mich um, um meine Leute an Vorsicht zu mahnen. Groß war aber mein Erstaunen, als ich außer dem Tonkowa und meinem Freund Y. niemand erblickte. Der Herr Lieutenant S. war mit den Übrigen fortgesprengt, um, wie er mir später sagte, Verstärkung vom Lager, das sieben Meilen entfernt war, zu holen. Die Kühnheit der Indianer wunderte mich nun auch nicht mehr, von denen drei bis auf zweihundert Schritte heranritten und sich mit dem Schwenken ihrer Schilde und dem Abfeuern von alten Pistolen auf uns belustigten, dabei ein ganz melancholisches Kriegsgeschrei ausstießen, welches John mit seinem eigenen in viel kräftigerer Stimme beantwortete. Die anderen Indianer waren von ihren Pferden gesprungen, hatten sich ins Gebüsch gelegt und fingen nun ein Preisschießen an, dem wir als Scheibe dienen sollten. Sie bewiesen sich aber als ganz schlechte Schützen. Da wir drei dieser Vorstellung nicht den ganzen Tag zusehen konnten, ohne für unseren Eintritt zu bezahlen, so stiegen wir ab und feuerten zu gleicher Zeit auf die drei Indianer zu Pferde, was diese in solche Aufregung versetzte, dass einer von ihnen tot vom Pferd stürzte. Die anderen zwei beugten sich vom Pferd zum Boden hinab, zogen den Toten aufs Pferd. Einer legte ihn vor sich über den Sattel wie einen Sack Mehl und dann ritten sie davon. Diese waren wir los. Nun lenkten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Scharfschützen im Gebüsch, denen wir etliche Salven gaben, dass sie sich eilig auf ihre Pferde setzten und Geschäften in einer anderen Gegend nachgingen.

Das Schlachtfeld war unser, aber die Pferde, welche ich im Tal bemerkte, hatte eine Squaw während des Gefechts davongetrieben. Hätte uns der Lieutenant nicht diesen elenden Streich gespielt, so wäre alles unsere Beute geworden. Wir ritten zurück zum Lager, wo ich meinen Rapport machte und es nicht fehlen ließ, den Lieutenant beim Oberst als einen ganz lumpigen Feigling zu bezeichnen, der nicht nur selbst davon ließ, sondern auch meine Leute abhielt, ihre Schuldigkeit zu tun. Am nächsten Morgen ritt der Oberst selbst hinaus, in Begleitung von sämtlichen Offizieren und fünfzig Mann, um den Platz in Augenschein zu nehmen. Nachdem ich ihm die verschiedenen Stellungen erklärt hatte, gab er dem Lieutenant vor den Anwesenden einen tüchtigen Verweis. Dieser aber wurde von jedermann mit Verachtung angesehen. Sogar die Tonkowa, wenn er an ihrem Lager vorbeikam, riefen ihm nach und erlaubten sich schlechte Witze über ihn zu machen. Im Gebüsch, wo die Schützengesellschaft der Comanchen gelegen hatte, fand man noch ein blutiges Buckskin-Hemd mit einem Kugelloch auf der Brust, ein Hirschfellsäckchen mit der big medicin eines Kriegers und andere Kleinigkeiten, welche zeigten, dass auch diese Gesellschaft nicht so ganz ohne Schmisse davongekommen war.

Bei unserer Rückkehr ins Lager fand ich eine famose Büffelzunge auf mich wartend, welche Tonkowa Johns Frau extra für Sombrero gebraten hatte, und welche dieser auch mit großem Appetit verzehrte.

Der Rückzug nach Jacksboro wurde nun angetreten. Das war ein trauriges Bild. Über die Hälfte der Kavallerie ging zu Fuß, die Wagen, von denen jeder mit sechs schönen, fetten Maultieren herausgekommen war, hatten nicht mehr wie drei für den Wagen, die Übrigen waren von der Kavallerie zusammengeritten und die Wagentiere waren so mager und elend von den Strapazen geworden, dass wir ihrer noch viele auf dem Weg verloren. Die Mannschaft selbst sah aus wie eine Bande Räuber, die Kleider zerlumpt und in Fetzen, viele hatten Hosen aus Kornsäcken gemacht, andere Schuhe aus roher Büffelhaut und über die Luftigkeit der Hüte konnte sich niemand beklagen. Nur der alte unsterbliche Humor lag noch in den Zügen der Krieger. Wir marschierten sehr langsam und erreichten nach acht Tagen Double Mountain, wo wir die Nacht wieder ohne Wasser zubringen mussten. Da wir aber vom kalten Wind tüchtig ausgeblasen waren und etwas warmer Kaffee eine Notwendigkeit erschien, so nahmen zwei von uns bewaffnet einige große Kessel und ritten zu dem vier Meilen weit entfernten Rio Brazos aus, um Wasser zu holen. Es war halb zehn, als wir den Fluss erreichten. Kaum hatten wir unsere Kessel gefüllt, als sich ein Pferdegetrampel vernehmen ließ. Wir machten uns eilig in den Schatten eines überhängenden Felsen, von wo aus wir eine große Schar Indianer beobachteten, welche herangekommen waren, um ihre Pferde zu tränken, worauf sie ruhig weiter ritten. Sobald sie verschwunden waren, nahmen wir unser Wasser und traten den Rückweg zum Lager an, welches wir um elf erreichten. Trotz der späten Stunde wurde die Hälfte unserer Ladung Wasser in starken Kaffee verwandelt und mit großem Behagen getrunken. Die andere Hälfte wurde für das Frühstück aufgehoben.